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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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zusätzlich betonte. „Warum kann sich niemand meinen Namen merken? Celia! Ist das denn so schwer?“ Als sie aber die fassungslose Miene der Äbtissin bemerkte, senkte sie beschämt den Kopf. Unverzeihlich, dachte sie betroffen. Sie benahm sich wie ein Bauernmädchen. Da begegnete man ihr mit Freundlichkeit und Langmut, und sie zahlte es mit Ungeduld und Zorn zurück! Auch wenn sie wusste, dass die Klostervorsteherin von einfachen Leuten abstammte, weil sie, im Gegensatz zu den vornehmen Herrschaften, „Sie“ statt „Ihr“ oder „Euch“ sagte und keinen Unterschied zwischen Herr oder Lakai kannte, den man immer mit „Du“ ansprach, hatte sie immerhin ein gehöriges Maß an Respekt verdient. Schließlich hatte sie sich einen gewissen Rang erworben, indem sie das Kloster führte. Außerdem hatte sie sich nicht gescheut, sie – Celia – weiterhin als willkommenen Gast anzusehen, obwohl sie doch mittlerweile wusste, wie man außerhalb der Klostermauern zu ihr stand!
    Unterdessen tauschten Verena und Rebekka einen unsicheren Blick, wobei die Ärztin aufmunternd nickte, um der jungen Frau deutlich zu machen, dass sie nicht kampflos aufgeben sollte. Wenn Celiska die Freundin wirklich nicht erkennen sollte, wäre das kein gutes Zeichen, weil dann offenbar würde, dass sie sich nicht nur gefühlsmäßig vor Menschen zurückzog, dachte sie für sich. Konnte man jedoch erreichen, dass sie Verena doch noch als Angehörige eines intimeren Bekanntenkreises akzeptierte, wäre das ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
    „Aber du musst mich doch erkennen“, begann Verena nun auf Celiska einzureden. „Wir haben so viele schöne Stunden gemeinsam verbracht. Du hast mir immer versichert, dass ich deine beste Freundin bin. Warum …“ Sie brach mitten im Satz ab, weil die aufsteigenden Tränen ihre Kehle blockierten. Man hatte sie gewarnt, Celiska sei ein völlig anderer Mensch, erinnerte sie sich traurig. Aber dass es so schlimm war, hätte sie sich nicht träumen lassen! Als man sie um Hilfe gebeten hatte, hatte sie keine Sekunde gezögert. Doch nun musste sie sich eingestehen, dass sie nicht das Geringste für Celiska tun konnte. „Wenn du mich nicht erkennen willst“, konnte sie endlich hervorbringen, „dann gehe ich wohl besser.“ Niedergeschlagen wandte sie sich ab.
    Diese Stimme, grübelte Celia unterdessen. Woher kannte sie sie bloß? Sie hatte sie schon oft gehört, erinnerte sie sich nun. Und sie gehörte zu einer ganz bestimmten Person! Aber das … Konnte es wirklich sein? War dieses unmöglich angezogene Mädchen tatsächlich die, für die sie sich ausgab?
    „Venice?“ Die Frage war kaum zu hören, so leise erklang sie. „Venice? Bist du es wirklich?“
    Verena fühlte sich jäh am Arm gepackt und umgedreht. Mit tränenblinden Augen sah sie Celiska an und lächelte schmerzlich. Venice also, dachte sie betroffen. So war sie schon früher einmal genannt worden. Allerdings war ihr dieses Alarmzeichen damals gänzlich entgangen. Hätte sie gleich geschaltet, stellte sie schuldbewusst fest, hätte sie Celiska vielleicht frühzeitig helfen können.
    „Wie auch immer du mich nennen willst“, antwortete sie vorsichtig. „Ich war und bin immer noch deine Freundin.“
    Es dauerte einen Moment, doch dann wandelte sich Celiskas Verhalten schlagartig. Aus ihrer ablehnend ernsten Miene wurde ein freudig lächelnder Gesichtsausdruck. Ihre aufrechte und in innerer Abwehr erstarrte Körperhaltung aufgebend, schlang sie die Arme um Verena, stieß dabei ein frohes Lachen aus und küsste dann die verdutzte junge Frau auf beide Wangen.
    „Venice, meine Liebe!“ Celia hätte vor lauter Freude laut jubeln mögen, weil sie endlich jemandem gegenüberstand, dem sie voll und ganz vertrauen und den sie ungestraft kosen durfte. Sie hatte die Freundin nur nicht gleich wiedererkannt, rechtfertigte sie ihr eben noch unhöfliches Verhalten, weil diese so merkwürdig gekleidet war. Und das Gesicht hatte sie sich bemalt wie ein Straßengaukler, obwohl sie doch ohne Schminke weit hübscher war. Aber das alles war gar nicht wichtig, entschied sie nun im Stillen. Hauptsache war doch, dass Venice auch weiterhin zu ihr hielt! „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du mich besuchst. Hier ist es zwar wundervoll“, betonte sie mit einem scheuen Seitenblick auf die Äbtissin, „aber du hast mir gefehlt. Erzähle“, forderte sie aufgeregt, wobei sie die Freundin an den Händen packte und zum Bett

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