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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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Kloster wie du! Ich such mir stattdessen einen anderen jungen Mann aus, mit dem ich dann einfach durchbrenne.“ Weil sie nun offene Neugierde im Gesicht der Freundin erkannte, wurde sie wieder ernst und schluckte erst einmal. „Da ist nämlich schon lange einer, der mir viel besser gefällt als Nicholas“, erklärte sie leise. „Wenn er mich ansieht, bekomme ich Gänsehaut. Und wenn er mit den anderen Damen schäkert, möchte ich ihm am liebsten die Augen auskratzen, weil er sie überhaupt anschaut! Schade nur, dass er so selten kommt.“ Während sie redete, senkte sie leicht den Kopf, als genierte sie sich wegen ihrer Worte. Trotzdem ließ sie Celiskas Gesicht nicht eine Sekunde aus den Augen, denn sie wusste, dass jegliche Reaktion von größter Wichtigkeit sein konnte. „Wenn er mich fragen würde, müsste ich nicht lange überlegen. Victor ist …“ Mitten im Satz brach sie ab, denn die Freundin war mit einem Mal leichenblass, nur um im nächsten Augenblick wie angestochen hochzufahren.
    „Was?“ Celia meinte, jemand habe einen Eimer eiskalten Wassers über ihrem Haupt verschüttet. „Das kann …“ Sie fühlte ihren Körper unkontrolliert zittern und alles Blut aus ihrem Kopf weichen und setzte sich schnell wieder hin, um ja nicht umzufallen. Nur keine Ohnmacht, flehte sie. Sie konnte so was jetzt nicht brauchen! Nicht solange sie nicht sicher war, dass sie den Namen richtig verstanden hatte. „Wen meinst du?“, fragte sie schließlich gepresst.
    „Na, hab ich doch grade gesagt! Oder nicht? Victor meine ich“, erwiderte Verena sichtlich verunsichert angesichts der Tatsache, dass ihre Äußerung zu solch einer krassen Reaktion geführt hatte. „Nicholas’ Halbbruder.“ Sie sollte diesen Namen eigentlich nur nebenbei erwähnen und bei Nachfrage eine ganz bestimmte Geschichte erzählen, hatte aber keine Ahnung über die wahre Bedeutung dieser Person. Und so befolgte sie nun peinlich genau die Regieanweisung der Psychiaterin, die mehrfach betont hatte, wie wichtig es war, dass sie sich an den genauen Wortlaut ihres vorgegebenen Textes hielt.
    „Lebt er denn?“ Celia war kaum mehr in der Lage, ihrer Stimme genügend Kraft zu verleihen. „Ich meine … er ist nicht tot?“
    „Natürlich lebt er“, tat Verena nun entrüstet. „Was für eine komische Frage! Warum sollte er nicht leben? Er hat dich zwar vor den Räubern geschützt und dabei selbst eine schlimm aussehende Kopfwunde davongetragen. Aber er hat dich wohlbehalten bis zum Krankentrakt des Klosters zurückgebracht, wo man dich erst einmal aufpäppeln musste, weil du dich total erkältet hast.“ Da man sie daraufhin völlig entgeistert anstarrte, stockte sie für einen Moment, rekapitulierte im Geiste schnell noch einmal die vereinbarte Geschichte und fuhr dann fort: „Erinnerst du dich denn nicht mehr? Er hat dich abgeholt. Dann seid ihr überfallen worden. Und dann hat er dich zum Kloster zurückgebracht, weil du ohnmächtig warst und außerdem dein Kleid völlig zerrissen war. Nur weil das Kloster näher war, hat er dich nicht direkt zum Herrschaftshaus gebracht. Wir haben uns furchtbar gesorgt, weil es schon fast Abend wurde und ihr immer noch nicht da wart. Aber dann kam er und brachte uns die Nachricht.“
    Celia musste das Gehörte erst einmal verdauen. Nicht tot! Sie hatte ihn also gar nicht erschlagen! Victor lebte, und sie hatte keine Todsünde begangen. Eigentlich hatte sie sich dann also überhaupt nichts vorzuwerfen! Außer … außer … Nein, bloß nicht daran denken!
    „Er hat also erzählt, er habe mich vor Räubern geschützt“, brachte sie endlich mit belegter Stimme hervor. „Dieser Teufel!“ Sie fühlte unermesslichen Zorn in sich aufsteigen. Er konnte es einfach nicht lassen! Er musste jedermann täuschen, weil es ihm höllisches Vergnügen bereitete, die Leute in Verwirrung zu stürzen. Und in ihr hatte er ein ideales Opfer gefunden! Statt ihr gegenüberzutreten und sich für seine Schandtat zu entschuldigen, ließ er sie in dem Glauben, sie hätte ihn getötet und habe nun seinen rachedurstigen Geist vor sich. Wie niederträchtig! Wie gemein! Das war … das … das war wirklich Teufelswerk!
    Plötzlich erinnerte sich Celia an die Worte der Freundin, die so schwärmerisch und überaus verliebt geklungen hatte, und war mit einem Mal voller Angst um das Mädchen.
    „Nimm dich in Acht vor ihm“, warnte sie mit Unheil verkündender Stimme. „Er ist nicht viel besser als Nicholas. Auch er sucht bloß sein

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