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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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war wohl der größte Witz aller Zeiten. Die verwirrten Seelen, die ihrem ärztlichen Können anvertraut waren, waren keineswegs aus freien Stücken in einer geschlossenen Anstalt und schon gar nicht mit ihrer Umwelt im Reinen! Dennoch fuhr sie fort: „Sind Sie sicher, dass Sie Ihr ganzes Leben hinter den dicken Mauern eines Gebäudes verbringen wollen? Ohne jemals die Möglichkeit zu haben, ein eigenes Leben zu führen oder eine eigene Familie zu gründen?“, fragte sie.
    „Eigenes Leben?“ Celia hatte Mühe, ihre Stimme vor dem Überkippen zu bewahren. „Eigene Familie?“ Sie drängte die aufsteigenden Tränen zurück. „Ich könnte sowieso nie eine eigene Familie gründen. Und ein eigenes Leben kann ich auch nicht haben“, stieß sie erstickt hervor. „Er wird es nicht zulassen! Er wird mich nicht in Ruhe lassen. Ganz egal wo ich auch hingehe, er ist immer da und wird immerzu da sein. Wie soll ich da ein eigenes Leben haben?“
    „Wer?“, parierte Rebekka geistesgegenwärtig.
    „Victor!“ Celia begann unkontrolliert zu zittern. „Er kommt ja sogar hierher, nur um mir zu zeigen, dass ich ihm nicht ausweichen kann. Er ist ein Teufel! Er … ich …“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte nun laut. „Ich bin verloren“, schluchzte sie unglücklich. „Er will meine Seele, um mich quälen zu können. Aber das kann ich nicht zulassen! Lieber sterbe ich, bevor er mich in den Abgrund ziehen kann.“
    Die Ärztin schwieg erschüttert. Dass man sich so sehr vor den eigenen Gefühlen fürchten konnte, hatte sie nicht geahnt. Und Celiska fürchtete sich eindeutig davor! Es konnte einfach nicht anders sein, denn in der realen Welt hatte nie jemand versucht, ihr körperliche Gewalt anzutun.
    „Wenn Sie mir die ganze Geschichte erzählen“, begann Rebekka behutsam, während sie sich neben Celiska niederließ, „kann ich vielleicht besser verstehen. Aber ich muss wirklich alles wissen. Sonst kann ich Ihre Bitte um Aufnahme in den Orden nicht erfüllen.“ Sie war versucht, die weinende junge Frau an sich zu ziehen, um sie durch eine Umarmung zu trösten. Aber sie verzichtete auf diese Geste, als ihr jäh einfiel, dass sie ja die Rolle einer gestrengen Klostervorsteherin zu spielen hatte, die ihre Anteilnahme nur mit angemessener Zurückhaltung deutlich machen durfte. „Sprechen Sie mit mir. Manchmal ist es gut, wenn man sich jemandem anvertrauen kann. Vieles ist dann leichter zu ertragen. Möglicherweise finden wir gemeinsam eine Lösung für Ihr Problem.“
    Celia brauchte einige Augenblicke, um sich zu fangen. Doch dann begann sie zu reden. Sie wusste, die Äbtissin würde über das Gehörte schweigen, weil sie in diesem Augenblick ihrem Schweigegelübde unterlag, genauso wie ein Priester, der sich die Beichte anhörte, um sie anschließend sofort wieder zu vergessen. Sie sprach von der Gefahr, die ihr von Victor drohte, und dem eigenen Unvermögen, der Anziehungskraft des Mannes zu widerstehen. Dass die Äbtissin ruhig zuhörte und ab und an verstehend nickte, beruhigte und tröstete sie ungemein. Als die Klostervorsteherin jedoch plötzlich zu lächeln begann, war sie dann doch sehr befremdet.
    „Er hat Sie doch nicht etwa auch eingewickelt?“, fragte sie erschrocken und biss sich sofort auf die Lippen angesichts ihrer eigenen Respektlosigkeit. „Verzeihung“, murmelte sie beschämt.
    „Sie“ und nicht „Euch“, dachte Rebekka befriedigt. Es ging also doch voran!
    „Woher wollen Sie so genau wissen, dass er ein Teufel ist?“, fragte sie sanft. „Hat er ein Mal an seinem Körper? Oder was?“
    „Nein!“ Celias Gesicht glühte plötzlich wie eine überreife Tomate. Wie kam die Äbtissin dazu, ihr zu unterstellen, sie habe Victors Körper betrachtet? „Ich weiß es einfach! So wie er mich ansieht, schaut kein normaler Mann eine Frau an.“
    „So?“, tat Rebekka erstaunt. „Haben Sie wirklich so viel Erfahrung mit solchen Dingen, um beurteilen zu können, wie ein normaler Mann schauen muss?“
    „Nein, ich …“ Celia biss sich auf die Lippen. „Ich weiß es einfach!“, wiederholte sie trotzig. „Er zieht jede Frau mit den Blicken aus! Soll das etwa normal sein?“, fragte sie vorwurfsvoll. Weil die Äbtissin nun lauthals zu lachen begann, fuhr sie wütend auf. „Also hat er Sie doch auf seine Seite gezogen Das musste ja kommen. Keine Frau kann ihm widerstehen. Selbst Venice schwärmt nur noch von ihm. Seid ihr denn alle blind? Könnt ihr nicht erkennen, was er

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