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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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Schau trug, was im krassen Widerspruch zu der eben begangenen Tätlichkeit stand. „Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben. Niemand darf dir vorschreiben, wie du zu fühlen und zu denken hast. Deine Träume gehören dir!“
    Celia wartete angespannt auf die nächste Ohrfeige. Doch statt eines erneuten Schlages spürte sie nun eine wohltuende Kühle auf Stirn und Wangen.
    „Lass mich dir helfen.“
    Das war Vincents Stimme, erkannte sie – und begann unvermittelt zu weinen.
    „Das war eindeutig zu viel für sie.“ Verena betrachtete die Bewusstlose voller Mitleid. „Was auch immer in ihrem Kopf vorgeht, sie scheint es nicht mehr zu verkraften.“
    Unterdessen stand Rebekka immer noch über Celiska gebeugt, in einer Hand den Eisbeutel, mit dem sie ihre Stirn kühlte, in der anderen die leere Spritze, deren ursprünglicher Inhalt nun durch die Adern der Ohnmächtigen floss, um den Kreislauf wieder auf Trab zu bringen.
    „Was haben Sie denn zu ihr gesagt?“, wollte sie wissen.
    „Na das, was vereinbart war“, antwortete Verena.
    „Was genau?“, bohrte Rebekka.
    „Ich hab ihr von meinen angeblichen Heiratsplänen erzählt – so wie wir’s besprochen haben“, berichtete Verena wahrheitsgetreu. „Und dann ist sie einfach umgekippt. Ich hab …“ Sie brach mitten im Satz ab, weil sie nicht mehr weiterwusste. Die Reaktion der Freundin war ihr unverständlich, auch wenn sie mittlerweile einige wenige Zusammenhänge herausgefunden hatte.
    Rebekka indes betrachtete Celiskas angespanntes Gesicht und die Tränen, die unaufhörlich unter den geschlossenen Lidern hervorquollen. Sollte sie zufrieden oder doch lieber besorgt sein, weil ihre Patientin so extrem reagierte? Als diese endlich zu sich kam, atmete sie erleichtert auf.
    Celias Blick irrte zunächst an der Decke entlang und blieb dann an der fremden Frau hängen, die auf ihrer Bettkante saß und große Ähnlichkeit mit Lady Rebekka aufwies.
    „Wer sind Sie?“, fragte sie unsicher. „Was machen Sie in meinem Schlafzimmer?“
    Die Psychiaterin tauschte einen viel sagenden Blick mit Verena. „Mein Name ist Lorenz“, stellte sie sich vor, als sei man in der Tat zum allerersten Mal aufeinander getroffen. „Doktor Lorenz. Und Sie sind nicht in Ihrem Schlafzimmer, sondern in einer Klinik.“ Weil man sie daraufhin so verständnislos anstarrte, als hätte sie chinesisch gesprochen, lächelte sie leicht. „Wie heißen Sie?“, fragte sie plötzlich.
    „Celi … Celia Blackbird.“ Kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, wunderte sie sich, dass er ihr so merkwürdig in den Ohren klang, als wäre er nicht ihr eigener. Doch nur einen Atemzug später war dies schon vergessen, denn der Anblick der Freundin, deren Miene ein einziger Ausdruck des Schreckens war, bescherte ihr ein tiefes Schuldgefühl, so dass sie sich mit aller Macht zusammennahm. „Mir geht’s gut“, versicherte sie. „Bloß keine Panik.“
    „Wirklich?“, fragte Verena besorgt.
    „Aber ja doch!“ Um ihre Worte zu bekräftigen, zwang Celia ihre Lippen zu einem breiten Grinsen, während sie sich erhob, damit man sich auch von ihrer Standfestigkeit überzeugen konnte. „Siehst du? Es ist alles okay. Also mach dir bloß keinen Kopf um mich.“

18
    Je länger und wärmer die Tage wurden, umso öfter bemerkte die Psychiaterin, dass Celiska ziemlich ungehalten wurde, wenn sie vor verschlossenen Türen stand und nicht weiterkonnte. Also beschloss sie, diese Regung zu nutzen, um den Unmut ihrer Patientin noch mehr anzustacheln. Wo und wann immer es möglich war, ließ sie von nun an Celiskas Bewegungsfreiheit einschränken, um den normalen inneren Freiheitsdrang zu mobilisieren, der bei jedem Menschen vorhanden, aber bei der jungen Frau tief verschüttet war. Selbst den bisher uneingeschränkten Zugang zum hauseigenen Garten verwehrte sie ihr, weil es offensichtlich ein Ort war, an dem sie sich sehr wohl fühlte und daher keinen weiteren Gedanken an ihre tatsächliche Situation verschwendete. Wollte Celiska nun in die hochsommerlich blühende Anlage, musste sie sich zunächst jemanden suchen, der ihr die Türen aufschloss. Dass sie dann für ihre Spaziergänge nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung bekam, nahm sie zwar ergeben hin, äußerte jedoch immer öfter den Wunsch, länger draußen bleiben zu dürfen, was ihr jedoch nicht gestattet wurde. Und so wuchs das Gefühl der Hilflosigkeit und Unzufriedenheit immer mehr an – bis Celiska schließlich der Kragen platzte. Sie bekam einen

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