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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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Sie versteht es, einen Haushalt zu führen.“ Mit diesen Worten rappelte sie sich auf, wobei sie peinlichst darauf achtete, ja nicht durch Zufall seine Hand zu berühren, die, gefährlich nahe bei ihren Händen, auf dem warmen Boden lag. „Ich muss gehen“, murmelte sie. „Man hat mir nur eine halbe Stunde zugestanden.“
    „Warum bist du immer noch hier?“, wollte er wissen.
    Celia warf ihm einen überraschten Blick zu, schaute jedoch sofort wieder zu Boden, um seinen Augen auszuweichen.
    „Wo sollte ich sonst hingehen?“, fragte sie zurück. „Es ist die einzige Möglichkeit für mich. Mutter will mich ni … Nein, ich will nicht in ihr Haus zurück! Und ins Herrschaftshaus kann ich auch nicht. Man hat mich zwar nicht offiziell hinausgeworfen, aber ich möchte dort nicht mehr hingehen. Also, was bleibt mir da noch übrig? Lady Rebekkas Haus ist gar nicht mal so schlecht. Ich … Sobald sie mir mehr Freiheit gewährt, werde ich den Pflegerinnen zur Hand gehen und für Kost und Logis arbeiten, so dass ich nicht länger auf ihre Gastfreundschaft angewiesen bin.“
    „Du lässt dich freiwillig einsperren?“, fragte er ungläubig. „Nur weil du den Mut nicht hast, nach einer anderen Lösung zu suchen? Das glaube ich einfach nicht!“
    „Lady Rebekka sperrt mich nicht ein“, wehrte Celia tonlos ab. „Sie hat einige Regeln aufgestellt, an die auch ich mich halten muss. Aber sie sperrt mich nicht ein.“ Sie konnte seinem Blick nicht weiter standhalten, drehte Victor den Rücken zu und schaute angestrengt in den weitläufigen Garten hinein, ohne dessen Schönheit wirklich wahrzunehmen, während ihre Finger die schwere goldene Kette mit dem Kruzifix daran umklammerten. Lügnerin, schrie es in ihrem Innern. Natürlich schloss man sie ein! Man hielt sie regelrecht im Haus gefangen, als müsste man sie wie ein wildes Tier ständig hinter Schloss und Riegel halten. Wie sonst waren die vielen versperrten Türen zu erklären, die sich von ihr nicht öffnen ließen? Und warum musste sie jedes Mal um Erlaubnis fragen, wenn sie in den Garten wollte? Selbst das kleine Badezimmer, das sie bisher für sich allein gehabt hatte, wurde neuerdings verschlossen, weil man es angeblich für andere Frauen brauchte, so dass sie sich immer öfter gezwungen sah, in die gemeinschaftlichen Räume zu gehen, wo sie ihre Körperpflege inmitten anderer Frauen verrichten musste. Bisher hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht, doch nun schien es so, als sähe man in ihr nicht länger einen Gast. Immer öfter wurde ihr bewusst, dass man sie mehr oder weniger ignorierte – vielleicht sogar als lästig empfand –, so wie eine Bittstellerin, die tagtäglich vor der Tür stand und um eine Mahlzeit bettelte.
    „Wenn du meinst“, schnaubte er, „also, ich würde verrückt werden, wenn man mich ständig hinter dicken Mauern hielte!“
    Das Wort „verrückt“ versetzte Celia einen unangenehmen Stich. Zugleich wollte sich eine vage Ahnung aus dem hintersten Winkel ihres Bewusstseins an die Oberfläche kämpfen, wurde jedoch mit aller Macht beiseitegeschoben. Vincent war einf … Nein! Victor war wirklich mit allen Wassern gewaschen! Er wollte sie bloß verunsichern, um dann erneut sein Ziel zu verfolgen, stellte sie mit erwachendem Ärger fest. Er … Was für ein Blödsinn, rief sie sich sogleich selbst zur Ordnung. Er hatte doch gar kein Interesse mehr. Schließlich war er doch mit Verena zusammen und wollte sie sogar heiraten. So, wie die Dinge jetzt standen, hatte er vermutlich nie etwas Böses im Sinn gehabt. Nur ihrer Naivität hatte sie es zu verdanken, dass sie die eigenen Gefühle und Sehnsüchte nicht erkannt und sie stattdessen als Teufelswerk angesehen hatte. Und nun musste sie die Rechnung bezahlen.
    „Ich muss wirklich zurück“, murmelte sie bedrückt. „Leb wohl, Vincent.“
    „Celiska! Celiska, wachen Sie auf!“
    Die junge Frau schreckte aus ihren Träumen und setzte sich benommen auf. Sie meinte immer noch den intensiven Duft reifer Äpfel zu riechen, fand sich aber in einem geschlossenen Raum wieder und brauchte deshalb einige Augenblicke, um sich zu orientieren.
    „Was ist denn los?“, fragte sie schließlich unsicher. „Ist etwas passiert?“
    „Sie müssen umziehen“, sagte die Ärztin ernst. „Wir brauchen dieses Zimmer für eine sehr kranke junge Frau. Bitte stehen Sie auf. Sie werden in einem anderen Raum untergebracht.“
    Celia gehorchte ohne Widerrede, auch wenn sie sich insgeheim fragte, warum

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