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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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hinauf.
    „Du wagst es?“, zischte Lady Langley aufgebracht. „Du wagst mir zu sagen, was ich zu tun habe! Du unverschämtes kleines Luder! Soweit kommt’s noch. Verschwinde aus meinen Augen! Schick mir Mary. Sie soll mich baden. Ich will nicht mehr, dass du mir hilfst. Und deine Hexenkräuter brauche ich auch nicht!“ Während sie noch schimpfte, langte sie nach dem klatschnassen Lappen, mit dem man ihr gerade noch den Rücken gerubbelt hatte, und warf ihn in die Richtung des mittlerweile völlig verstörten Mädchens. „Verschwinde endlich!“
    Celia konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite neigen, um nicht getroffen zu werden. Gleich darauf schoss sie hoch und rannte aus dem Raum.
    „Hat sie dich endlich durchschaut?“
    Marys gehässige Frage drang gar nicht erst in Celias Bewusstsein. Insgeheim zutiefst verbittert, weil nun auch die Herrin an ihr zweifelte, raffte sie ihren langen Rock und verließ das Herrschaftshaus mit eiligen Schritten. Wohin ihre Füße sie trugen, war ihr herzlich gleichgültig. Alles, was sie jetzt noch wollte, war, so schnell und so weit wie möglich fortzukommen!
    Sie erreichte eben die ersten Bäume des Obstgartens, als sie das Geräusch herannahender Pferdehufe vernahm. Wie aus einem Traum erwachend, richtete sie sich kerzengerade auf, wandte sich um und blickte dem Reiter entgegen.
    Victors düstere Miene verhieß nichts Gutes, doch Celia fühlte keine Angst. Eigentlich fühlte sie überhaupt nichts mehr, denn in ihrem Innern hatte sich mittlerweile eine eigenartig gleichgültige Leere breit gemacht. Hoch aufgerichtet stand sie einfach nur da und sah ihm zu, wie er von seinem Pferd stieg und sogleich auf sie zustürmte.
    „Wo wollt Ihr hin?“, herrschte er sie an, sobald er ihr gegenüberstand. „Seid Ihr immer noch nicht klug geworden? In dieser Aufmachung hier herumzuspazieren dürfte mehr als leichtsinnig sein! Seid Ihr von Sinnen?“
    Celia folgte mit den Augen der Bewegung seines Zeigefingers, verzog jedoch keine Miene. Er hat Recht, ging es ihr durch den Sinn. Das dünne Seidenkleid war wirklich nicht für einen Spaziergang geeignet, zumal es doch empfindlich kühler war, als sie ursprünglich gedacht hatte. Außerdem war es ein sehr aufreizendes Kleidungsstück, stellte sie ohne eine Regung fest. Es hatte zwar einen züchtigen Ausschnitt, aber das dünne Material wurde vom Wind so eng an ihren Körper gepresst, dass nicht eine Kontur verborgen blieb. Selbst ihre Brustwarzen, die sich wegen der Kälte zusammengezogen hatten, zeichneten sich überdeutlich unter der hellgrünen Seide ab.
    Victor war für einen Moment so verwirrt angesichts ihres ungewohnten Verhaltens, dass er zunächst einmal schluckte. Als er erkannte, dass sie in der Tat neben sich stand und daher gar nicht begriff, in welch misslicher Lage sie sich befand, löste er die Bänder seines schweren Umhangs, nahm den Mantel von den Schulter und wickelte ihn um die vor Kälte schlotternde junge Frau.
    „Leichtfertiges Weibervolk“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wollt Ihr Euch bewusst umbringen? Wenn Ihr schon nicht geschändet oder abgeschlachtet werdet, holt Ihr Euch durch die Kälte den Tod!“ Weil sie immer noch nicht reagierte, ja, sich noch nicht einmal gegen den Griff seiner Hände wehrte, dem sie doch sonst immer auszuweichen verstand, hob er ihr Kinn und blickte in ihr ausdrucksloses Gesicht. „Celia! Was ist denn mit Euch?“, fragte er besorgt.
    „Ihr solltet Euch von mir fernhalten“, murmelte sie kaum hörbar. „Wisst Ihr denn nicht, dass Ihr möglicherweise einer Hexe gegenübersteht?“
    Victor sah die schönen Augen in einer Tränenflut schwimmen und hätte seine Seele dafür verpfändet, wenn ihm nur ein paar passende Trostworte auf die Zunge gelegt worden wären. Da ihm jedoch partout nichts einfallen wollte, zog er die junge Frau kurzerhand an sich. Ungeachtet der Steife ihres Körpers hielt er sie voller Zärtlichkeit umfangen und streichelte dabei ihren Rücken.
    „Ihr seid keine Hexe“, murmelte er schließlich in ihr Haar. „Wer auch immer so etwas behauptet, ist ein gottverdammter Lügner!“
    Der Fluch war ihm entschlüpft, ohne dass er über seine Worte nachgedacht hätte, und bewirkte genau das Gegenteil dessen, was er eigentlich beabsichtigte: Statt sich zu beruhigen, lief ein Ruck durch Celias Körper, als wäre in der Tat gerade erst Leben in sie gefahren. Mit einem Mal hellwach, fand sie sich in den Armen des zutiefst gefürchteten

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