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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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eigenen Ärger erinnern und wieder böse auf Euch werden. Es sollte Euch doch mittlerweile bekannt sein, dass man sie nicht absichtlich verstimmen sollte, wenn man sich auch weiterhin ihr Wohlwollen erhalten will.“
    Celia konnte nur noch nicken, weil just in diesem Augenblick die Salon-Tür aufging, so dass sie dem Blick der alten Dame ausgesetzt wurde und damit gezwungen war hineinzugehen. Victors Gegenwart beinahe körperlich spürend, schritt sie ihm voran und blieb erst stehen, als sie den Diwan erreichte, auf dem die alte Frau wie hingegossen lag.
    „Mein liebes Kind“, zwitscherte Lady Langley erfreut. „Komm her und setz dich zu mir. Was machst du nur für Sachen? Victor hat mir erzählt, dass du in den Keller gegangen bist, um den Branntwein heraufzuholen. Warum hast du nicht Walter beauftragt? Warum machst du immer noch alles selbst? Du solltest dich wirklich daran gewöhnen, dass du als künftige Herrin so etwas nicht mehr tun musst!“ Ungeachtet der hölzernen Haltung der jungen Frau zog sie sie zu sich heran und zwang sie auf das Sitzmöbel hinunter, um sie mit einer liebevoll anmutenden Geste zu umarmen.
    „Miss Blackbird hat wohl gemeint, Euer Diener würde die falsche Flasche bringen“, ließ Victor verlauten. „Schließlich ist es ihr nicht einerlei, was auf Eure Haut aufgetragen wird. Es sollte eben der beste Branntwein sein, der Eure Lebensgeister auf Trab bringt.“
    Er kannte sich offenbar gut aus, dachte Celia überrascht. Dass die alkoholische Flüssigkeit nicht nur getrunken, sondern auch für medizinische Zwecke, also zur Durchblutungsförderung benutzt werden konnte, war allgemein bekannt. Doch im Herrschaftshaus war man noch nicht darauf gekommen, den hochprozentigen Vorrat des gut sortierten Weinkellers zur äußerlichen Anwendung heranzuziehen – selbst ihr war diese Möglichkeit noch nicht eingefallen!
    „Dummchen“, tadelte die alte Dame nun gutmütig. „Du hättest ihm doch nur sagen sollen …“ Mitten im Satz hielt sie inne und legte die Stirn in nachdenkliche Falten. „Du hast ja Recht, meine Kleine“, stieß sie plötzlich hervor. „Walter hätte womöglich wirklich die falsche Flasche gegriffen. Er kann ja gar nicht lesen, was auf dem Etikett steht! Also, du bist wirklich ein kluges Köpfchen“, lächelte sie. „Und immer so aufmerksam!“
    Celia hörte dem folgenden Geplapper nur mit halbem Ohr zu, denn ihre Gedanken beschäftigten sich mit der Zukunft. Dass sie noch einmal davongekommen war, erfüllte sie keineswegs mit Erleichterung. Wie lange würde es dauern, bis sie wieder in Ungnade fiel?
    „My lady. Miss Blackbird. Ich möchte mich nun verabschieden.“ Das Gesicht ernst und die Brauen zusammengeschoben, nickte Victor nur leicht, statt sich wie üblich zu verbeugen. „Es wird Zeit für mich, auf mein Gut zurückzukehren.“
    „Ihr wollt uns verlassen?“ Celia wusste, eigentlich sollte sie froh über seinen Entschluss sein, weil sie ihn dann nicht länger ansehen musste. Dennoch war sie es nicht, denn der Gedanke, dass da vielleicht eine Frau war, die ihn mit offenen Armen willig erwartete, machte ihr mit einem Mal das Herz schwer.
    „Ich habe noch anderes zu tun, als hier untätig herum zu streifen und gelangweilte Damen zu unterhalten.“ Die Lider zu schmalen Schlitzen verengend, maß er sie mit einem langen, schwer zu deutenden Blick, um sich am Ende wieder der alten Dame zuzuwenden: „Verzeiht mir meine Ungezogenheit, my lady. Aber Ihr wisst ja, mein Mundwerk ist meist schneller als mein Verstand. Nun – ich muss jetzt wirklich gehen, denn meine Leute brauchen mich.“

11
    Das Bild, welches der große Spiegel der Flurgarderobe zurückwarf, war entzückend, wurde jedoch völlig unbewegt betrachtet, als gelte es, ein sorgsam zurechtgemachtes Kunstobjekt zu begutachten, bevor es der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte.
    Ihr eigener Anblick in dem wadenlangen Etuikleid aus schwarzer leichter Wolle und den hochhackigen Pumps wirkte auf Celiska in der Tat wie das Abbild einer ihr völlig fremden Person. Selbst ihr Gesicht erschien ihr durch das vorsichtig aufgetragene, aber doch ungewohnte Make-up irgendwie unwirklich. Sie hatte das Haar zu einer raffinierten Hochfrisur aufgesteckt, was mehr als eine Viertelstunde gedauert hatte. Doch nun erschien ihr das Ganze viel zu aufgedonnert, also griff sie spontan nach den Haarnadeln und zog eine nach der anderen wieder heraus, bis die rotbraune Haar-Flut über Schultern und Rücken hinab fiel. Einen

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