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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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kommen?“
    Celia war selbst in angestrengtes Grübeln vertieft gewesen, so dass sie zwar seine Worte hörte, den Sinn aber nicht gleich verstand. Entsprechend verwirrt wirkte sie, als sie ihn mit großen Augen ansah.
    Victor schluckte schwer. Wie sollte er bloß beginnen, ohne dass sie ihn falsch verstand, fragte er sich unsicher. Sie galt immer noch als Braut seines Halbbruders, also hatte er überhaupt kein Recht, ihr hier und jetzt seine Gefühle zu offenbaren. Er konnte ihr die Sicherheit seines Anwesens anbieten, bis ihre Zukunft endgültig geklärt war. Aber mehr durfte er Moment noch nicht tun.
    „Ich biete Euch mein Haus an“, sagte er schließlich. „Wenn Ihr wollt, könnt Ihr jederzeit dort einziehen und bleiben, solange es Euch beliebt.“
    Als was, fragte sich Celia im Stillen. Als seine Mätresse? Denn das erwartete er doch von ihr, wenn er ein solches Angebot machte! Aber das würde er nicht erleben, schwor sie sich. Obwohl sie so ruhig neben ihm sitzen konnte, wusste sie doch genau, wer er war! Der Teufel witterte jetzt seine Chance, dachte sie verächtlich. Nur dass das Opfer seine wahre Absicht längst kannte. Hatte er etwa auch die Hände im Spiel gehabt, als man im Herrenhaus gegen sie sprach? Konnte gut möglich sein, stellte sie insgeheim fest. Schließlich hatte er sehr wohl ein Interesse daran, dass aus ihr eine Vogelfreie wurde, denn nur so bekam er die Chance, sie ohne den Segen der Kirche in sein Bett zu holen. Aber da hatte er sie unterschätzt, dachte sie grimmig. Weder Nicholas – dieses Muttersöhnchen! – noch Victor – der Teufel! – sollten sie je besitzen.
    „Danke“, sagte sie beherrscht. „Ich werde Euer großzügiges Angebot nicht in Anspruch nehmen müssen, denn das Kloster bietet mir genügend Schutz.“ Sie hockte so dicht neben ihm, dass selbst sein nahezu unmerkliches Zusammenzucken ihr nicht verborgen bleiben konnte. Getroffen, dachte sie zufrieden. Dass sie diese Möglichkeit nutzen würde, hatte er wohl nicht bedacht.
    „Ihr wollt Euch wirklich von der Welt zurückziehen und den Rest Eures Lebens hinter dicken Mauern verbringen?“, fragte Victor nach längerem Schweigen. „Seid Ihr sicher, dass das der richtige Entschluss ist?“
    „Warum verwundert Euch das?“, erwiderte sie. „Es ist doch nichts Ungewöhnliches, wenn eine Frau ins Kloster geht. Viele junge Damen tun das.“
    „Ja, weil sie keinen Ehemann bekommen!“, stieß er verächtlich hervor. „Aber bei Euch ist das eine andere Sache. Ihr seid nicht für das Kloster geschaffen.“
    „Woher nehmt Ihr Euch das Recht, mich zu beurteilen?“ Die Nasenspitze ein wenig höher hebend, maß sie ihn mit einem vernichtenden Blick. „Ihr kennt mich doch gar nicht. Nur weil ich vielleicht ein ansehnliches Gesicht habe, muss ich doch nicht darauf verzichten, meiner wahren Berufung zu folgen.“
    Victor presste die Lippen aufeinander, sagte jedoch nichts mehr. Was auch immer er entgegnen mochte, sie würde es nicht richtig verstehen, erkannte er niedergeschlagen. Es gab nur eine Möglichkeit. Er musste mit ihren Eltern sprechen. Aber das konnte er erst, wenn Lady Langley eine Entscheidung gefällt hatte. Also würde er die alte Dame um ein Wort unter vier Augen bitten, nahm er sich vor. Sollte sie ihren Einfluss auf ihren Sohn geltend machen, würde dieser gewiss auf die junge Frau verzichten, was für alle Beteiligten nur gut wäre!
    Den Rest der Fahrt verbrachten die beiden schweigend. Selbst als Victor die Kutsche vor dem Verwalterhaus anhielt, sagte Celia nicht ein Wort. Sie nickte zum Gruß und zum Dank und sprang dann behände vom Kutschbock, um schleunigst zum Eingang ihres Elternhauses zu laufen.
    „Du wagst es? Du wagst dich zurück, obwohl du Schande über uns gebracht hast?“ Mistress Blackbird war außer sich. Noch ehe die herrschaftliche Kutsche in Sichtweite geraten war, war die niederschmetternde Nachricht bei ihr angelangt, dass man ihr die Tochter zurückschickte, weil diese der Hexerei verdächtigt wurde und daher nicht länger im Herrenhaus erwünscht war. Und nun stand sie da, einem schwarzen Racheengel gleich, versperrte dem Mädchen mit weit ausgebreiteten Armen den Zutritt zum Haus und wollte immer noch nicht glauben, dass all ihre Träume und Pläne wie Spatzen davonflogen, die man mit einem Händeklatschen aufgescheucht hatte. „Wieso hat man dich überhaupt hierher zurückgeschickt? Wenn man kein Verhör für nötig hielt, dann fehlt doch jeder Beweis für ihre Anschuldigung.

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