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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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der Rauch sich verzog, stellte sie fest, daß der Boden von den Leichen der Rednecks übersät war - Brands Männer mußten sie versehentlich erschossen haben.
    Wieder knatterte die Maschinenpistole, da nun auch Brands Leute kopflos die Flucht ergriffen. Fünf von ihnen stürzten, von Kugeln durchsiebt, zu Boden. Luis Martinez löste sich aus der Menge und stürmte vorwärts, seinen Revolver auf Paula gerichtet. Sie zielte auf seine Beine und drückte ab, doch im selben Moment krachte auch Nields Walther. Die Kugel traf Martinez in die Brust, er kippte vornüber und blieb regungslos liegen.
    Mit einemmal legte sich eine bedrückende Stille über den Ort des Massakers. In der Ferne sah Paula einen großen Mann auf die Straße zurennen und hinter dem zerstörten Häcksler verschwinden, dann wurde ein Motor angelassen, und ein Auto schoß mit quietschenden Reifen in Richtung Greenfield davon. Joel Brand war entkommen.
     
    Tweed ging als erster zu dem Mercedes zurück und setzte sich auf den Rücksitz. Zuvor hatte er nicht ohne Mitleid auf die Leichen der getöteten Rednecks hinabgeblickt. Simple, einfache Männer, die nie gelernt hatten, ein normales Leben zu führen, waren in dieser Schlacht umgekommen. Das Ausmaß des Gemetzels bedrückte ihn, aber er wußte, daß es nicht zu vermeiden gewesen war.
    Er riß sich zusammen, da er Paula auf sich zukommen sah. Als sie sich neben ihm auf den Sitz sinken ließ, legte er ihr tröstend den Arm um die Schultern und sprach leise auf sie ein.
    »Wir oder sie - es konnte nur einer gewinnen. Und sie wollten unseren Tod, als sie auf uns losgegangen sind, vergessen Sie das nicht.«
    »Wenn dies das wahre Amerika ist, werde ich keinen Fuß mehr in dieses Land setzen«, sagte sie verbittert.
    »Es ist nur ein Teil von Amerika - die hinterwäldlerische Provinz. Und viele der Menschen hier arbeiten hart, um sich und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Nur herrscht hier keine europäische Rechtsauffassung, zumindest keine westeuropäische.«
    »Sie haben recht, man darf nicht alles über einen Kamm scheren.« Sie rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Mir geht es gut, Tweed. Es ist nur die Umgebung, die mir so aufs Gemüt schlägt. Wie sieht unser nächster Schritt aus?«
    »Unser nächster Schritt«, antwortete Alvarez, der sich ihnen angeschlossen und Paulas Worte gehört hatte, »besteht darin, auf direktem weg nach Mission Ranch zurückzufahren. Sie haben mit Sicherheit noch geöffnet, und ein Besuch dort ist wirklich eine einmalige Erfahrung - im positiven Sinn.«

32.
    Paula war erleichtert, dem Tal den Rücken kehren zu können. Sie stellten die Wagen vor dem Restaurant ab, das trotz der späten Stunde noch gut besucht war. Inzwischen stand der Mond hoch am Himmel, und Alvarez führte sie durch den großen Speisesaal hinaus auf eine weitläufige Terrasse. Die Aussicht verschlug Paula beinahe den Atem.
    Sämtliche Tische auf der Terrasse waren erlesen gedeckt. Alvarez nahm Paula am Arm und geleitete sie zu einem, der direkt am Rand der Terrasse stand und daher den schönsten Ausblick bot. Sie fröstelte in der kühlen Nachtluft, doch nachdem sie Platz genommen hatte, stellte sie verwundert fest, daß ihr rasch wieder angenehm warm wurde.
    »Es ist ja beinahe heiß hier draußen«, sagte sie ungläubig. »Ich hätte nicht gedacht, daß man um diese Zeit noch im Freien sitzen kann.«
    »Schauen Sie mal zu der Heizung hoch«, erwiderte Alvarez, als sich auch der Rest der Gesellschaft am Tisch versammelt hatte. »Von dort kommt nämlich die Wärme.«
    Paula blickte zu einem schirmförmigen Gegenstand empor, der auf einer hohen Säule befestigt war und rotglühende Wärme verströmte, die sich rasch über den gesamten Tisch verbreitete. Sie fühlte sich bereits sehr viel besser, nahezu entspannt.
    »Das ist eine mobile Gasheizung«, erklärte Alvarez. »Dort drüben an der Wand stehen noch mehr davon in Reih und Glied und warten auf ihren Einsatz.«
    »Eine clevere Idee«, lobte Newman.
    »Und ein weiterer Beweis amerikanischen Erfindungsreichtums«, fügte Tweed hinzu.
    Während sie auf den Wein warteten, für den sie sich alle entschieden hatten, bewunderte Paula die Aussicht. Unter ihnen erstreckte sich im Mondlicht eine grasbewachsene Ebene, die den Eindruck einer Sumpflandschaft machte. Alvarez erklärte ihr, daß es sich um das Mündungsgebiet des River Carmel handelte, der hier in das offene Meer floß. Dahinter erhoben sich im Schein des Mondes steile, sanft

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