Hexenkessel
auszuführen. Butler beschattet Grenville, und Nield heftet sich an Maurice’ Fersen. Nun, da Moloch wieder im Lande ist, lautet die logische Schlußfolgerung, daß sein Spion versuchen wird, mit ihm in Mullion Towers Kontakt aufzunehmen. Irgendwann im Laufe dieser Nacht werden wir erfahren, um wen es sich handelt.«
»Vanitys Auto ist übrigens auch verschwunden«, bemerkte Paula.
»Das ist mir bereits aufgefallen«, brummte Tweed grimmig.
In Mullion Towers wurden Moloch und Heather von einer kleinen, vierschrötigen Frau mit grauem Haar und stechenden Augen empfangen, deren Mund über dem energischen Kinn nur eine dünne Linie bildete. Sie stand in der Eingangstür und bedachte Heather mit einem feindseligen Blick, ehe sich ihre Lippen zu etwas verzogen, was Heather unter Aufbietung allen Wohlwollens als Lächeln interpretierte.
»Das ist Mrs. Drayton, meine Haushälterin«, stellte Moloch vor. »Mrs. Drayton, darf ich Sie mit meiner neuen Assistentin Heather Lang bekanntmachen?«
»Sie möchten doch sicher gern eine Tasse Kaffee, Sir«, erwiderte Mrs. Drayton, Heather geflissentlich ignorierend.
»Bringen Sie ihn bitte in mein Büro. Auf uns wartet eine Menge Arbeit. Ist der Funker im Dienst?«
»Carson ist immer im Dienst, Sir.«
Moloch eilte Heather voran eine breite, geschwungene Treppe empor, die von der geräumigen Eingangshalle zum ersten Stock führte. Er deutete auf eine Tür.
»Dort liegt das Badezimmer, falls Sie sich frischmachen möchten. Mein Büro liegt hinter der mit grünem Stoff bespannten Tür.«
Er ließ sich an seinem Schreibtisch in dem kleinen Raum nieder - die Haushälterin hatte bereits überall das Licht angeknipst - und schlug einen Schnellhefter auf. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Moloch fühlte sich beengt, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit geschlossen wurden. Er schloß die an seinem Aktenkoffer befestigte Handschelle auf und hatte den Koffer gerade neben seinem Stuhl abgestellt, als Heather eintrat.
»Wir können mit der Arbeit beginnen.«
»Gut. Ich erwarte heute abend noch Besuch. Wenn er eintrifft, möchte ich allein mit ihm sprechen. Sie warten solange im Funkraum, das ist die zweite Tür auf der anderen Seite des Flurs. Bleiben Sie dort, bis ich Sie rufen lasse. Mein Funker Carson wird Ihnen gefallen. Im Gegensatz zu Mrs. Drayton ist er sehr umgänglich.«
»Ich glaube, Mrs. Drayton mag mich nicht sonderlich. Was mich allerdings nicht stört.«
»Mrs. Drayton hat noch für keine meiner Assistentinnen viel übriggehabt. Sie gehört zu dem Typ älterer Frauen, der immer meint, er müsse in allen Dingen das Sagen haben. Aber sie ist zuverlässig und vertrauenswürdig. Achten Sie einfach nicht auf sie.«
»Das dürfte mir nicht schwerfallen.«
Beim Sprechen hatte Moloch ein paar Worte auf einen Block gekritzelt, den er Heather jetzt reichte.
»Lesen Sie dies. Dann bringen Sie es Carson, der es zur Venetia hinüberfunken soll.«
Die Nachricht lautete:
Werden frühestens in zwei Wochen abreisen. Alles läuft wie bisher. Besatzung bleibt vollzählig an Bord. Kein Landurlaub. VB.
»Demnach werden wir längere Zeit hier verbringen?« erkundigte sich Heather.
»Keinesfalls, wir werden sogar in Kürze ablegen. Diese Botschaft bedeutet genau das Gegenteil von dem, was sie besagt. Der Kapitän wird sie richtig interpretieren. Ich rechne nämlich damit, daß der Funkspruch vom GCHQ in Cheltenham abgefangen wird.«
»GCHQ?«
»Die staatliche Funküberwachungszentrale. Sie hört den gesamten privaten Funkverkehr ab. Nun, da wir uns wieder in England befinden, muß ich davon ausgehen, daß sämtliche Funksprüche, die ich sende, aufgezeichnet werden.«
»Dann bringe ich die Botschaft schnell in den Funkraum …«
Moloch wartete, bis sie gegangen war, ehe er einige Tasten auf seinem Telefon drückte. Er wählte die Nummer des Nansidwell Country Hotels, und als sich die Rezeptionistin meldete, verlangte er, dringend einen der Gäste zu sprechen, und nannte dessen Namen. Als der Gast ans Telefon kam, gab Moloch ihm einen knappen Befehl:
»Kommen Sie heute abend zu meinem hiesigen Hauptquartier. Aber entfernen Sie sich unauffällig und gehen Sie kein Risiko ein.«
Er legte den Hörer auf, erhob sich und starrte aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Die Atmosphäre in Mullion Towers hatte sich geändert, und das belastete ihn. Er hatte Joel Brand zwar nie gemocht, aber sich stets sicher gefühlt, wenn dieser das Kommando über seine Wachmannschaft führte. Nun
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