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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Gegner ein Netz ausgelegt haben, schlüpfst du wie ein kleiner Fisch durch die Maschen.«

48.
    Tweed lenkte den Wagen langsam um eine Kurve, hinter der die schmale Straße steil abfiel. Er bremste und starrte den Anblick, der sich ihm bot, verblüfft an.
    »Was um aller Welt ist denn das?«
    »Das ist Stithians Dam. Ein ziemlich großer Staudamm mit sehr steilen Hängen.«
    »Der See - vermutlich handelt es sich um das Wasserreservoir - versorgt anscheinend die ganze Umgebung mit Trinkwasser. Und auch hier ist niemand zu sehen. Nicht ein einziges Haus, seit wir durch dieses Dörfchen gefahren sind.«
    »Das«, sagte Paula, »war Stithians. Macht nicht viel her, ich weiß. Von hier aus können Sie schon Mullion Towers erkennen - die Silhouette, die sich dort oben auf dem Berg scharf gegen den Mond abzeichnet.«
    »Wir sollten besser weiterfahren …« Tweed hielt inne. »Schauen Sie, da kommt ein Auto direkt auf uns zu.«
    »Das ist Butlers Wagen. Ich glaube, auf dem Beifahrersitz sitzt noch eine zweite Person.«
    »Wir fahren ihm entgegen«, beschloß Tweed.
    Er fuhr die Straße hinunter und blendete mehrfach auf, um Butler ein Zeichen zu geben, der sofort an dem Abhang, der zum Damm hinunterführte, anhielt. Als Tweed bei ihm angelangt war, stellte er den Motor ab, sprang aus dem Mercedes und lief auf das andere Fahrzeug zu. Neben Butler saß Grenville, dem Butler eine Pistole an die Schläfe hielt.
    »Warum bedrohen Sie ihn denn mit einer Waffe?« erkundigte sich Tweed.
    Grenville saß kerzengerade da. Er trug einen bitterbösen Gesichtsausdruck zur Schau. Butler nickte mit dem Kopf in seine Richtung, ohne die Pistole sinken zu lassen.
    »Hier haben Sie Ihren Spion - oder besser gesagt, Molochs Spion. Ich bin ihm nach Mullion Towers gefolgt. In dieser Videokamera hier befindet sich ein Film, der ein interessantes Treffen zwischen Grenville und Moloch im ersten Stock des Gebäudes zeigt. Moloch händigt ihm dabei ein dickes Bündel Banknoten aus. Ich habe draußen hinter dem Auto dieses Ganoven gewartet und ihn mir geschnappt, bevor er einsteigen konnte. In seiner Tasche steckt ein Umschlag voller Fünfzigpfundnoten, nicht zu vergessen ein Einwegticket nach Beirut. Touristenklasse.«
    »Nach Beirut? Das ist ein ziemlich stichhaltiger Beweis.«
    »Schauen Sie es sich doch selbst einmal an. Vorwärts, mein Bester, rücken Sie’s raus.«
    Butler, der immer noch an den Auswirkungen der Zeitverschiebung litt, versuchte, zwei Dinge auf einmal zu tun, nämlich den Umschlag aus Grenvilles Tasche zu nehmen - was ihm auch gelang, er reichte ihn sogleich an Tweed weiter - und die Waffe weiterhin auf seinen Gefangenen gerichtet zu halten. Doch Grenville bewegte sich mit erstaunlicher Behendigkeit. Er riß Butler die Pistole aus der Hand, öffnete die Beifahrertür und warf sich aus dem Wagen, wobei er in seiner Hast die Waffe verlor.
    So schnell er konnte, rannte er von den beiden Fahrzeugen weg, den Hang hinunter auf den hohen Damm zu. Tweed folgte ihm, wobei er rasch den Umschlag in seine Tasche stopfte. Er wartete nicht auf Paula, die hinter ihm herlief und sich von Herzen wünschte, ihren Browning bei sich zu haben.
    Grenville erreichte ein niedriges verschlossenes Tor, das zu dem schmalen Pfad führte, der oben auf dem Damm verlief. Er setzte darüber hinweg und hetzte den Pfad entlang; das dunkle, unbewegliche Wasserreservoir zu seiner Rechten, die steil abfallende Wand des Damms zu seiner Linken. Tweed holte immer mehr auf. Gehetzt blickte sich Grenville während des Laufes um, doch geriet Tweed in diesem Moment mit dem Fuß in ein Kaninchenloch und stürzte der Länge nach auf das dürre Gras. Der Fall verschlug ihm dem Atem. Grenville bückte sich, langte unter sein rechtes Hosenbein und brachte eine kleine Pistole zum Vorschein.
    Langsam erhob er sich wieder, die Waffe auf den am Boden liegenden Tweed gerichtet. Paula sog vor Schreck scharf den Atem ein. Es bedurfte keines Meisterschützen, um Tweed auf diese Entfernung zu töten, und Grenville war immerhin ehemaliger Offizier. Er nahm sich viel Zeit, um möglichst sicher zu zielen. Ein Schuß krachte, und Paula spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Dann riß sie ungläubig die Augen auf.
    Grenville hatte die Waffe fallenlassen und drückte beide Hände gegen seine Brust. Wie im Zeitlupentempo taumelte er langsam nach vorne, stolperte und stürzte über das Geländer in die Tiefe. Sein Körper prallte gegen die Dammwand, überschlug sich und

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