Hexenkessel
traf mit einem in der Stille der Nacht deutlich hörbaren Klatschen auf der Wasseroberfläche auf. Sekunden später war er verschwunden.
Paula blickte zu Butler hinüber, der soeben die Pistole sinken ließ, die er vom Boden aufgeklaubt hatte. Die Entfernung war für einen sicheren Schuß ziemlich groß gewesen, aber sie erinnerte sich, daß Butler ein Meister im Umgang mit Handfeuerwaffen war, was er im Trainingslager in Surrey mehr als einmal unter Beweis gestellt hatte.
Tweed kletterte den Abhang hoch und ging gemeinsam mit Paula auf Butler zu, der abgespannt und ein wenig schuldbewußt wirkte.
»Ich muß mich bei Ihnen bedanken«, sagte Tweed leise. »Ohne Sie wäre ich jetzt nicht mehr am Leben.«
»Und ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe ihn zwar nach Waffen durchsucht, seine Hosenbeine aber nicht abgetastet.«
»Ich glaube, Moloch hat Mullion Towers verlassen und sich auf den Weg zu seinem Schiff gemacht«, unterbrach Paula. »Gerade habe ich unterhalb des Gebäudes Scheinwerferlicht gesehen. Anscheinend nimmt er einen anderen Weg nach Falmouth.«
»In diesem Fall sollten wir so schnell wie möglich zum Nansidwell zurückkehren«, entschied Tweed. »Ich werde fahren.«
Während der Fahrt durch das nächtliche Cornwall inspizierte Paula den Inhalt des Umschlags, den Tweed ihr gegeben hatte, und pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Grenville hatte einen ganzen Haufen Bargeld bei sich. Und hier ist auch das Ticket nach Beirut, das Harry erwähnte.«
»Eindeutige Beweise, wie ich schon sagte. Außerdem hat sich Grenville sowohl in Cornwall als auch in Kalifornien aufgehalten - um Spionagenetze für Moloch aufzubauen und zu leiten. Meine Vermutung geht dahin, daß Moloch ihn angewiesen hat, auch im Libanon ein solches Informantennetz zu organisieren. Vielleicht zeigt sich das Verteidigungsministerium ja jetzt etwas kooperationsbereiter und gewährt mir Einblick in seine Personalakte - wenn sie erst einmal Butlers Video gesehen haben.«
»Ehe wir England verließen, sagten Sie mir, das Ministerium würde sich in dieser Frage ausweichend verhalten, das weiß ich noch genau. Aber nun sieht es doch so aus, als käme Moloch ungeschoren davon.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Ich wüßte nicht, wer oder was ihn jetzt noch aufhalten könnte.«
»Vielleicht macht ihm ja das Schicksal einen Strich durch die Rechnung.«
»Normalerweise verlassen Sie sich nie auf die rettende Hand des Schicksals.«
»Nein, normalerweise nicht.«
Die Bar des Nansidwell war noch immer von ein paar Leuten bevölkert, die einen letzten Drink zu sich nahmen. Sowie er den Wagen abgestellt hatte, ging Tweed schnurstracks auf die Terrasse. Wieder richtete er sein Fernglas auf das Meer und beobachtete die Venetia und ihre nähere Umgebung.
»Irgend etwas Auffälliges zu sehen?« fragte Paula.
»Nein, keinerlei Veränderung. Ich werde wahrscheinlich die ganze Nacht aufbleiben und das Schiff im Auge behalten. Gehen Sie nur zu Bett. Sie haben einen anstrengenden Tag hinter sich.«
»Ich bin überhaupt nicht mehr müde. Außerdem habe ich Hunger. Für einen Schokoladeneisbecher könnte ich sterben. Wir können ja auch auf meinem Zimmer Beobachtungsposten beziehen, da ist es gemütlicher.«
»Gute Idee. Solange ich Sie nicht um Ihren Schönheitsschlaf bringe.«
Sie waren gerade in den Hof zurückgeschlendert, als Vanitys Auto auftauchte und anhielt. Vanity saß hinter dem Steuer, Newman neben ihr. Kichernd stieg sie aus.
»Was haben Sie beide denn angestellt - falls Sie es mir erzählen wollen?« fragte Tweed an Newman gewandt.
»Ach, wir hatten ja solchen Spaß zusammen«, antwortete Vanity an seiner Stelle, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. »Ich habe Sie wirklich ins Herz geschlossen.«
»Das will ich doch hoffen«, gab Newman zurück. »Wir haben einen ausgesprochen gemütlichen Pub mit einer sehr zuvorkommenden Bedienung aufgetan.«
»Er will damit sagen, daß ich ein Gläschen zuviel getrunken habe«, kicherte Vanity. »Ich muß zugeben, daß Bob beide Strecken gefahren ist und daß ich erst am Fuß der Auffahrt das Steuer übernommen habe. Hatte gehofft, Ihnen vielleicht hintendrauffahren zu können, Tweed. Dann hätten Sie mich für ein leichtsinniges Frauenzimmer gehalten.«
»Was Sie natürlich nicht sind«, stellte Paula ein wenig boshaft fest.
»Ich könnte einen Grand Marnier vertragen«, verkündete Vanity in voller Lautstärke, als sie die Bar betraten.
»Die Frage ist
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