Hexenkessel
den Tisch - er fürchtete, jeden Moment vom Stuhl zu rutschen, was nicht gerade den besten Eindruck bei Brand hinterlassen würde.
»Worum geht es bei diesem Job? Was soll ich tun?«
»Du kennst doch einen Burschen namens Prendergast, Maurice Prendergast. Er wohnt auf der anderen Seite des Flusses.«
»Na klar«, entgegnete Adrian eifrig. »Ich kann Ihnen auch den Namen seines Hauses sagen. Es heißt The Ark.«
»Gut. Du sollst jeden seiner Schritte überwachen. Ein Auto hast du doch wohl, oder nicht?«
»Doch. Ist zwar nur’ne alte Schrottkarre, aber sie läuft.«
»Hat Prendergast den Wagen schon einmal gesehen?«
»Nein, noch nie.«
»Um so besser. Wenn er mit dem Auto wegfährt, folgst du ihm und behältst ihn genau im Auge.« Brand nippte an seinem Whisky, und Adrian führte sich einen weiteren großen Schluck zu Gemüte. In seinem Kopf drehte sich bereits alles. »Du berichtest mir, mit wem er sich trifft und wo und wann. Verstanden?« fragte Brand.
»Alles klar. Ich fahre mit meinem Wagen auf die andere Seite des Flusses und parke ihn vor dem Jachtclub. Wenn er wegfährt, kann ich mich sofort dranhängen …«
»Wir hätten auch gern ein paar Fotos von ihm. Ich nehme an, du kannst sie von dem kleinen Boot aus machen, mit dem du immer den Fluß überquerst.«
»Kein Problem.«
»Du wirst ziemlich viel Zeit auf dem Wasser verbringen müssen, denn du solltest sein Haus möglichst auch nachts überwachen. Vielleicht versucht er ja, sich nach Einbruch der Dunkelheit davonzustehlen.«
»Das krieg’ ich schon hin.«
Fotos von Prendergast, dachte Adrian trübsinnig. Er hatte ja seine Kamera verloren - oder vielmehr hatte dieses ungeschickte Frauenzimmer sie ins Wasser fallen lassen. Aber von dem Geld, das Brand ihm zahlen würde, konnte er einen billigen neuen Apparat kaufen und würde immer noch genug übrigbehalten, um den hiesigen Pubs gelegentlich einen Besuch abzustatten.
»Du trinkst ja gar nichts«, bemerkte Brand.
»Doch, doch. Prost!«
Als Adrian das Glas an die Lippen setzte, hob Brand das seine, stand auf und kippte den Inhalt mit einem Zug hinunter. Dann grinste er Penkastle an, ging um den Tisch herum zu ihm und legte ihm den Arm um die Schulter.
»Komm mal mit nach draußen, Adrian. Ich will dir etwas zeigen; etwas, was dir bei der Beschattung Prendergasts sehr nützlich sein wird.«
Adrian unternahm herkulische Anstrengungen, um auf die Beine zu kommen. Er stützte beide Hände flach auf die Tischplatte, stemmte sich mühsam hoch und wandte sich seinem Gast zu, um ihm ins Freie zu folgen. Brand holte unter seinem Pullover ein stilettartiges Messer hervor und stieß es Adrian genau zwischen den Rippen tief in die Brust. Pencastle öffnete den Mund und gab ein ersticktes Gurgeln von sich, als Brand das Messer mit einem Ruck wieder herausriß, kippte langsam nach hinten und schlug mit dem Hinterkopf hart auf einer hölzernen Fußleiste auf.
»Den Haufen Abfall wären wir los«, sagte Brand laut.
Er wischte das Messer an den Kleidern des leblosen Bündels zu seinen Füßen ab und schob es in die unter seinem Pullover versteckte Scheide zurück. Dann nahm er sein Whiskyglas, öffnete die Vordertür einen Spalt breit und spähte hinaus. Niemand zu sehen. Rasch schlüpfte er wieder in seine Gummistiefel.
Er brauchte keine Minute, um das am Ufer vertäute Schlauchboot loszumachen, hineinzuklettern und den Motor anzulassen. Langsam fuhr er den Flußarm entlang, bis er das Motorboot erreichte, das am Rand des Helford River auf ihn wartete. Gene, der ihm auch das Messer geliehen hatte, stand am Steuer.
In der Flußmitte warf Brand erst das Whiskyglas und dann das Messer über Bord, danach raste das Motorboot mit dem am Heck festgemachten Schlauchboot im Schlepp mit Vollgas zurück zur Venetia .
8.
»Ich höre, Ethan. Da du sonst von dir aus nie anrufst, hoffe ich, daß du gute Neuigkeiten für mich hast«, sagte Moloch, der am Schreibtisch seines Büros in Mullion Towers saß.
»Wir kommen mit dem Projekt gut voran«, teilte ihm Ethan mit seiner gedämpften Stimme mit. »Ich weiß, daß mein Plan funktionieren wird - in ein paar Wochen schon, oder mit etwas Glück vielleicht auch früher.«
»Und der Sprengstofftest? Das Xenobium?«
Das letzte Wort stieß er rasch, fast hastig hervor. Am anderen Ende der Leitung gab es eine Pause, und Molochs Hand schloß sich fester um den Hörer.
»Erfolgreich. Die Sprengkraft übertrifft unsere Erwartungen sogar noch.«
»Ausgezeichnet. Danke,
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