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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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im Haus trat Mrs. Benyon ohne die Hilfe ihrer Stöcke langsam an das Fenster, das den Highway One überblickte. Sie schnaubte abfällig, als sie sah, wie sich die Limousine entfernte und die Wachposten eilig die Auffahrt hinunterliefen.
    »Du bist noch dümmer, als ich dachte, Vincent«, sagte sie laut. »Und ich werde dich ruinieren.«
    Sie zog eine Schublade auf, entnahm ihr die Tabletten, mit deren Hilfe sie ihren Pulsschlag in die Höhe getrieben hatte, und warf die Schachtel in das im Kamin flackernde Feuer. Über dem Pazifik zog feiner Nebel auf, die Temperatur war gesunken, und sie fröstelte plötzlich.
    »Ich brauche jemanden, dem ich mich anvertrauen kann«, sagte sie laut zu sich selbst.
     
    Am Park Crescent begann eine nervenzermürbende Wartezeit. Das tatenlose Herumsitzen zerrte an den Nerven aller. Marler stand an die Wand gelehnt da, rauchte eine King-size nach der anderen und dachte nach. Newman räkelte sich in einem Sessel und versuchte, sich auf seine Zeitung zu konzentrieren. Tweed dagegen wirkte völlig entspannt. Er las noch einmal einen Bericht, den Professor Weatherby ihm durch einen Boten geschickt hatte und der von Notizen handelte, die er in einem alten Ordner entdeckt hatte. Sie stammten von Ethan.
    »Ich muß gerade an Cornwall denken«, sagte Paula, um das beklemmende Schweigen zu brechen. »Die meisten Leute, die dort Urlaub machen, laufen nur die Klippen entlang und genießen die Aussicht, oder sie sitzen in den hübschen Buchten oder besichtigen die Höhlen. Aber das ist eben nur die Küste Cornwalls. Das Landesinnere gleicht einer trostlosen, öden Wildnis.«
    »Richtig«, erwiderte Tweed automatisch.
    »Ich habe mir Falmouth angesehen«, fuhr Paula fort. »Die Stadt wurde quasi in ein Tal hineingebaut. Und an den Steilhängen reiht sich Haus an Haus, immer auf verschiedener Höhe. Dort treiben sich ein paar ziemlich primitive Typen herum - wirken irgendwie zurückgeblieben.«
    »Die stammen aus den umliegenden Dörfern«, erklärte Newman, ohne von seiner Zeitung aufzublicken. »Ich vermute, daß dort teilweise noch eine Art Inzucht herrscht.«
    »In Cornwall scheint irgendwie die Zeit stehengeblieben zu sein«, pflichtete Paula ihm bei. »Aber als Urlaubsziel sind die Küste und die dort gelegenen Ferienorte wirklich lohnend. Ich denke …«
     
    Es war Mittag, als alle durch einen Anruf aus Langley aufgeweckt wurden. Monica stellte das Gespräch sofort zu Tweed durch.
    »Cord hier«, klang Dillons Stimme an sein Ohr. »Wir haben schon wieder einen Mord. Diesmal mitten in Carmel. Eine Frau namens Linda Standish. Garottiert. Kopf wurde fast völlig vom Körper getrennt. Eine Privatdetektivin. Die lokale Polizei hat mich verständigt.«
    »Wissen Sie ungefähr, wann der Mord stattgefunden hat?« fragte Tweed.
    »Ich habe den Leichenbeschauer aus dem Bett geklingelt - Sie würden ihn wohl als Pathologen bezeichnen -, und er schätzt, daß die Frau zwischen neun und elf Uhr abends Ortszeit getötet wurde. Er sagte, er muß die Autopsie abwarten, tippt aber auf zehn Uhr abends. Unser Serienkiller, der Buchhalter, hat wieder zugeschlagen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nun, auf den nackten Rücken des Opfers wurde mit ihrem eigenen Blut der Buchstabe B gemalt. Das ist alles.«
    »Es reicht vollkommen. Danke, Cord.«
    Tweed berichtete seinem Team, was geschehen war. Niemand sagte ein Wort - sie warteten darauf, daß Tweed weitersprach.
    »Wir haben gerade noch genug Zeit, um den Flug nach San Francisco zu erreichen. Monica, rufen Sie British Airways an und bestätigen Sie unsere Reservierung. Wir brechen sofort auf.«
    »Das Problem ist nur, daß wir keine Waffen mitnehmen können«, bemerkte Newman.
    »Das habe ich ein paar Stunden nach unserer Ankunft geregelt«, sagte Marler. »Waffen sind in den Staaten leicht zu bekommen; etwas zu leicht für meinen Geschmack. Außerdem kenne ich jemanden in San Francisco, der mir Waffen beschaffen kann. Unregistrierte natürlich. Das wird meine erste Anlaufstelle sein.«
    »Unsere erste Anlaufstelle ist Heathrow«, erklärte Tweed, der seinen Koffer aus dem Schrank holte. »Der Kampf hat begonnen …«
     
    Luis Martinez hatte sich in der letzten Zeit bei der Überwachung von Park Crescent zunehmend gelangweilt. Nun verspürte er eine kribbelnde Erregung. Eine ganze Reihe von Leuten traf sehr früh am Morgen aus verschiedenen Richtungen ein, und sie alle betraten dasselbe Gebäude. Zuerst kam eine erstaunlich gutgekleidete Putzfrau, wie er meinte. Er

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