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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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machen wollte, auf einmal ihr ganzes Leben beeinflusste. Sarah war so stolz auf den Hund, als wäre er ihrem eigenen Schoß entsprungen, sie redete von ihm wie über ein Kind. Bei jeder Kleinigkeit wurde der Tierarzt aufgesucht, bald duzte sie ihn am Telefon. Täglich ging sie zweimal mit Caro spazieren, einmal in der Woche badete sie ihn, shampoonierte ihn von Kopf bis Fuß, rubbelte ihn trocken, hüllte ihn dann in ihren Bademantel, setzte ihm die Kapuze auf und stieß kleine Entzückensschreie aus, wenn er in dieser Montur brav und unbeweglich in einem Sessel vor dem Fernseher saß.
    Romano und Elsa ging sie mit ihrem Schoßhund bereits nach kurzer Zeit unsagbar auf die Nerven.
    Daran dachte Romano, als er seiner Mutter gegenübersaß, die sich geräuschvoll die Nase putzte und sich dann
näher zu ihm hin beugte: »Kind, lass uns genau überlegen, was ich für dich tun kann. Mir ist alles egal, ich habe nichts zu verlieren.«
    »Mama, das hatten wir schon. Du kannst nichts für mich tun.«
    »Wie wär’s denn«, flüsterte sie, »wenn ich der Polizei erzähle, ich hätte mich mit Enzo gestritten und sei die ganze Nacht bei dir gewesen. Du hast mich getröstet und mit mir geredet, weil ich völlig aufgelöst war. Ich schwöre darauf einen Eid, und du hast das perfekte Alibi. Und kommst frei. Hundertprozentig. Dann müssen sie dich nämlich freilassen.«
    Das war zu viel. Romano verlor vollkommen die Nerven. »Mama«, brüllte er, »wie oft soll ich es dir eigentlich noch erklären? Ich habe Sarah nicht umgebracht, und darum brauche ich auch keine falschen Alibis. Mein Gewissen ist vollkommen rein, und meine Unschuld wird sich auch irgendwann herausstellen. Da bin ich ganz sicher. Du bist jetzt, nachdem du schon eine andere erlogene Geschichte erzählt und ihnen dann auch noch diese schwachsinnige Lüge von dem gefundenen Messer präsentiert hast, sowieso nicht mehr glaubwürdig. Und wenn sich herausstellt, dass du jetzt zum dritten Mal die Unwahrheit sagst, dann werde ich in den Augen der Polizei immer verdächtiger. Nur wer schuldig ist, hat es nötig zu lügen. Kapierst du das? Du hilfst mir nicht mit diesem ganzen Blödsinn, du schadest mir nur!«
    Teresa war hochrot, starrte auf den Boden und schwieg.
    »Und du wanderst dann auch noch ins Gefängnis. Wenn du Pech hast, bekommst du für einen Meineid zwei bis drei Jahre.«

    »Das ist mir egal«, knurrte sie.
    »Aber mir nicht. Wer soll denn zu Hause den Laden am Laufen halten, wenn du im Knast sitzt? Was wird aus Edi? Und aus Enzo, der sich nicht mehr bewegen kann? Hast du dir das mal überlegt?«
    Sie schüttelte den Kopf und wirkte ganz verstört.
    »Dann kann ich also gar nichts tun?« Jetzt heulte sie fast.
    »Nein. Sei still und halt den Mund. Damit hilfst du mir am meisten.«
    Teresa wischte sich mit ihrem Taschentuch noch einmal über Augen und Nase, dann verstaute sie es umständlich in ihrer Handtasche und stand auf.
    »Es tut mir leid, Romano, es tut mir so leid.«
    Romano stand ebenfalls auf. Er hatte sich wieder beruhigt und schloss sie in die Arme. »Bete für mich. Und glaub mir, es wird alles gut. Irgendwann klärt sich alles auf.«
    Teresa drehte sich um und verließ den Raum. Es war ihr bewusst, dass er ihr hinterhersah, daher zuckte sie ein paar Mal und hielt den Kopf gesenkt. Sie wollte, dass er dachte, sie weinte, dabei war sie einfach nur wütend.

76
    Berta Casini war ungeheuer stolz auf ihren Mann. Es war schon etwas ganz Besonderes, in den toskanischen Wäldern, in denen selten etwas passierte, zur Jagd aufzubrechen und eine Leiche zu finden. Aber zum ersten Mal ging es ihr auch auf die Nerven, dass Alessio ein schweigsamer Mann war. Immer wieder fragte sie ihn nach jeder Einzelheit, wollte genau wissen, wie die Signora ausgesehen und wie sie dagelegen hatte. Alessio sollte ihr genau beschreiben, wie sie sich einen Hals vorstellen musste, der so tief durchgeschnitten war, dass der Kopf fast völlig vom Rumpf abgetrennt war. Sie fragte ihn tausendmal, ob ihm in dem Schlafzimmer der Signora auch wirklich nichts Außergewöhnliches aufgefallen war, ob irgendetwas herumlag, was da nicht hingehörte, und wie die Signora überhaupt eingerichtet gewesen war, in diesem fürchterlich einsamen und Angst einflößenden Haus im Wald, in dem schon einmal so etwas Schreckliches geschehen war.
    Berta interessierte sich brennend dafür, was die Signora angehabt und ob sie überhaupt etwas angehabt hatte, und war entsetzt, dass ihr Mann darüber am

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