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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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oder in die Hölle war.
    Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und trug sie ins Bett.
    Eine Stunde später ging er nackt durch die Wohnung und holte ihr einen Aschenbecher, obwohl er es hasste, wenn in seiner Wohnung – und noch schlimmer – in seinem Bett geraucht wurde.
    Sie lehnte sich an ihn und blies wabernde große Ringe in die Luft. »Ich liebe Italien«, sagte sie leise, während sie die Zigarette ausdrückte. »Und ich glaube, dich liebe ich auch.«
    Romano suchte noch nach Worten, um seine Gefühle auszudrücken, was auf Italienisch so leicht und auf deutsch so schwierig war, doch bevor er etwas sagen konnte, sah er, dass sie bereits in seinen Armen eingeschlafen war.

14
    Franky bekam einen Tobsuchtsanfall, als er nach Hause kam und sah, dass Sarah ihre und Elsas Sachen aus der Wohnung geräumt hatte. Er warf ein gefülltes Bierglas gegen den Spiegel im Badezimmer, weil er Sarah vor sich sah, wie sie sich die Zähne putzte und ihm dabei im Spiegel zugrinste. Er hörte in Gedanken, wie sie sagte: »Franky-Boy, du könntest dich wirklich mal wieder rasieren« oder: »Deine Haare sind zu lang, das sieht ja fürchterlich aus« oder: »Zieh lieber den dunkelblauen Pullover an, in diesem siehst du aus wie eine Wasserleiche.«
    Der Pullover, den er angehabt hatte, war beigefarben, und er hatte ihn kommentarlos in den Mülleimer geworfen.
    Der Spiegel fiel fast komplett aus dem Rahmen und machte augenblicklich jede Illusion zunichte.
    Denn jetzt stand wirklich niemand mehr hinter ihm, Sarah spritzte ihm kein Wasser mehr ins Gesicht und kniff ihn nicht in den Hintern, sie war einfach weg. Und das machte ihn wütend.
    Er ging ins Wohnzimmer, riss den Hörer von der Gabel und rief ihre Eltern an.
    »Ist Sarah bei euch?«, fragte er Regine.
    »Nein«, sagte sie und klang überrascht. »Was ist los? Warum fragst du? Habt ihr euch gestritten?«

    »Nein, aber sie ist nicht hier bei mir, und wo könnte sie sonst sein?«
    »Keine Ahnung. Tut mir leid, Franky, aber ich kann dir wirklich nicht helfen.«
    In diesem Moment fing Elsa an zu brüllen.
    »Aha«, sagte er. »Elsa ist also bei dir. Wie beruhigend. Also hör auf zu lügen und sag mir, wo sie ist.«
    »Hör zu«, meinte Regine, und ihre Stimme verlangsamte sich wie bei einer Lehrerin, die eine grölende Klasse beruhigen will. »Ich weiß nicht, was los ist und was bei euch vorgefallen ist. Es geht mich auch nichts an. Ich kann dir nur sagen, dass Sarah Elsa zu uns gebracht hat. Für ein paar Tage oder ein paar Wochen. Wir werden sehen. Sie meinte, sie hätte zu tun. Ausziehen, umziehen, eine neue Wohnung suchen, was weiß ich. Ich denke, du wirst eher herausfinden, wo sie ist, als ich.«
    Franky antwortete nicht, sondern grunzte nur.
    »Du weißt, dass ich euch jederzeit helfe. Du weißt auch, dass ich dich mag und auf deiner Seite bin. Aber ihr müsst mir wenigstens erzählen, was vorgefallen ist, sonst kann ich nichts machen.«
    »Es ist nichts. Ich möchte nur wissen, wo sie ist.«
    »Sie ist dabei, dich zu verlassen.«
    Franky legte auf. »Blöde Kuh«, murmelte er und ging in die Küche, um sich ein neues Bier aufzumachen. Regine war eine Zicke, und sie log, dass sich die Balken bogen, davon war Franky überzeugt. Mütter wussten immer, wo ihre Töchter sich aufhielten und was sie machten. Und wenn sie es mal nicht wussten, zeterten und telefonierten sie so lange, bis sie es wussten. Völlig unmöglich, dass Regine keine Ahnung davon hatte, wo Sarah war. Er hatte Lust, zu
ihr zu gehen und sie zur Rede zu stellen, sie so lange zu nerven, bis sie mit der Sprache herausrückte, aber Elsa hielt ihn davon ab. Er war froh, mal eine Weile ihrem Geschrei entronnen zu sein.
    Franky durchsuchte gründlich die gesamte Wohnung. Er wollte irgendeinen Grund für ihren Weggang finden. Vielleicht einen Hinweis auf einen anderen Mann. Einen geheimen Brief, einen Tagebucheintrag, eine achtlos hingekritzelte Notiz. Ein Foto, eine unerklärliche Restaurantrechnung, eine Parkplatzquittung, die er sich nicht erklären konnte, irgendetwas. Aber er fand nichts. Nicht eine einzige Winzigkeit, die ihn hätte stutzig machen können.
    So saß er mehr irritiert als verzweifelt vor dem Fernseher, begriff überhaupt nicht, was er sah, dachte an Sarah, trank sein viertes Bier und hatte unendliche Sehnsucht nach ihr, sodass es ihn in den Lenden schmerzte. Er setzte sich an den Flügel und versuchte, mit einer Melodie seine Stimmungslage auszudrücken, aber es gelang ihm nicht. Entnervt

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