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Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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untergegangen ist, als Du mich verlassen hast. Ich lebe in ewiger Dunkelheit, ich sehne mich nach Dir wie nach dem täglich Brot. Jetzt erst, von ständiger Nacht umgeben, habe ich begriffen, dass Du meinem Dasein das Licht und die Freude gegeben hast, jetzt erst lerne ich zu begreifen, was ich falsch gemacht habe. In mir ist die Flamme des Lebens erloschen, so lange, bis ich Dich endlich
wieder in meinen Armen halten kann. Auf den Knien bitte ich Dich um Vergebung, ich bin ein armer Sünder, der zu spät erkannte, aber in Reue zu Dir zurückkehrt.
    Ich verstehe Dein Zögern. Ich verstehe Deine Zurückhaltung, ich verstehe Deine Furcht, dass ich mich vielleicht doch nicht geändert haben könnte. Ich bin Dir nicht böse, dass Du mich bisher noch nicht mit offenen Armen empfangen hast. Ich habe Geduld. Ich werde warten. Ich bitte Dich nur, nicht zu vergessen, wie wir beide an der See auf menschenleeren Campingplätzen unser Zelt aufbauten, wie wir uns in der lauwarmen Brandung geliebt, anschließend Berge von Spaghetti mit frischem Knoblauch verschlungen und nachts Arm in Arm auf einer kaputten Luftmatratze geschlafen haben, während vor dem Zelt der Sturm tobte und Du mich batest, Dich nie zu verlassen, sondern Dich immer festzuhalten, egal in welchem Sturm des Lebens wir uns befänden. Wie wir tagelang im Zelteingang saßen und auf den strömenden Regen starrten, wie Du Deinen Kopf an meine Schulter lehntest und sagtest, solange wir zusammen wären, sei jeder Tag schön, auch bei so einem Sauwetter. Wie wir zusammen am Meer standen, Du meine Hand nahmst und sagtest, komm, lass uns fliegen, dann kann uns nichts auf der Welt jemals mehr trennen … Liebste, ich kann nicht glauben, dass Du damals nicht gemeint hast, was Du sagtest, ich kann mir nur vorstellen, dass Dein neuer Freund Dich davon abhält, zu mir zurückzukehren. Jeder macht Fehler, ich habe meine eingesehen und bereut und bin zu einem Neuanfang mehr als bereit.
    Ich werde weiter ständig in Deiner Nähe sein und auf ein Zeichen von Dir warten, damit unsere ewige Liebe eine neue Chance bekommt.

    Dein Dich immer und ewig und über den Tod hinaus liebender Franky
    »Was soll ich machen?«, fragte Sarah Romano.
    »Gar nichts. Ignorieren. Irgendwann macht ihm keinen Spaß mehr.«
    Aber das war ein Irrtum.
    »Liebes«, hauchte er abends, wenn Romano nicht da war, ins Telefon, »ich bin dir ganz nah und warte auf dich. Und wenn du nicht zu mir kommst, komm ich zu dir.«
    Sarah guckte aus dem Fenster. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Franky. Die Glut seiner Zigarette beleuchtete sein Gesicht. Sarah sah, dass er grinste.
    Zehn Minuten später klingelte er an ihrer Haustür Sturm und hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Tür. Sie schlotterte vor Angst und sah seine verzerrte Fratze durch den Spion. »Hau ab«, zischte sie durch den Briefschlitz. »Hau ab, oder ich hole die Polizei.«
    »Dieses Spiel verlierst du, mein Engel«, flüsterte er. Drehte sich um und rannte die Treppe hinunter.
     
    Sarah erstattete Anzeige. Sie fühlte sich bedroht und belästigt und zeigte den Beamten auch den Brief. Sie glaubte, damit endlich beweisen zu können, dass der Mann nicht nur verrückt, sondern ihr auch pausenlos auf den Fersen war. Aber der Beamte amüsierte sich nur und meinte, sie solle sich glücklich schätzen. Er habe noch nie so einen wundervollen Liebesbrief erhalten. »Ehrlich gesagt«, bemerkte er, »so einen Liebhaber schickt man doch nicht in die Wüste!«

     
    Sarah hatte den Streit eigentlich vermeiden wollen, aber jetzt rief sie ihre Mutter an und machte ihr heftigste Vorwürfe, dass sie Franky ihre Telefonnummer und ihre Adresse gegeben hatte, obwohl sie sie darum gebeten hatte, es nicht zu tun.
    »Er war so höflich und freundlich am Telefon«, verteidigte sich ihre Mutter. »Und er hat so nett von dir gesprochen, da konnte ich doch nicht ahnen …«
    Sarah holte tief Luft, um ihre Mutter nicht anzuschreien. »Glaubst du, ich bitte dich aus lauter Jux und Dollerei, meine Adresse nicht weiterzugeben? Ich werde schon meine Gründe haben, aber nein, du machst ja immer alles, was du willst, du weißt ja immer alles besser.«
    »Das muss ich mir nicht anhören.«
    »Doch, das musst du. Franky ist krank, Mama, wann kapierst du das endlich? Ich dachte, ich hätte dir genug von ihm erzählt. Jetzt belagert er mich, er lässt mich nicht mehr aus den Augen, er bedroht mich, weil er unbedingt wieder eine Beziehung mit mir haben will. Und irgendwann

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