Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenkind

Hexenkind

Titel: Hexenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
Vom Netzwerk:
offensichtlich einem Arzt, der ihre Hand hielt und ihr eine Infusion legte. Er wollte wissen, ob ihr übel sei, und bat sie, laut bis zehn zu zählen. Noch während der Fahrt schloss er sie an ein EKG an und leuchtete in ihre Pupillen. Danach erinnerte sie sich an nichts mehr.
     
    Als sie die Augen öffnete, saß Romano neben ihr und streichelte ihre Wangen. »Was ist mit Elsa?«, flüsterte sie. »Wo ist Elsa?«
    »Elsa ist gesund. Alles in Ordnung. Nichts passiert. Non ti preoccupare. Brauchst nicht Sorgen machen.«
    »Wo ist sie?«
    »Bei Oma und Opa. Alles gut.«
    »Was ist passiert?«
    »Du hattest Zusammenbruch. Nerven, Kreislauf, alles. Brauchst Ruhe. Ganz viel Ruhe.«
    »Er war im Fahrstuhl, Romano. Franky hat mir im Parkhaus aufgelauert. Er verfolgt mich. Ich bin nirgends mehr sicher, Romano.«
    »Hier bist du sicher. Keine Angst.«
    Doch sie hatte Angst. Todesangst. Es war für Franky keine Kunst herauszufinden, dass sie im Krankenhaus lag. Ein paar Anrufe, und schon würde er wissen in welchem. Er würde kommen und den Moment abpassen, wenn die Nachtschwester in irgendeinem Zimmer war. Hier konnte sie sich nicht einschließen, hier war sie ihm einfach ausgeliefert.

    Ruckartig setzte sie sich auf und musste einen Moment innehalten, so schwindlig war ihr. »Gib mir meine Sachen und nimm mich mit, Romano. Ich will nach Hause.«
    »Aber du bist krank. Ärzte haben gesagt, mindestens eine Woche.«
    »Nimm mich mit. Hier werde ich nicht gesund, hier habe ich Angst.«
    Mit einem einzigen entschlossenen Ruck zog sie die Kanüle des Tropfes aus ihrem Arm, schwang sich aus dem Bett, tapste barfuß zum Schrank und zog sich eilig an.
    »Aber das darfst du nicht!« Romano war vollkommen verunsichert.
    »Oh doch, das darf ich. Ich bin ja hier nicht im Gefängnis!«
    Der Arzt erklärte Sarah, dass sie auf eigene Gefahr nach Hause ginge und dass er ihr dringend davon abraten würde, so ein Zusammenbruch könne sich jeder Zeit wiederholen, sie sei zur Zeit äußerst instabil.
    Sarah nickte und meinte, das wisse sie.
    Dann unterschrieb sie eine Erklärung, dass sie auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlasse, und bat die Schwester noch, ein Taxi zu rufen.
    Die Rosen, die ihr Romano mitgebracht hatte, ließ sie im Zimmer stehen. »Es bringt Unglück, Blumen aus dem Krankenhaus mit nach Hause zu nehmen«, erklärte sie und stieg dankbar in das bereits vor der Klinik wartende Taxi.
     
    Zu Hause legte sich Sarah sofort hin. »Wir lassen Elsa noch ein bisschen bei deine Eltern«, schlug Romano vor. »Dann du hast Ruhe. Dann du wirst gesund.«

    Sarah hatte unendliche Sehnsucht nach ihrer kleinen Mathematikerin, aber sie war einverstanden.
    Am nächsten Vormittag rief Regine an und begann die Unterhaltung gleich mit einem Vorwurf.
    »Ich habe dir extra Marmorkuchen gebacken – den isst du doch so gerne -, dann hab ich eine geschlagene Stunde gebraucht, um ins Krankenhaus zu fahren, nur wer nicht da ist, bist du! Die Schwester sagte, du hättest dich selbst entlassen. Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?«
    »Ich weiß, was ich tue, Mama. Gesund werden kann ich nur zu Hause.«
    Regine schnaufte. »Und wer kümmert sich um dich, wenn Romano arbeitet?«
    »Niemand. Ich brauche einfach nur meine Ruhe.«
    »Aha.«
    »Ja.«
    »Schlaf dich mal ein bisschen aus, dann sieht die Welt wieder ganz anders aus. Dann siehst du nicht mehr überall Gespenster.« Sarah schnappte nach Luft. »Willst du damit sagen, dass ich vorher einfach nur hysterisch war? Dass ich mir den Terror von Franky nur eingebildet habe?«
    »Ich will damit gar nichts sagen. Ich meine nur, dass du vielleicht nicht mehr ganz so schwarz siehst, wenn du dich entspannst.«
    »Ich bin nicht psychisch krank, Mama.«
    »Das weiß ich doch, Kind.«
    »Dann könntest du mich doch endlich einmal ernst nehmen und mir glauben, dass meine Ängste berechtigt sind.«

    »Hör auf, darüber nachzudenken, Liebes. Es wird alles gut, vertrau mir.«
    »Okay. Lass uns ein andermal weitertelefonieren, Mama, ich bin jetzt müde.«
    Sie legte auf und wünschte ihre Mutter zum Teufel.

23
    Normalerweise schlief sie schon, wenn er so gegen ein Uhr früh aus der Pizzeria kam, in dieser Nacht jedoch war sie wach und wartete auf ihn.
    »Was ist passiert?«, fragte er automatisch, als er sie im Sessel sitzen sah.
    »Er hat heute Abend achtmal angerufen. Das ist alles. Ansonsten ist nichts passiert.«
    »Elsa geht es gut?«
    »Glänzend. Sie

Weitere Kostenlose Bücher