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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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dass Barbara hier war. Sie war solide und real, und vielleicht war alles nur ein Irrtum gewesen. Das würde Barbara ihr gleich sagen, und alles würde wieder so sein, wie es sein sollte.
    Es ist mir egal, ob Mom und Dad sich für den Rest ihres Lebens streiten, dachte sie verzweifelt.
    »Es ist ein Irrtum, oder?«, platzte sie heraus. »Sie sind es nicht.«
    »Ich habe sie gesehen, Liebes«, sagte Barbara mit fester Stimme und streichelte Hollys Wange. »Ich habe sie identifiziert.«
    Holly staunte über die frische Woge von Trauer und Verzweiflung, die sie überrollte. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass ein Mensch solchen Schmerz empfinden konnte. Wieder dachte sie an Janna und schämte sich für ihre früheren Gedanken.
    Vielleicht zahlt Gott es mir jetzt heim, dass ich so ein Miststück war, dachte sie.
    Als Holly sich beruhigt hatte, wandte Barbara sich der Fremden zu und sagte: »Ich bin Barbara Davis-Chin. Die Mutter von Hollys bester Freundin.« Sie war erstaunlich gefasst.
    »Ich bin Hollys Tante, Marie-Claire«, entgegnete die andere Frau. Ihr Lächeln war wässrig, schwach und traurig. »Ich vermute, Danny hat nie von mir gesprochen. Aber offenbar hatte er mich als nächste Angehörige vermerkt.«
    Barbara murmelte bedauernd, sie wisse tatsächlich nichts von ihr, und wandte sich dann wieder Holly zu. »Liebes«, sagte sie, »deine Mom hat mich gebeten, mich um dich zu kümmern, falls ihr etwas zustößt. Wusstest du das?«
    Holly war nicht überrascht, antwortete aber trotzdem: »Nein.«
    Barbara nickte. Sie streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen über Hollys Korkenzieherlocken. »Ich habe dich aufwachsen sehen«, sagte sie leise.
    Holly schaute zu ihrer neu entdeckten Tante hinüber. »Mein Dad wollte, dass ich bei ihr lebe.«
    »Ja, darüber müssen wir reden -«, begann Barbara.
    Die Frau trat vor und unterbrach sie. »Holly, wenn du jemanden hast, bei dem du bleiben möchtest, ist das völlig in Ordnung.« Sie lächelte sie beide an. »Natürlich soll Holly nicht gegen ihren Willen nach Seattle kommen.«
    Holly spürte einen kurzen Stich. Es war offensichtlich, dass ihre Tante sie nicht wollte. Dann trat ihr erwachseneres Selbst dazwischen. Wer würde denn eine dritte Highschool-Schülerin im Haus haben wollen? Marie-Claires Familie hatte ihr eigenes Leben, und sie war eine Fremde. Außerdem wollte sie das Abschlussjahr in San Francisco machen.
    »Aber wenn du nach Seattle ziehen möchtest«, fügte Marie-Claire hinzu, »bist du mehr als willkommen.« Sie legte Holly fürsorglich eine Hand auf den Unterarm. »Ich würde Dannys Tochter sehr gern kennenlernen.« Ihr Blick wurde weich. »Ich habe ihn all die Jahre sehr vermisst.«
    »Wir können später noch darüber sprechen«, schlug Barbara vor. »Holly muss sich das erst in Ruhe überlegen.«
    »Nein«, sagte Holly. Sie errötete ob des panischen Untertons in ihrer Stimme. »Ich möchte gern bei dir bleiben, Barbara. Wenn dir das wirklich recht ist.«
    »Ach, Liebes, das ist mir mehr als recht.« Barbara schlang die Arme um sie. »Ich würde mich so darüber freuen. Dieses Haus wird schrecklich leer sein ohne... ohne Tina.«
    »Also dann.« Marie-Claire presste die Handflächen zusammen. Sie wandte sich an Barbara. »Ich würde gern mit Ihnen beiden zum ... nach Hause gehen und bei den... Vorbereitungen helfen.«
    Für die Beerdigungen, übersetzte Holly für sich, und ihr wurde wieder ein wenig schlecht. O Gott, ich bin eine Waise. Meine Eltern sind tot. Ich habe keine Geschwister.
    »Holly?«, fragte Marie-Claire.
    Beide Frauen sahen sie an. Holly schüttelte den Kopf. »Ich bin müde.« Sie griff sich an die Stirn und seufzte. »Nur furchtbar müde.«
    »Sie braucht Ruhe«, erklärte eine Krankenschwester, die eben geschäftig hereinwuselte. »Sie hatte vorerst genug Besuch.«
    Barbara trat von Hollys Bett zurück. Zu Hollys Tante sagte sie: »Gehen wir einen Kaffee trinken?«
    Beide lächelten Holly an, nahmen ihre Handtaschen und gingen hinaus. Barbara verkörperte das alternative San Francisco, Marie-Claire vornehmen Schick.
    Sie muss reich sein, dachte Holly. Dann ging ihr auf: Ich bin jetzt auch reich.
    Die Schwester sagte: »Sie sind ja ganz aufgedreht. Ich werde den Arzt bitten, Ihnen etwas zu geben, damit Sie schlafen können.«
    »Nein«, flüsterte Holly, denn sie musste an ihren letzten grässlichen Traum denken. Doch kaum hatte sie es ausgesprochen, schlossen sich ihre Augen, und sie trieb davon, zurück zum Fluss und zu

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