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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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ihn herab. Michael sah zu, wie Laurent drohend auf Eli zuging, die klauenbewehrte Hand hob und nach ihm schlug. Er verfehlte die Wange des Jungen nur knapp.
    »Unverschämtes Balg! Du sprichst nur, wenn du etwas gefragt wirst!«, donnerte er. Schäumend wandte er sich Michael zu. »So hast du also deinen Erben erzogen?«
    Zu Michaels Überraschung reckte Eli das Kinn und erklärte mit fester, ruhiger Stimme: »Dies sind andere Zeiten, Herzog Laurent. Und ich bin kein Kind mehr.«
    Laurent neigte den Kopf zur Seite. Er betrachtete Eli lange und eingehend und sagte dann wie zu sich selbst: »Es hat ganz den Anschein.«
    Es war ein verregneter Donnerstagabend. In Nicoles Zimmer hielt Holly Bast in den Armen, und die Katze schnurrte wie verrückt. Nicole hatte sich auf dem Bett ausgestreckt, und Amanda lag auf dem Boden. Sie hatten zwei Tüten Mikrowellen-Popkorn geleert und genug Cola Light getrunken, um ganz Seattle damit zu fluten, und sich zum x-ten Mal die Romeo und Julia -Verfilmung mit Claire Danes und Leonardo DiCaprio angeschaut.
    Das Stück für die Theatergruppe des Abschlussjahrgangs war verkündet worden. Es sollte Romeo und Julia werden.
    Nicole wollte natürlich die Hauptrolle. Sie studierte sämtliche Versionen des Stoffes, die sie finden konnte, auf der Suche nach ihrer eigenen Interpretation.
    »Ich bin die Einzige, die das richtig machen kann«, sagte sie und schüttelte vor dem Fernseher den Kopf.
    »Klar.« Amanda gähnte, und ihre Katze krabbelte auf ihren Bauch.
    »Das ist mein Ernst.« Nicole stand auf und streckte sich. Mit ihrem Handtuch-Turban auf dem Kopf erinnerte sie Holly an Erykah Badu. Sie warf sich in Pose, und ihre Stimme wurde tiefer als das plötzliche Donnergrollen draußen vor dem Fenster.
    »Komm, gib mir meinen Romeo! Und stirbt er einst,
    Nimm ihn, zerteil' in kleine Sterne ihn:
    Er wird des Himmels Antlitz so verschönen,
    Dass alle Welt sich in die Nacht verliebt
    Und niemand mehr der eiteln Sonne huldigt...«
    »Du bekommst die Rolle, Nicole«, versicherte Holly ihrer schönen Cousine.
    Nicole schaute mit entrücktem Blick in die Ferne - vielleicht sah sie Romeo oder Rampenlichter, oder sie hörte Applaus. »Ich bin Julia, weißt du? Ich bin besser als Claire Danes. Und außerdem...«
    Sie fuhr leicht zusammen, als fiele ihr ein, dass sie nicht allein war. »Jedenfalls wird diese Rolle mir gehören. Dafür sorge ich.«
    Holly dachte darüber nach.
    Mit kleinen Bündeln aus Stückchen und ein paar Segenssprüchen, oder wie meint sie das?
    »Ja, ich hoffe, du schaffst es«, sagte Holly.
    Nicole hob Hecate hoch. »Ich will die Hauptrolle.«
    Die Katze peitschte wie zur Antwort mit dem Schwanz.
    Ein paar Wochen vergingen.
    In San Francisco war Barbara auf die Langzeit-Pflegestation des Krankenhauses verlegt worden. Sie war immer noch sehr krank, aber niemand wusste, warum. Ihr Zustand verschlechterte sich nicht weiter, aber er wurde auch nicht besser. Um das Haus in San Francisco kümmerten sich Freunde von Hollys Eltern; den Pferden im Stall ging es prächtig.
    Nicole stürzte sich in ihre Kampagne für die Rolle der Julia und ging sogar so weit, den gesamten Text auswendig zu lernen, ehe auch nur das Vorsprechen angesetzt war. Dann, eines regnerischen Nachmittags, schaute Holly im Probenraum vorbei, um Nicole zu fragen, wann sie nach Hause fahren würde. Nona Zeidel, die Lehrerin, die die Theatergruppe leitete, saß an einem Schreibtisch aus Eiche neben einer kleinen Bühne mit weinroten Vorhängen. Ein Stück weiter hinten malten zwei Jungen eine Kulisse - einen mondbeschienenen Garten.
    »Ich brauche sie für meine Bewerbung am California Institute of the Arts«, flehte Nicole, während Ms. Zeidel an ein paar Salzbrezeln knabberte und ein offenes Rollenheft auf ihrer grünen Schreibtischunterlage durchblätterte. »Maria Gutierrez hat nicht vor, je als Schauspielerin zu arbeiten. Sie will Mathelehrerin werden.« Sie sprach das Wort aus, als handle es sich um eine Krankheit.
    »Du meine Güte, wie langweilig«, stöhnte Ms. Zeidel und verdrehte die Augen. Sie steckte sich die nächste Salzbrezel in den Mund und neigte den Kopf zur Seite. Holly sah, wie sie darüber nachdachte.
    »Und ich kann zu allen Proben kommen.« Nicole beugte sich vor und tippte auf ein Notizbuch, das aussah wie ein Anwesenheitsheft. »Schauen Sie ruhig nach. Ich habe noch nie eine Probe versäumt.«
    Dann sah Holly, wie Nicole etwas ziemlich Merkwürdiges tat: Sie griff in die Tasche ihrer schwarzen

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