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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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in den Schmutz fiel. Sie kam mit dem Kopf auf und war einen Moment lang wie betäubt. Als sie wieder klar sehen konnte, ragte ihr Gemahl über ihr auf, die Füße zu ihren beiden Seiten im Matsch. Hinter ihm boten die Mauern von Schloss Deveraux eine feurige Kulisse seiner Wut.
    »Ich habe einen Fluchtweg ausgearbeitet«, sagte sie, blickte zu ihm auf und wischte sich Blut aus dem Mundwinkel. Einige Zähne waren lose. »Freunde, die uns aus Frankreich fortbringen werden! Wir erschaffen einen neuen Coven, mein Liebster, einen Zirkel, der im Licht steht, nicht in diesem schrecklichen Grau, das unser beider Familien -«
    »Mörderin!«, brüllte er sie an. »Verräterin!«
    Er schlug sie erneut, und was dann kam, erschien ihr wie ein furchtbarer, verschwommener Albtraum, der sie bis in die tiefste Seele traf. Als sie wieder zu sprechen versuchte, wurde sie von einer Bewegung auf dem zinnenbewehrten Dach über Jeans Kopf abgelenkt.
    Es war Laurent, sein Vater, in vollem Hexerornat. Neben ihm standen weitere des inneren Zirkels in ihren Ritualgewändern mit verhüllten Gesichtern, und alle gemeinsam vollführten eine Geste, streckten die Arme aus und hoben sie höher... höher...
    ... und das Schwarze Feuer der Deveraux brach aus dem Nichts hervor.
    Das Schwarze Feuer glänzte und waberte, Schatten auf Schatten purer Hitze, die Flammen zuckten und tanzten wie eine verzweifelte Haremsdame, die einen Kalifen zu betören versucht, damit ihr Leben verschont bliebe... Gleich einem Drachen donnerte das Feuer über die Asche überhitzter Knochen hinweg. Es brodelte, als löse sich darin eine verfluchte Seele auf, die von Dämonen eingeholt wurde.
    Das Schwarze Feuer, nun endlich - dies hatte ihre Familie durch all ihre List und Tücke in die Hände bekommen wollen, und dies hatten die Deveraux ihnen vorenthalten. Das Schwarze Feuer, von dem es hieß, es verschlinge alles auf seinem Pfad so gründlich, dass auch dessen Essenz verzehrt wurde und etwas Neues, etwas Böses an dessen Stelle wachsen konnte.
    Die begehrteste Beute.
    »Eine verlogene, mörderische Hure bis zum Schluss«, spie Jean auf sie herab. Er zog sein Schwert und hob es über den Kopf, genau wie ihr Onkel, ehe er Petite-Marie getötet hatte.
    Sie tat einen letzten Atemzug und dachte an den Fluch - dass sie dazu verurteilt sein würde, ewig auf Erden zu wandeln, um ihr Verbrechen gegen ihren Ehemann und Meister zu büßen.
    »Am Fluss liegt ein Boot«, flüsterte sie. »Flieh dorthin, Jean. Meine Leute warten. Ich habe sie gut bezahlt.«
    Jean sah, dass Isabeaus Lippen sich bewegten. Er hörte nichts. Vielleicht wurden ihre Worte von dem Schrei in seinem Kopf übertönt, der ihn drängte, sie zu verschonen. Vielleicht waren auch die Brände und Schreie um sie herum zu laut.
    Er wurde schwach, und er verfluchte sie und ihre Mutter dafür, dass sie ihn behext hatten.
    Wir waren zu hochmütig, dachte er. Wir haben uns eingebildet wir könnten die Cahors überlisten. Ich hatte sie bezaubert und sie in ihren Träumen umgarnt, doch als sie zu mir kam und wir verbunden wurden ...Ich liebe niemanden so sehr wie sie.
    Ich liebe sie immer noch mehr als meine Sippe, mein Haus oder ... oder mein eigenes Leben. Wenn sie ihr nur erlaubt hätten, mein Kind zu gebären, dann hätten wir zusammenbleiben und eine neue Allianz zwischen unseren Häusern schmieden können.
    Wir beide waren nichts als Schachfiguren, nebeneinander platziert, um die nächsten Spielzüge zu forcieren. Die Cahors haben den ersten Zug gemacht, einen kühnen Zug, und sie haben uns schachmatt gesetzt.
    »Isabeau«, stöhnte er kläglich. »Ich verfluche dich. Ich werde dir niemals verzeihen.«
    Dann stählte er seinen Willen, um sie zu töten. Zugleich mit ihrem Atemzug holte er tief Luft und hob das Schwert.
    Sie schrie -
    - und die Mauer hinter ihm stürzte ein. Jean wandte sich halb um und sah die verheerende Lawine aus Stein und Schwarzem Feuer. Menschen fielen auf ihn zu - sein Vater, in pechschwarze Flammen gehüllt, und der innere Zirkel, alle schlugen verzweifelt um sich und schrien Zaubersprüche, um die höllische Zerstörung aufzuhalten. Der Einsturz zermalmte Tiere und Wachen und einen Wagen der Cahors, der eben in den Hof raste. Die Steine krachten wie die Fäuste von Riesen auf den Boden, der große Risse bekam. Rauch, Hitze und Flammen...
    In den letzten Augenblicken, die ihm blieben, Augenblicken, die er zur Flucht hätte nutzen können, schrie Jean Isabeau eine Warnung zu. Sie lag reglos da,

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