Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
Seite.
    Als bestünde sie aus weichem Wachs, drehte Hollys Kopf sich nach rechts. Die Wand war verschwunden, und an ihrer Stelle füllte eine breite Mauer ihr Gesichtsfeld aus. Die Steine waren nicht ganz rechteckig und nicht alle gleich groß: von Hand gemacht, erkannte sie. Nicht von einer Maschine.
    Der Rauch wurde dichter, füllte ihre Lunge und ließ sie würgen und husten. Sie spürte die Hitze, die beängstigend intensiv wurde. Sie hob die Füße von dem Seerosenteich-Boden und hörte das Knistern der Flammen. Die Blumen unter ihren ledernen Schuhen lösten sich in der Hitze auf - das waren gar keine Lilien, sondern Strohbüschel. Eines nach dem anderen ging blitzartig in Flammen auf, und die Funken setzten Hollys wollenes Nachthemd in Brand.
    Hilfe!, schrie sie der Gestalt zu.
    Doch der Flur war jetzt ganz verschwunden. Panisch drehte sie sich im Kreis und schlug nach ihrem glimmenden Nachthemd. Brandblasen bildeten sich an ihren Händen, während sie die Flammen löschte. Ihre Beine waren
    angesengt.
    Jetzt wusste sie, wo sie war - in Jeans Gemach auf Schloss Deveraux und sie suchte überall nach ihm. Sie war verzweifelt. Er hätte auf seinem mit Pelzen bedeckten Bett liegen müssen wie in trunkener Ohnmacht. Sie hatte so viel Wurmfarn in seinen Abendwein gegeben, dass er zwei Nächte durchschlafen sollte. Sie hielt das magische Pulver in der Hand, mit dem sie ihn wiederbeleben wollte.
    Durch Rauch und Feuer schrie sie seinen Namen. Sie rannte an Deveraux-Wachen vorbei, die in brennendem Öl erstickten und mit vergifteten Pfeilen gespickt waren, abgeschossen von ihren eigenen Verwandten. Durch die grell erleuchtete Nacht jagte sie in die Stallungen und ignorierte das panische Kreischen der Pferde und Knechte, während sie mit magischen Mitteln Schlösser und Türen öffnete und nicht daran dachte, sie für jene hinter sich offen zu lassen.
    Sie rannte die Flure entlang zur Küche, wo in den beiden gew altigen Feuerstellen, groß genug, um darin einen ganzen Bullen zu rösten, unkontrollierte Brände loderten. Wie Drachenfeuer schossen Flammenzungen aus den riesigen steinernen Mäulern. Von den Köchinnen und ihren Helfern war nichts zu sehen, doch ein metallischer Gestank hing in dem Rauch, und sie sah einige geschmolzene Töpfe und Kessel in den Flammen.
    Sie verließ die Küche, wich einer brennenden Gestalt aus und schoss den Gang entlang. Sie schluchzte vor frustrierter Verzweiflung, während der Feuersturm aus jedem Winkel der Burg qualvolle Schreie aufsteigen ließ. Von innerhalb und außerhalb der Mauern setzte ihre Familie Schloss Deveraux in Brand. Mit hemmungsloser Grausamkeit metzelten sie die Männer des Hauses Deveraux nieder. So lautete die Abmachung, und sie hatte ihre Familie nach besten Kräften unterstützt. Niemand wusste von ihrem geheimen Handel mit der Göttin, durch den ihr Mann verschont werden und ihnen beiden die Flucht gelingen sollte.
    Sie ballte die Fäuste und brach durch eine Tür auf den Burghof. Die Flammen beleuchteten die Szene vor ihr so hell wie die Sonne. Eine Schar brennender Gänse starb schnatternd und kreischend. Lämmer und ihre Muttertiere lagen mit rauchendem Fell auf der Seite. Nichts von alledem war vereinbart worden.
    Dann sah sie einen ihrer Verwandten, ihren Onkel Robert, wie er sich gerade von Petite-Marie erhob, der Tochter eines Adelshauses aus Paris, die nach Schloss Deveraux gesandt worden war, um höfischen Schliff zu erhalten. Das arme Kind lag da, still wie der Tod, die Röcke über den nackten Beinen zerrissen. Während das Mädchen weinte, zog Isabeaus Onkel das Schwert, hob es mit beiden Armen über den Kopf und wollte es dem hilflosen Kind ins Herz rammen.
    »Non!«, schrie Isabeau, so laut sie konnte. Robert blickte zu ihr auf, schüttelte dann wild den Kopf und stieß Petite-Marie das Schwert mitten ins Herz.
    Eine Blutfontäne spritzte hoch. Isabeau rannte zu ihm, schlug mit den Fäusten auf seine Schultern und seine Brust ein, trat nach ihm und ignorierte das spritzende Blut.
    »Das war nicht unsere Abmachung!«, schrie sie. »Nur die Männer! Meine Mutter hat gesagt, nur die Männer!«
    »Du Schlampe!«, brüllte eine Stimme hinter den beiden Cahors.
    Es war Jean. Er lebte; sein Gesicht war weiß wie der Tod mit einem Hauch von Grau, doch er stand auf eigenen Beinen und war unverletzt. Mit einem Aufschrei der Erleichterung rannte Isabeau auf ihn zu und streckte die Arme nach ihm aus.
    Er schlug sie so hart, dass ihr Kopf zurückflog und sie

Weitere Kostenlose Bücher