Hexenkuss
Frankreich mich hasste - >die Italienerin< -, trotz alledem habt Ihr und Eure Familie stets gegen mich intrigiert. Ihr wart diejenigen, die meinen Schoß verflucht haben, so dass ich während der ersten zehn Jahre meiner Ehe kein Kind gebären konnte. Nun endlich habe ich Eure Pläne durchkreuzt.«
Der gefolterte Mann blickte zu ihr auf. »Ja, und wie viele Eurer Kinder werdet Ihr zu Lebzeiten auf diesem Thron sehen? Dass Ihr sie geboren habt, bedeutet noch nicht, dass Ihr sie lange genug am Leben erhalten könnt, damit sie ihrerseits Erben hervorbringen.«
Sie sah aus, als wollte sie ihn schlagen, doch sie war eine Königin, und für so etwas hatte sie Diener. Sie nickte kaum merklich, und einer von ihnen schlug erneut mit der Peitsche auf seinen Rücken ein. Luc Deveraux biss sich auf die Zunge und verweigerte es ihr, ihn schreien zu hören. Wie viele Dutzend seiner Verwandten hatten in den vergangenen zwei Wochen bereits diese Peitsche zu spüren bekommen? Wie viele hatte sie gefoltert? Wie viele hatte sie gebrochen? Er wusste es nicht, doch ihn würde sie nicht brechen. Er konnte ihr nicht sagen, was er nicht wusste, und weigerte sich, ihr zu sagen, was er wusste. Eher würde er sterben.
Endlich erlahmte der Arm des Mannes mit der Peitsche, und Luc rang keuchend nach Atem. Voller Hass starrte er die Frau an, die vor ihm auf und ab ging.
»Sagt mir, was ich wissen will, und all dies wird ein Ende haben. Erzählt mir von dem Schwarzen Feuer. Gesteht, wozu Eure Familie sich mit den Hugenotten verschworen hat. Sie werden Frankreich nicht zerreißen. Es kann nur einen König geben, ein Volk, eine Religion«, erklärte sie.
Schwach flüsterte er: »Es gibt keine Verschwörung.«
»Ich wünschte, ich könnte Euch glauben«, erwiderte sie kalt. »Es gefällt mir nicht, Euch zu foltern, und ich fürchte, Ihr werdet mir nie verraten, was ich wissen muss - Ihr würdet wohl eher sterben.«
Er blieb stumm und fragte sich, was sie denken, was sie vorhaben mochte. Ein kleiner Wink aus dem Handgelenk, und der Mann mit der Peitsche verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Zum tausendsten Mal zerrte Luc an den Ketten, mit denen seine Handgelenke an die Decke gefesselt waren. Selbst wenn er die Ketten aus der Verankerung reißen könnte, so fürchtete er, hatte er vermutlich nicht mehr die Kraft, aufrecht zu stehen.
Die Tür ging auf, und sein Folterknecht stieß eine Frau mit langem, schwarzem Haar vor sich her durch die Tür. Die Hände waren ihr auf den Rücken gefesselt, und er zerrte sie grob voran, bis sie vor Luc und der Königin stand. Marie starrte ihn mit ihren hellen Augen an, aus einem Gesicht, das mit Schmutz und Tränen verschmiert war. Caterina nickte, und ihr Diener riss Marie den Kopf zurück und hielt ihr ein Messer an die Kehle.
»Luc, Ihr wisst, dass ich keine leeren Drohungen ausstoße. Entweder sagt Ihr mir, was ich wissen will, oder er schlitzt Eurer Gemahlin die Kehle auf.«
Luc spie eine Mischung aus Blut und Speichel auf den Steinboden. »Tötet die Hure. Möge sie auf ewig dafür in der Hölle brennen, dass sie mich verraten hat.«
Ein belustigtes Lächeln verzog Caterinas Lippen. »Ich entnehme daraus, dass Ihr Eure Frau nicht liebt.«
»Ich hasse sie«, antwortete er, und rasende Wut züngelte in seinem Körper empor.
»Und doch glaube ich, dass Ihr sie auch liebt«, erwiderte die Königin. »Ich weiß, dass man einen Menschen lieben und zugleich hassen kann, und ich sehe es Euch an - Eure Augen verraten Euch.«
»Ich habe Euch nichts zu sagen - glaubt mir oder auch nicht aber tötet die Hexe und erspart mir die Mühe.«
»Eine interessante Wortwahl, Luc. Ich denke, ich lasse Euch beide eine Weile allein. Da sind noch andere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.« Die Königin ging zur Tür und drehte sich noch einmal um, ehe sie hinausging. »Meine Tochter heiratet heute Abend. Der Bräutigam ist der Anführer der Hugenotten, Henri de Navarre. Natürlich ahnt er nicht, dass sein Ehebett wohl auch sein Totenbett sein wird. Nun denn, ich muss mich um die Vorbereitungen für unsere Gäste kümmern.« Die letzten Worte spie sie förmlich aus, lächelte dann gezwungen und rauschte hinaus, gefolgt von ihrem Diener.
Seattle, in der Gegenwart
Nun sprach Isabeau die Frauen der Seance direkt an:
»Während der Hugenottenkriege folterte Caterina de' Medici Dutzende Mitglieder der Familie Deveraux, um die Quelle des Schwarzen Feuers zu erfahren, doch niemand konnte sie ihr
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