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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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merken. Natürlich hat er niemals existiert. Das Foto habe ich mit dem Grafikprogramm der News-Redaktion gemacht. Mittlerweile kann man ja ein Bild mit Hilfe der digitalen Bearbeitung derart verändern, dass man es nicht wiedererkennt."
    "Das Foto eines Menschen, den es nie gab...", murmelte Steve nachdenklich und nahm es mir aus der Hand. Während er es betrachtete, setzte er dann noch hinzu: "Die Zeiten, da eine Fotografie als Beweismittel taugte, scheinen sich endgültig dem Ende zuzuneigen..."
    "Das ist leider wahr", nickte ich.
    Er wandte den Kopf zu mir herum.
    Der Blick seiner grauen Augen musterte mich fragend.
    "Warum hast du nicht das Bild eines Toten genommen, der tatsächlich existiert hat? Dass Lady Blanchard den Geist dieses John Michael Leary beschwört, ist doch von vorn herein ausgeschlossen... Beweisen, dass sie eine Betrügerin ist, die ihren Kunden nur das Geld aus der Tasche ziehen will, kannst du nur, wenn du sie einen Verstorbenen beschwören lässt, der wirklich gelebt hat!"
    "Ich weiß", erwiderte ich. Und dann sah ich ihn sehr ernst an. "Aber was, wenn sie tatsächlich über diese unheimliche Fähigkeit verfügt, die Geister Verstorbener in Wachsfiguren zu bannen..."
    "Nun..."
    "Weißt du, Steve, wir wissen sehr wenig über diese Dinge. Selbst Menschen, wie meine Tante Lizzy, die sich jahrzehntelang intensiv damit beschäftigt haben, stehen im Grunde nur am Anfang... Was geschieht mit einem dieser Totengeister, wenn er - vielleicht gegen seinen Willen - in eine solche Figur eingesperrt wird! Ich möchte damit nicht experimentieren, Steve. Das wäre gewissenlos."
    Der Blick seiner grauen Augen ruhte auf mir. Dann nickte er leicht.
    "Ja, vielleicht hast du recht", sagte er dann. Er lächelte milde. "Weißt du, bevor wir beide in Tanger waren hätte ich jeden für verrückt erklärt, der so zu mir spricht..."
    "Und nun nicht mehr?"
    "Nein", murmelte er und wandte dabei den Blick hinaus aus einem der Fenster. Er sah auf die niedrige Wolkendecke, die vom Boden aus den Himmel grau und diesig erscheinen ließ, während hier oben die Sonne schien. "Inzwischen weiß ich, dass es Dinge gibt, die über das hinaus gehen, was die Wissenschaft zur Zeit zu erklären vermag..."
    "Ja", sagte ich.
    Ich ergriff seine Hand und schluckte.
    Vor meinem inneren Auge sah ich wieder abwechselnd jene Gesichter, die mir im Traum begegnet waren: Lady Blanchard und Dr. Skull. Und ein Gefühl der Beklemmung stieg in mir auf.
    Ich drückte Steves Hand ganz fest und war in diesem Moment froh und dankbar dafür, dass ich nicht allein nach Schottland flog.
    Und dann sah ich plötzlich ein drittes Gesicht vor meinem inneren Auge.
    Es war starr und kalt.
    Und tot.
    Eine Wachsfigur!
    Der Blick war wie gefroren, aber dann drehte sich plötzlich der Kopf leicht seitwärts. Es war das Gesicht eines Mannes, dessen gezwirbelter Schnurrbart alles andere als modern war.
    Ein Monokel klemmte in seinem rechten Auge und sein Gesichtsausdruck drückte eine Mischung aus würdevoller Zurückhaltung und Zorn aus. Eine Narbe zog sich vom Ohr bis zur Wange, die vielleicht von einem Säbelhieb stammte.
    Ein Schauder erfasste mich unwillkürlich...
    "Patricia!", flüsterte Steve. "Deine Hand ist ganz kalt..."
    "Halt mich fest", sagte ich.
    "Was ist los?"
    "Halt mich einfach fest, Steve!"
    "Ja."
    Das Herz schlug mir bis zum Hals. Dieses wächserne Gesicht, so starr wie eine Totenmaske, hatte mich zutiefst beunruhigt.
    Eine Vision!, durchzuckte es mich, während Steve mir zärtlich über das Haar strich. Eine Vision des Todes...
     
    *
     
    Auf dem Flughafen von Inverness hatten wir etwas Aufenthalt, bis es schließlich mit einer kleinen Maschine weiter zu jener Hebrideninsel ging, deren größerer nördlicher Teil Lewis hieß, während der südliche Teil unter dem Namen Harris bekannt war.
    Harris war in Nebel gehüllt, als wir dort anlangten.
    Ein offener Jeep holte uns von der Piste in der kleinen Stadt Tarbert ab. Er wurde von einem riesenhaften, bärtigen Mann in den mittleren Jahren gefahren, dessen Strickmütze ziemlich tief in die Stirn hineingezogen war. Er wirkte recht finster und schien nicht sehr gesprächig zu sein. Aber nach den ersten Worten, die er über die Lippen brachte, wusste ich immerhin, dass er nicht der Mann namens Ellison war, mit dem ich am Telefon gesprochen hatte.
    "Sie müssen Mr. und Mrs. Smith sein", knurrte er.
    "Das ist richtig", erwiderte ich.
    "Packen Sie Ihre Sachen auf den Wagen und steigen Sie auf. Halten Sie

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