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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Originalausgabe geriet, ließ ich diese auf eigene Kosten für mich übersetzen."
    Tante Lizzy wies auf einen kleinen runden Tisch. Dort lag die Übersetzung. Tante Lizzy hatte sie in Leder binden lassen.
    "Die Phänomene, die Magnusson schildert, ähneln sehr dem, was du mir berichtet hast, Patti. Es werden einige Rituale beschrieben, allerdings scheint Magnusson manche davon in verschlüsselter Form wiedergegeben zu haben. Vielleicht um einen Missbrauch auszuschließen. Eigentlich sind diese Drachengeister Glücksbringer, die aber mit Hilfe dieser Rituale in Bestien verwandelt werden können."
    "Sie wollten mich umbringen!", erklärte ich voller Überzeugung. Tante Lizzy nickte.
    "Das mag sein", erklärte sie. "Aber Magnusson meint, dass die Beschwörungen nur mit Hilfe besonderer übersinnlicher Gaben möglich seien. Diese mentale Kraft sei letztlich der entscheidende Faktor, nicht das Ritual an sich."
    Ich nickte leicht. "Meinst du, es ist möglich, diese Drachengeister unabsichtlich zu beschwören?"
    Tante Lizzy sah mich an, und sie zog die Augenbrauen zusammen.
    Ihr blick wirkte besorgt.
    "Worauf willst du hinaus?", fragte sie.
    Ich zuckte die Schultern.
    "Vielleicht war ich es."
    "Unsinn!"
    Tante Lizzys Antwort kam viel zu schnell und hektisch, um mich beruhigen zu können. Das Gegenteil war der Fall.
    "Und wenn ich meine Gabe nicht mehr kontrollieren kann?"
    "Das glaube ich nicht, Patti."
    Sie fasste mich bei den Schultern. "Dafür hat es keinerlei Anzeichen gegeben. Nie!"
    "Du weißt, dass das ganz plötzlich eintreten kann. Auch davon gibt es Schilderungen!"
    "Nun..."
    Ich zeigte Tante Lizzy den Brief und berichtete ihr in knappen Worten davon, dass Steve Davis in London war. "Sieh dir das Wasserzeichen an, Tante Lizzy", forderte ich dann.
    Sie hob das Papier gegen das Licht.
    Und erbleichte.
     
    *
     
    Ich ließ mich von einem Taxi zum McAllistair Inn in der Londoner Ladbroke Grove Road bringen.
    Im Foyer traf ich Steve.
    Zärtlich, fast vorsichtig, nahm er mich in die Arme und küsste mich.
    "Hast du schon gegessen?", fragte er dann.
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein."
    "Dann schlage ich vor, dass wir uns ein gemütliches Lokal suchen. Ein Ort, an dem man ungestört reden kann."
    "Ja", sagte ich.
    Ich drehte mich suchend herum. Das Gefühl beobachtet zu werden, beherrschte mich.
    Bleib auf dem Teppich!, versuchte ich mir einzuhämmern.
    Steve legte den Arm um mich, als wir hinaus ins Freie traten. Grau wie Spinnweben hatte sich die Dämmerung über die Stadt gelegt.
    Nebelschwaden waren von der Themse heraufgezogen und krochen wie böse Geister durch die Straßen Londons.
    Wir erreichten das Taxi. Ich hatte den Fahrer angewiesen zu warten.
    "Ich dachte, uns steht eine Fahrt in deinem roten 190er bevor", sagte Steve mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme. "Schade. Darauf hatte ich mich schon gefreut. Ich mag diese alten Wagen."
    "Tut mir Leid", sagte ich.
    Er zwinkerte mir schelmisch zu.
    "Du glaubst doch nicht etwa, dass du nach diesem Abend nicht mehr fahrtüchtig bist?"
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte matt.
    "Nein, damit hat es nichts zu tun."
    "Womit dann?"
    Ich zögerte mit der Antwort. Dann sagte ich schlicht: "Ich hatte einen Unfall."
    Er sah mich erstaunt an. Auf seiner Stirn erschien eine Falte.
    Ich griff nach seiner Hand und drückte sie.
    Dann sah ich ihn sehr ernst an.
    "Ich habe diesen Brief nicht geschrieben, Steve. So wahr ich hier stehe, ich habe keine Zeile davon zu Papier gebracht!"
    "Ja, aber..."
    Ich schnitt ihm das Wort ab und fuhr fort: "Ich hätte diesen Brief aber schreiben können. Jedes Wort darin stimmt. Ich glaube, ich bin tatsächlich in Gefahr."
    "Worum geht es?", fragte Steve. "Du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du Hilfe brauchst."
    "Ich brauche Hilfe", flüsterte ich. "Ich weiß nur nicht, von wem oder was die Gefahr ausgeht, die mich bedroht."
    Er hob die Augenbrauen.
    "Ziemlich verwirrend", fand er.
    Wir stiegen ein.
    Als Steve dann nochmal auf das Thema zurückkommen wollte, legte ich ihm den Finger auf den Mund.
    "Nicht jetzt", hauchte ich. "Später... Wenn wir allein sind..."
     
    *
     
    Das Taxi brachte uns in die Nähe eines italienischen Restaurants, das ich gut kannte. Das letzte Stück des Weges gingen wir zu Fuß, um ein wenig unsere Zweisamkeit zu genießen.
    Steves Arm wärmte mich, und ich schmiegte mich an ihn. In seiner Gegenwart fühlte ich mich einigermaßen sicher – auch wenn es eigentlich keine Sicherheit für mich mehr

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