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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gab, wenn die Gefahr tatsächlich aus mir selbst heraus kam.
    Ich versuchte, diesen Gedanken zu verscheuchen. Aber es wollte mir nicht gelingen. Ein paar Minuten später saßen wir uns bei Kerzenschein gegenüber. Wir stießen die Gläser gegeneinander.
    "Worauf trinken wir?", fragte Steve.
    "Ich weiß nicht."
    Er lächelte. "Auf eine faszinierende Frau, die man einfach nicht vergessen kann!"
    Ich musste sein Lächeln erwidern.
    "Du bist und bleibst ein unverbesserlicher Charmeur", stellte ich fest.
    Er lachte. "Habe ich je behauptet, mich geändert zu haben?"
    Ich schüttelte den Kopf. "Und wer wollte das auch schon."
    Unsere Blicke begegneten sich. Seine ruhigen grauen Augen sahen mich forschend an.
    Und dann begann ich zu erzählen.
    "Ich werde verfolgt", sagte ich.
    "Verfolgt?"
    "Ich weiß, dass das ziemlich wirr für dich klingen muss. Aber wir sind beide gemeinsam Zeugen von Phänomenen gewesen, die den Rahmen dessen sprengen, was man normalerweise zu akzeptieren bereit ist... Erinnere dich an unseren Aufenthalt in Schottland."
    "Oder Tanger..."
    Ich nickte.
    "Ich sage das nur..."
    "...damit ich dich nicht für verrückt halte, nicht wahr?"
    "Ja."
    Er berührte meine Hand. "Keine Sorge", sagte er. "Ich habe längst dazugelernt und weiß, dass etwas, das durch die modernen Wissenschaften noch nicht zu erklären ist, trotzdem existent sein kann." Seine Augen schmälerten sich, der Ausdruck in seinem Gesicht wurde ernst. "Wer verfolgt dich, Patti?"
    Ich holte den Brief aus meiner Handtasche und schob ihn über den Tisch.
    "Halt ihn so ins Licht, dass du das Wasserzeichen sehen kannst."
    Er tat es und sah mich anschließend ratlos an.
    "Und?", fragte er.
    "Hast du den Drachen gesehen?"
    "Ja."
    "Von solchen Wesen werde ich verfolgt... Steve, es mag dir wie ein Hirngespinst erscheinen, aber es gibt Beweise..." Und dann sprudelte es nur so aus mir heraus. Ich erzählte ihm von den Vorfällen der vergangen Nacht und dem Zwischenfall im Archiv. Auch die Ergebnisse von Tante Lizzys Recherchen ließ ich nicht aus.
    Schließlich schluckte ich verzweifelt.
    "Im Grunde weiß ich nichts", gestand ich. "Nur, dass eine unbekannte Macht mir nach dem Leben trachtet."
    Steves Gesicht blieb reglos.
    Er weiß nicht so recht, was er davon halten soll!, wurde mir klar. Ich hatte plötzlich ein Gefühl, als ob sich mir eine kalte Hand auf die Schulter legte. Was, wenn er mir nicht glaubte?
    "Seltsam", sagte er. Er atmete tief durch. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll..."
    "Du glaubst mir nicht."
    "Das habe ich nicht gesagt."
    "Aber gemeint. Und ich kann es dir kaum verdenken. Nur, weil wir in der Vergangenheit Zeugen ungewöhnlicher Ereignisse waren, heißt das ja nicht, dass du mir jetzt jede Geschichte abkaufen musst. Das ist es doch, was dir im Kopf herumschwirrt, oder?"
    "Patricia!"
    "Schon gut, Steve."
    Fest presste ich die Lippen aufeinander. Innerlich fühlte ich mich ausgelaugt und leer. Ich umklammerte seine Hand.
    "Weißt du, als ich diesen Brief erhielt", begann Steve dann, "da stand ich unter einer Art Zwang." Er zuckte mit den breiten Schultern. "Ich habe mich sofort um ein Flugticket bemüht und sogar eine Bomben-Story dafür sausen lassen. Natürlich war da auch der Wunsch, dir zu helfen und die Erinnerung an zärtliche Gefühle..." Steve fasste sich mit der Linken an die Schläfe. Er wirkte angespannt. In seinen sonst so ruhig wirkenden grauen Augen flackerte es auf einmal.
    "Red weiter", flüsterte ich und studierte dabei aufmerksam jede Veränderung, die sich in seinen Gesichtszügen abspielte.
    "Da war ein seltsamer Druck hier in meinem Kopf... Bis heute, als ich dir in der Kantine eures Zeitungsverlags gegenübersaß, hatte ich das Gefühl wie ein Automat zu handeln. Ohne freien Willen, beinahe wie unter Hypnose." Er lächelte matt. "Wahrscheinlich hältst du das im Gegensatz jetzt auch für Unsinn, und eigentlich hätte ich dir auch gar nichts davon erzählt, aber..."
    Er verstummte.
    Eine Pause folgte.
    Schließlich deutete ich auf den Brief.
    "Das kann alles kein Zufall sein", flüsterte ich. "Das Wasserzeichen..."
    "Wenn die Schrift nicht die deine ist, müsste sich das feststellen lassen", meinte Steve. "Ansonsten bin ich genauso ratlos wie du."
    Ich versuchte zu Lächeln.
    "Was immer auch für seltsame Umstände uns wieder zusammengeführt haben, Steve – ich freue mich, dich zu sehen."
    "Ich habe dich vermisst, Patricia."
    "Ich dich auch..."
     
    *
     
    Arm in Arm verließen wir später das Lokal auch

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