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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wieder. Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt. Das Licht der gusseisernen Straßenlaternen wirkte aufgrund des Nebels diffus.
    "Normalerweise stehen hier in der Gegend um diese Zeit immer ein paar Taxen herum", meinte ich, während mein Blick suchend umherschweifte.
    "Heute Abend aber offensichtlich nicht", kommentierte Steve.
    Ich zog mein Handy aus der Handtasche um eins zu rufen.
    Als ich das Gerät wieder wegsteckte, fasste Steve mich bei den Schultern.
    Er lächelte.
    "Du hast immer noch dieselben schönen Augen, Patricia", sagte er dann.
    Ich dachte daran, dass es ein so schöner Abend hätte werden können. Alles hatte gestimmt.
    Der Wein, das Kerzenlicht und dazu die unsichtbaren Schwingungen zwischen Steve und mir.
    Aber da war dieser drohende Schatten, der auf mir lastete.
    Ein Albdruck, der mich allenfalls mal für wenige Augenblicke aus seinen unerbittlichen Klauen lies.
    Ich fühlte mich wie jemand, der mit verbundenen Augen am Abgrund steht.
    Jeder Schritt kann den Tod bedeuten!
    "Du zitterst ja", sagte Steve auf einmal.
    "Es ist auch ziemlich kalt."
    Seine Hand strich mit zärtlich über das Haar. Und als ich den Blick seiner Augen sah, wurde mir schmerzhaft bewusst, wie sehr ich diesen geliebten Menschen vermisst hatte.
    Unsere Lippen fanden sich zu seinem Kuss.
    Erst war dieser Kuss sehr vorsichtig, tastend. Fast hatte ich das Gefühl, zum ersten Mal die Wärme seiner Lippen zu spüren. Eine Wärme, die auf mich überging und bald meinen ganzen Körper durchströmte und schließlich pressten wir uns voller Leidenschaft aneinander.
    Meine Finger fuhren durch sein Haar, und ich hatte nur einen Gedanken: Diesen Mann hast du die ganze Zeit über geliebt, auch wenn es dir vielleicht nicht klar war!
    Ich befand mich in einem Taumel der Gefühle.
    Leichter Schwindel erfasste mich. Ein Augenblick des Glücks, von dem man sich wünschte, dass er ewig andauern würde.
    Das Taxi kam.
    Wir lösten uns voneinander.
    "Steve", murmelte ich, bevor wir einstiegen. "Ich möchte in dieser Nacht nicht allein sein."
    Steve lächelte.
    "Das brauchst du auch nicht."
     
    *
     
    Ein modriger Geruch stieg mir in die Nase. Kalte Steinwände umgaben mich von allen Seiten.
    Ich sah mich um. Ich befand mich in einem feuchten Kellerraum. Ich hielt eine Kerze in der zitternden Hand.
    Sie war die einzige Lichtquelle in diesem dunklen Gewölbe.
    Es erinnerte mich an eine Totengruft.
    Undefinierbare Geräusche ließen mich zusammenzucken. Irgendwo tropfte es.
    Ich hielt die Kerze höher.
    Der warme Schein des Lichts fiel auf kunstvoll gefertigte Holzmöbel, die in diesem Keller abgestellt worden waren. Schimmel hatte sich ins Holz gefressen. Die kunstvollen Schnitzereien waren in einem beklagenswerten Zustand.
    Ich erstarrte, als ich diese Schnitzereien sah.
    Kleine Drachen!
    Sie glichen jenen, die mich in der Nacht verfolgt und mich beinahe umgebracht hatten – nur, dass diese hier mitten in der Bewegung erstarrt zu sein schienen. Die spitzzahnigen Mäuler waren weit aufgerissen. Die Augen funkelten mich böse an, und das gefrorene Feuer der Flammenzungen weckte düstere Erinnerungen in mir.
    Für einen Moment glaubte ich auch jetzt die Hitzewelle regelrecht spüren zu können.
    Mein Puls beschleunigte sich. Ich atmete tief durch, versuchte mich zu beruhigen.
    Wo bin ich hier?, fragte ich mich.
    Ich drehte mich herum, und der weiche Schein der Kerze wanderte über die beängstigenden Holzschnitzereien. Als ob diese Drachen jeden Moment zum Leben erwachen würden.
    Es sind nur Möbel!, versuchte ich mir klarzumachen.
    Aber die Erinnerung an die Überfälle dieser kleinen Teufel hatte sich zu tief in mein Inneres gebrannt.
    Diese Möbelstücke wirkten durch die Drachen irgendwie...
    Chinesisch!, kam es mir in den Sinn.
    Im nächsten Moment hätte ich dann um ein Haar einen gellenden Schrei ausgestoßen. Im letzten Augenblick konnte ich mich zusammenreißen. Aber der Schrecken fuhr mir wie ein elektrischer Schlag in die Glieder.
    Ich sah...
    Füße!
    Sie steckten in dunklen Lederschuhen. Die Hose war etwas zu kurz. Ihr Saum berührte kaum das Leder.
    Ich hob den Blick und sah die Gestalt eines Mannes.
    Reglos stand er da.
    Dabei wirkte er seltsam starr.
    Wie gefroren!, dachte ich, während ich die Kerze höher hielt.
    Ich betrachtete den Oberkörper mit der Anzugjacke und der Weste darunter.
    Und das Gesicht...
    Du kennst ihn!
    Dieser Gedanke ließ mich einfach nicht los. Er war plötzlich da. Irgend etwas an diesem Mann

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