Hexenmacht
irgendeine Idee, was dahinterstecken könnte?"
"Nein."
"Eine Doppelgängerin?"
"Ich weiß es nicht."
"Fragt sich natürlich, wer statt dieser Lady nun in dem Grab im schottischen Harris liegen könnte."
"Ja, das ist wahr."
"Okay, Patricia. Ich vertraue Ihrem Journalistischen Instinkt. Betrachten Sie es als Ehre, dass ich das tue. Ja, ich bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden, und inzwischen haben Sie bewiesen, dass Sie das besitzen, was man in unserer Branche eine Spürnase nennt."
Ich atmete auf und erhob mich aus dem Besucherstuhl.
"Ich danke Ihnen, Mr. Swann."
"Das brauchen Sie nicht. Aber..."
Er zögerte und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
Ich hob die Augenbrauen.
"Ja?"
"Sehen Sie zu, dass Sie sich nicht in irgendwas verrennen!" Ich lächelte matt.
"In Ordnung."
"Und was diesen Mr. Davis angeht.... Was sucht der eigentlich hier in London? Dass der hier ausgerechnet jetzt auftaucht, ist doch sicher kein Zufall."
Ich hatte nicht vor etwas von dem Brief zu erwähnen, der in meiner Handschrift verfasst worden war. Alles was ich Swann noch sagen konnte, würde ihn nur skeptischer machen.
"Er hat eben den Instinkt für eine gute Story."
"Was immer man auch von diesem Steve Davis halten mag, das ist wahr", gab Swann zu. "Wenn dieser Mann extra hierher kommt, dann geht es vielleicht um eine Sache, die auch für die London Express News interessant sein könnte."
Ich ließ Swann bei dieser Annahme und widersprach ihm nicht.
"Versuchen Sie herauszufinden hinter welcher Story er her ist, und schnappen Sie ihm die Geschichte weg, Patricia", befahl Swann.
"Aber, Sir", protestierte ich. "Steve Davis ist ein Kollege."
"Nein, Patricia", Swann schüttelte den Kopf. "Steve Davis ist die Konkurrenz."
*
Ich versuchte Steve im Hotel anzurufen, aber er war nicht da. Ich hatte ihm den Brief zurückgegeben, der in meiner Handschrift verfasst worden war, denn Steve wollte versuchen, Näheres darüber herauszufinden.
Was er genau vorhatte, das hatte er mir nicht verraten.
Immerhin – dieser Brief war einer der wenigen konkreten Anhaltspunkte, die wir in dieser Sache hatten.
Ich versuchte Steve auch über seine Handy-Nummer zu erreichen, doch auch das blieb erfolglos.
"Ihr gewünschter Mobilfunkteilnehmer ist im Moment nicht erreichbar", sagte eine monotone Frauenstimme dreimal hintereinander.
Vielleicht war der Akku seines Handys leer, oder Steve befand sich gerade in einem sogenannten Funkloch. Davon gab es auch in großen Städten wie London immer noch mehr, als man allgemein glaubte.
Ich legte den Hörer auf die Gabel und lehnte mich auf meinem Drehstuhl zurück.
Ich trank noch eine Tasse des dünnen Automatenkaffees und machte mich dann auf die Socken.
Ich verließ das Großraumbüro. Auf dem Flur traf ich Jim. Er hatte seine Fotoausrüstung um den Hals hängen und lachte mich auf seine unverwechselbare Weise an.
"Hallo, Patti", grinste er. "So in Eile?"
"Zeitungsstories sind wie leicht flüchtige Gase", erwiderte ich im gehen. "Kam hat man die Witterung aufgenommen, sind sie schon weg..."
"Welch ein Vergleich!"
"Tja, ich bin eben eine Meisterin der des Wortes!"
"Davon verstehe ich zugegebenermaßen wenig."
"Siehst du."
"Warte doch mal, Patti"
Ich blieb stehen. Dann atmete ich tief durch. Was treibt dich so?, dachte ich leicht verwirrt. Ich konnte durch meine Eile nichts gewinnen.
Das sagte mir zumindest mein verstand. Mein Gefühl sprach jedoch dagegen.
Ich hatte schlicht und ergreifend Angst.
Vielleicht eine Art Fluchtverhalten, kam es mir in den Sinn.
Jim trat auf mich zu.
"Meine Güte, man sieht dich in letzter Zeit ja kaum noch."
"Leider wahr", gab ich zu.
"Für eine Tasse Kaffee in der Kantine hast du nicht zufällig Zeit? Ich habe ein paar interessante Schnappschüsse gemacht und …"
"Jim, ich muss weg!"
"Okay, okay", er nickte. "Aber eins musst du mir noch verraten."
"Jim..."
"Was macht dein roter Mercedes? Ich habe ihn gar nicht mehr auf dem Parkplatz gesehen?"
Ich seufzte.
"Erzähl ich dir ein andermal, Jim"
Und damit ließ ich ihn stehen...
*
Ich nahm ein Taxi.
"Wohin wollen Sie, Ma'am?", fragte mich der Fahrer.
"Ich weiß es noch nicht", sagte ich und seufzte. "Aber fahren Sie schon mal los."
Er sah mich ziemlich erstaunt an.
"Wie bitte?"
"Es wird sich gleich herausstellen. Fahren Sie schon einmal los!"
Vom Taxi aus rief ich während der Fahrt in der Werkstatt an, die sich um meinen Wagen kümmerte. Die Frontscheibe war wieder
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