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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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die
gewaltige Stimme: »Wir alle haben dieselbe Zeremonie
durchlaufen. Wir alle haben andere Namen bekommen – unseren
wahren Namen vom Fürsten der Hölle. Dein wahrer Name lautet
Arcador. Merke ihn dir gut.«
    Beinahe hätte Arved gelächelt. Nun fühlte er sich
wieder wie bei der Aufführung eines Schülertheaters.
    Die Schere in der Hand des Satanisten neben der gewaltigen Stimme
blitzte auf und schoss durch die Luft, scheinbar schwerelos. Es gab
ein reißendes Geräusch und aus Arveds Jackett fehlte ein
kleines Stück. »Was soll das?«, beschwerte er
sich.
    »Stell dich nicht so an«, höhnte die dunkle
weibliche Stimme. »Der Rock ist doch wohl nicht von Armani, oder?«
    »Aber…«
    »Es ist nur ein Fetzen Stoff, aber er ist von dir, und er ist
ein Unterpfand für deinen Herrn.«
    Arved atmete auf. Wenn’s weiter nichts war…
    Die Gestalt, die das große, in altes Leder gebundene Buch
trug, stellte sich vor den Mann mit der mächtigen Stimme und
hielt ihm das Buch vor wie ein Messdiener dem Priester. Der Zelebrant
holte einen recht schäbig wirkenden, weißen Kugelschreiber
aus seiner Kutte und blätterte die Seiten um. Arved sah das Logo
einer großen Hotelkette auf dem Plastik des Stiftes.
    »Nun wirst du in das Buch des Todes eingetragen.« Er
schrieb etwas auf die brüchigen Seiten.
    Arved erstaunte sich immer mehr über sich selbst.
Allmählich wurde die Veranstaltung langweilig. Gut, dass er
standhaft geblieben war. Jetzt konnte nicht mehr viel kommen.
    »Zieh dich aus«, schmeichelte die weibliche Stimme,
nachdem die Eintragung in dem alten Buch vollendet und der Satanist
in die Reihe zurückgetreten war.
    Nun reichte es aber langsam! Arved hatte eine stinkende Brühe
getrunken, sich das Jackett ruinieren lassen und allerlei Unsinn
ertragen. Das aber ging entschieden zu weit. »Nein«, sagte
er.
    »Lange her, dass du dich vor einer Frau ausgezogen hast,
nicht wahr?«
    Da hatte sie Recht. Arved hatte sich als Priester strengstens an
das Zölibat gehalten und irgendwann vergessen, dass es so etwas
wie Sex gab. Zu seinen Studienzeiten war das allerdings etwas anders
gewesen. Sonja hatte ihn in die körperliche Liebe eingeweiht,
als er im ersten Semester war. Danach kam die erste Glaubenskrise,
die endete, als Greta ihn verließ. Marion war die dritte und
letzte gewesen. Er war erstaunt, wie vollständig er die drei aus
seinem Gedächtnis verdrängt hatte. »Was ist, wenn ich
mich nicht ausziehe?«
    »Dann machen wir es für dich.« Einerseits klang es
wie ein sündiges Versprechen, andererseits wie eine schreckliche
Drohung.
    Er zog das Jackett aus, dann das weiße Hemd, die Krawatte,
die schwarze Hose, das alte Doppel-Feinripp-Unterhemd und stand
schließlich nur noch in der glücklicherweise frischen
Unterhose und nicht mehr ganz so frischen schwarzen Socken da.
»Reicht das?«
    »Mir nicht, aber für unsere Zwecke schon«,
schnurrte die weibliche Stimme. Einer der Satanisten schwang nun das
Weihrauchfass in Arveds Richtung, als ob er derjenige sei, dem man
huldige. Wie schmeichelhaft, dachte er. Doch dann ging alles sehr
schnell.
    Ein Schatten raschelte an ihm vorbei, etwas zischte hinter ihm
auf, und er verspürte ein entsetzliches, brennendes Gefühl
am linken Oberschenkel. Der Gestank von verbranntem Heisch stieg ihm
in die Nase. Verdutzt schaute er an sich herunter. Ein Zeichen
steckte in seinem blond behaarten Fleisch. Er konnte es nicht
deutlich erkennen, dazu fehlte es an Licht, aber es schien ein
fünfzackiger Stern zu sein.
    Die Satanistin kam auf ihn zu und hielt ein Salbfläschchen in
der Hand. »Hier, zur Linderung.« Sie kniete sich vor ihn
und betupfte die Wunde mit der angenehm kühlenden Salbe.
    Dabei verrutschte ihre Kapuze leicht und Arved sah schwarze,
glatte Haare. Magdalena, dachte er für einen Augenblick. Doch
ihre Stimme war ganz anders. Rasch zog sich die Frau die Kapuze
wieder ganz über den Kopf und trat zurück in die Reihe.
    Der Mann mit der gebieterischen Stimme verkündete: »Nun
gehörst du uns und unserem Herrn an. Du darfst mit uns eine
Dämonenbeschwörung vornehmen. Wir wollen sie so rasch wie
möglich halten, denn unsere letzte wurde gestört, und es
kam zu unerwünschten Ereignissen.«
    »Das soll mir recht sein«, sagte Arved mit einer
Kaltblütigkeit, die ihm allmählich gefiel. »Wann und
wo?«
    »Du wirst einen Anruf erhalten«, dröhnte die
Stimme. »Halte dich schon morgen bereit. Falls du versuchen
solltest, jemanden auf uns aufmerksam zu machen, wirst

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