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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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einstweilen freizulassen, damit das Volk sich wieder beruhige.
    Herr Taket, erwiderte der Bischof trotzig, wer gibt Euch das Recht, Euch in meine Amtsgeschäfte zu drängen? Diese jungen Hexen sind der Inquisition verfallen und sollen von der und mir gerichtet werden. Die Verweisung aus der Stadt wäre für ihre Bosheit nur eine geringe Strafe.
    Taket sah den Geistlichen aufmerksam an, betrachtete wieder die weinenden Dirnen, die sich den beiden Männern zu Füßen geworfen hatten und die Hände rangen, und erwiderte mit einigem Unwillen und scharfem Tone: Herr Bischof, ich darf Eure Rechte bezweifeln, daß Ihr also verfahren mögt. Ihr mochtet vorerst uns Schöffen von diesen Vergehungen Nachricht erteilen, und so gelangte Eure Klage, wenn sie gegründet ist, an die Obrigkeit unsrer Stadt. Ich zweifle, daß das geistliche Gericht also willkürlich verfahren darf, und obenein in einer so höchst seltsamen Sache, von der wir fast nie gehört haben, oder wo das vorgegebene unbegreifliche Verbrechen jedesmal von denen, die nicht vom Wahne hingerissen waren, bezweifelt wurde. Woher wißt ihr, daß sie Hexen sind, diese Unglücklichen? Was nennt Ihr überhaupt mit diesem Namen?
    Herr, rief der Bischof, der schon die Fassung verloren hatte, Ihr sprecht, als wenn Ihr mich hier öffentlich verhören wolltet! Von der alten Hexe Elsbeth, die vom Dorfe hereingebracht worden ist, sind diese ebenfalls angegeben, weil die Alte mit ihnen gemeinsam den verruchten Hexensabbat gefeiert hat.
    Der Schöffe Taket lächelte. Dieses alte Weibsbild, sagte er, ist mir nicht unbekannt, denn sie ist die Frau meines Gärtners draußen. Laßt Euch aber dienen, Herr; diese Alte, die von jeher konfuse war, hat sich ihre Armut so zu Gemüte gezogen, denn sie war immer hoffärtig, daß sie seit kurzem verrückt geworden ist. Ich habe den Leuten immer geholfen, aber die Wirtschaft wurde zu schlecht verwaltet, und jetzt wollte ich schon, dem Manne das Leben zu erleichtern, die Unkluge in den Narrenturm schaffen.
    Wolltet Ihr? rief der Bischof; ei, wie fein! Sie in den Narrenturm schaffen! Nicht wahr, dahin würdet Ihr mich auch gern abliefern wollen, wenn es Euch gestattet würde? Freilich, wenn sich das Gewissen rührt, wenn man aus solchen Augen schaut, so kann man nicht wünschen, daß die Kirche hergestellt und erhalten werde. Glaubt Ihr etwa, daß ich Euch nicht kenne? Denkt Ihr mir zu entgehn? Das Gericht ist offen, und wird wissentlich keinen Schuldigen entschlüpfen lassen.
    Der Schöffe Taket war so erstaunt, daß er anfangs keine Worte finden konnte. Endlich fuhr er auf und sagte: Ich verstehe Euch nicht, geistlicher Herr, und mag Euch nicht verstehn, denn Eure Rede ist ohne Sinn. Trotz sei dem geboten, der mich eines Verbrechens bezichtigen kann. Ihr werdet aber vorerst diese beiden Dirnen der Obrigkeit der Stadt und mir übergeben, bis sie verhört sind, und hier nicht Kläger und Richter zugleich in einer Person spielen wollen, denn es ist doch unerhört, auf Angabe von Unklugen unschuldige Menschen einer tollen Bosheit zu bezichtigen und sie ohne Untersuchung strafen zu wollen.
    Da das Volk diese Rede des Schöffen vernahm, der von allen hochgeachtet wurde, so erhob sich von neuem ein Geschrei, Steine flogen, man machte die Dirnen von den Häschern frei, und diese bemühten sich, fliehend das Gewühl der Menschen zu durchbrechen. Da erhob sich der Bischof auf die Schwelle eines Hauses, vor welchem er stand, und rief: Wer sich an den Dienern der Obrigkeit vergreift, ist im Bann der Kirche, und ein solcher, wenn er nicht Augenblicks vom bösen Werke absteht, sei verflucht. – Alles war still geworden, und die Häscher kehrten zurück und bemächtigten sich der Dirnen von neuem. – Die Diener der Obrigkeit, welche dem Schöffen gefolgt waren, standen regungslos. Der Bischof winkte wieder und fuhr mit erhobner Stimme fort: Zugleich befehle ich, daß die Häscher diesen argen Ketzer und Hexenmeister greifen, diesen verruchten Johann Taket, der hier einen Aufruhr hat erregen wollen, denn jene Zauberin Elsbeth hat auch ihn als einen Mitgenossen ihres satanischen Bundes freiwillig angegeben.
    Alle standen stumm und blaß. Der Schöffe sah nach den Dienern der Gerechtigkeit, welche sich zitternd zurückzogen, ohne nur nach dem Angeklagten umzuschauen. Ihr Bürger und ihr übrigen wackern Leute hier, rief Taket ganz außer sich, könnt ihr es dulden, daß ein Mann, den ihr als unbescholten alle kennt, hier von einem Wahnsinnigen gemißhandelt

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