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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Autos.«
    Ein schadenfroher Blick hinüber zu Agnes Rottmüller-Klomann, die weiterhin regungslos in ihrer zusammengesackten Körperhaltung verharrte.
    »Respekt, Frau Staatsanwältin«, höhnte ihre ehemalige Klassenkameradin. »Ja, die liebe Lotte hat uns den Weg gewiesen. Und wir dummen Hühner sind ihr blind nachgetappt, egal wohin.«
    Petra Bechthold ballte die Fäuste so fest, dass die Haut über den Knöcheln weiß wurde. »Bis an den Abgrund sind wir dir gefolgt, du mieses, verlogenen Dreckstück«, schrie sie. »Du wolltest uns von vornherein töten, um Mitwisserinnen zu beseitigen. Bei Maren hast du es ja geschafft.«
    Die Beschuldigte hob langsam den Kopf. »Wieso …?«, hauchte sie kraftlos.
    Doch bevor sie fortfahren konnte, brüllte die Überlebende mit hysterisch verzerrter Stimme: »Wieso ich nicht tot bin?«
    Keine Antwort, nur langes, qualvollen Schnaufen.
    Petra Bechthold stand kurz vor der Explosion. Wutschnaubend warf sie die Hände an den Kopf und raufte sich die Haare. Dann schossen ihre Hände mit den weit gespreizten Fingern nach vorn in Richtung ihrer paralysierten Blutsschwester.
    »Weil du …«, brüllte Rolla wie eine wahnsinnige Furie. Sie schnitt eine furchterregende Grimasse. Ihre beiden Begleiterinnen standen in Position, um jeden Moment einzugreifen. »Weil ausgerechnet du mir das Leben gerettet hast.«
    Sie riss ihren Oberkörper zurück, legte den Kopf in den Nacken und schrie hinauf zur Zimmerdecke. »Welch Ironie des Schicksals!«
    Eine der Streifenpolizistinnen legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
    »Schon gut«, fauchte die Kronzeugin. Ihr aufgeputschter Körper kam ein wenig zur Ruhe. Sie schnaufte kräftig durch, dann verengte sie ihre Augen zu schmalen Schlitzen und feuerte einen vernichtenden Blick auf Agnes Rottmüller-Klomann ab.
    Die Staatsanwältin hielt dem Blickkontakt nur kurz stand, ehe sie die Augen niederschlug.
    Petra Bechtholds Hände verkrampften sich. »Als du mich über den Zaun gestoßen hast, haben mir plötzlich deine Ratschläge im Ohr geklingelt, die du mir beim Aufstieg gegeben hast, um dich über mich lustig zu machen. Erinnerst du dich?«
    Keine Reaktion.
    Die Frau mit dem Spitznamen ›Rolla‹ kicherte blechern. »Es ist schon mehr als komisch, Lotte. Indem du dich über meine Angst lustig gemacht hast, hast du mir das Leben gerettet.« Ein bitteres Lachen. »Obwohl du es hoch oben auf dem Jungfernsprung eigentlich auslöschen wolltest. Los, erinnere dich!«
    Der Appell fruchtete nicht.
    Tannenbergs Kronzeugin redete in einem merkwürdigen, höhnischen Singsang: »›Wenn du ausrutschen solltest, musst du versuchen, dich an einer Wurzel festzukrallen‹, hast du mir geraten. ›Deine Schwestern erretten dich dann aus der Todesgefahr.‹«
    Rolla brach ab. »Könnte mir mal irgendjemand eine Kippe geben?«, fragte sie in den Raum.
    Obwohl in den Justizgebäuden strenges Rauchverbot herrschte, schaute sich Tannenberg um, schließlich musste er seine Hauptbelastungszeugin unter allen Umständen bei Laune halten. Von den meisten Anwesenden wusste er, dass sie Nichtraucher waren.
    Willenbacher griff in sein Sakko, zog daraus ein Päckchen Marlboro hervor und legte es mitsamt einem goldenen Feuerzeug auf den kleinen Tisch. »Bitte bedienen Sie sich.«
    »Danke«, knurrte Rolla und steckte sich sofort eine Zigarette in den Mund. Wie ein Baby an einem Schnuller saugte sie gierig daran.
    »Du hast dich in meiner Angst gesuhlt, du Miststück – und mir genau damit schlussendlich das Leben gerettet!«, schimpfte Petra Bechthold in die Qualmwolke hinein.
    Sie zog noch einmal an der Zigarette und schnippte anschließend die Asche auf einen Unterteller, den ihr Sabrina hingestellt hatte. Dabei presste sie die Kiefer so fest aufeinander, dass sich ihre Kaumuskeln wie kleine Beulen unter ihrer bleichen Wangenhaut abzeichneten. Sie inhalierte tief, legte ein Bein über das andere und wippte nervös mit dem Fuß.
    Tannenberg ergriff wieder die Initiative. »Nun klären Sie doch bitte Frau Rottmüller-Klomann darüber auf, weshalb Sie den Mordversuch weitgehend unbeschadet überstanden haben. Man sieht der Frau Staatsanwältin ja deutlich an, wie sehr die Ungewissheit an ihrem zarten Gemüt herumnagt«, sagte er mit unverhohlenem Spott in der Stimme. »Also bitte, Frau Bechthold.«
    Als sie ihren richtigen Namen hörte, zuckte die Kronzeugin zusammen. So als habe sie jemand aus dem Tiefschlaf gerissen, wusste sie einen Augenblick lang nicht, wo sie

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