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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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hinuntergleiten und klingelte am schmiedeeisernen Tor, das die Einfahrt zum Grundstück versperrte. Gleich darauf meldete sich Marias mechanisch verzerrte Stimme durch den Lautsprecher. Das Tor schwang auf, langsam, als zweifle es an ihrer Entscheidung, die Besucher durchzulassen.
    Alba steuerte den Wagen an den Weihnachtsfiguren vorbei zu dem runden Platz vor dem Eingang. »Meinst du nicht auch, das ist ein wenig zu viel Fröhlichkeit?«, sagte sie mit einem Nicken zu den grinsenden Weihnachtsmännern und nicht weniger grinsenden Rentieren. »Besonders in diesen finsteren Zeiten.«
    Wieder steckte Ylva sich die Hände unter die Achseln, als müsse sie sich selbst festhalten, um nicht auseinanderzufallen. Die finsteren Zeiten waren nur ihretwegen gekommen. Ohne Hexenkind gäbe es keinen Krieg.
    Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie sie die Eingangshalle betreten hatte, bloß daran, wie sie verloren in der Mitte stand und ihren Blick umherschweifen ließ, ohne etwas wahrzunehmen.
    »Was ist bloß mit dir?«, drängte Alba wieder. »Du siehst ganz und gar nicht gut aus.«
    Ylva schalt sich. Sie durfte keinen Verdacht erregen, sie musste sich genauso wie zuvor verhalten. Wenn sie nicht einmal ihrer Freundin etwas vormachen konnte, wie schnell würde dann Conrad merken, was in ihr vorging? Conrad, dessen Âjnâ nach dem Erblinden umso sensibler auf die Umgebung reagierte, dessen Vorahnungen immer treffsicherer wurden?

    Sie durfte ihm nicht begegnen. Zumindest nicht jetzt. Aber wo sollte sie dann hin?
    Geh zum Trainingssaal .
    Zum Trainingssaal? Nein. Auf keinen Fall. Dort konnte sie Conrad begegnen, falls er noch mit Adrián übte.
    Geh zum Trainingssaal , wiederholte der Dämon eindringlicher, was Ylva beinahe frösteln ließ. Ihre Empfindungen spielten verrückt. Durch das Dunkle genährt, fühlte sich alles noch abgründiger an. Diese Intensität ängstigte sie. Sorgen, Zweifel und Kummer ließen sie zittern und schwitzen. Das konnte doch nicht normal sein …
    Nun stand sie vor dem Trainingssaal. Aus den offenen Türen wehte ihr Linneas Duft entgegen.
    Die Angst lag ihr wie ein Stein im Magen.
    Sie machte noch ein paar Schritte, legte eine Hand auf den Türrahmen, lugte hinein und erblickte Conrad.
    Ein Schüttelfrost durchfuhr ihre Glieder.
    Conrad kauerte auf dem Boden. In seinen Armen lag Linnea. Er küsste sie.
    Kummer erfüllte Ylva. Eine Bitterkeit, die in Wut umschlug. Schmerz, der sich in Tobsucht äußerte.
    »Ich hasse dich! Ich hasse dich, du … du …« Ylva stürmte davon. Alba stellte sich ihr in den Weg, rief etwas, doch sie schubste die junge Frau von sich. Alba bedeutete Nähe, die sie nie hätte zulassen dürfen! Und die sie nie mehr zulassen würde.
    Sie lief weiter. In der Eingangshalle stieß sie mit Maria zusammen. Die Nachzehrerin packte sie an den Schultern, doch Ylva riss sich los. Maria bedeutete Schrecken,
den sie nicht ertragen konnte, Erinnerungen an etwas Finsteres, das sie auseinanderzureißendrohte.
    Hinter der Lady tauchte Rolands Gesicht auf.
    Nein, weg aus dem Haus, runter vom Grundstück. Sie rannte. Und als sie nicht weiter rennen konnte, schleppte sie sich vorwärts.
    Irgendwann fand sie sich zwischen unzähligen Häuschen wieder, zwischen ihnen enge Treppenwege, eingeschlossen in Mauern aus Naturstein, überwuchert von Efeuranken, auf den Stufen hatte sich Laub angesammelt. In der Nähe witterte Ylva einen Fluss und strebte ihm entgegen. Sie schöpfte neue Kräfte und lief schneller, bis sie es endlich geschafft hatte und vor ihr die Elbe lag und ein Pier mit einem Restaurant, aus dem der Duft von gebratenem Fisch zu ihr wehte. Der Wind zerrte an ihrem Haar und ihrer Kleidung, während sie über die Bretter immer weiter rannte, bis der Pier endete und vor ihr nichts mehr war, außer dem grauen Wasser und dem schmalen Strich des anderen Ufers in der Ferne.
    Ylva schlang die Arme um ihren zitternden Leib. Die Gedanken entglitten ihr. Sie fühlte sich leer, innerlich ausgebrannt.
    Sie hörte dem Rauschen des Windes und dem Plätschern der Wellen zu.
    Was ist bloß mit mir los?
    Der Wunsch, zu Conrad zurückzukehren, überkam sie. Hatte er nicht eine Chance verdient, alles zu erklären? Vielleicht war alles anders, als es im ersten Augenblick aussah.

    Aber natürlich , säuselte der Dämon, und das Dunkle schwankte in ihrer Seele hin und her. Womöglich wollte er sie tatsächlich trösten, womöglich - nur davon abhalten, in die Villa zurückzugehen. Irgendetwas stimmte

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