Hexenseelen - Roman
Wesen nur ein Märchen waren, um den Sterblichen wie Cerim Hoffnung zu geben und sie auf die richtige Seite zu ziehen.
Über ihre eigenen Gedanken erschrocken, sah sie sich um. Ob jemand ihre Skepsis registriert hatte? Sie durfte die Worte des Messias nicht infrage stellen. Die Strafe für Leugner fiel grausam aus. In den letzten Wochen waren viele Haderer ausfindig gemacht und hingerichtet worden, um den Glauben der anderen zu stärken. Faulige Keime in der Saat der neuen Ordnung, so nannte der Erlöser sie. Sie musste aufpassen. Keinesfalls etwas von ihren verräterischen Gedanken durchsickern lassen. Ob Cerim …
Ihr Blick blieb an seinem Gesicht hängen. Verdammt, verdammt, verdammt. Er hatte schon wieder ihr Zögern bemerkt. Und die Art, wie seine Augen dabei aufblitzten, gefiel ihr ganz und gar nicht. Er war schlauer, als sie ihn zunächst eingeschätzt hatte.
»Nein, natürlich zweifle ich nicht an den Worten des Messias«, beeilte sie sich zu erklären. »Sein Tun ist immer recht.«
»Guuut«, sagte er gedehnt, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Ab morgen werde ich endgültig zu den Auserwählten gehören, euch in nichts nachstehen. Wie es sich wohl anfühlen mag, wenn einem ein Dämon in die Seele fährt?«
Stella rätselte, ob das tatsächlich der Gedanke war, der in seinem Kopf in diesem Augenblick herumgeisterte. Oder ob er sie an die Höheren verraten wollte, damit sie des Leugnens bezichtigt werden konnte.
»Soll ich dir dabei Händchen halten?«, gab sie grob zurück, um ihre Angst zu verbergen.
Er schnalzte mit der Zunge und zog an seinem Hosenbund.
»Danach kannst du mir was anderes halten, mein Mädchen.«
Zum Glück erreichten sie den Van. Stella riss die Fahrertür auf, als wolle sie an ihr den Groll über die eigene Verzagtheit auslassen, und schlüpfte auf den Sitz. Ohne auf Cerim zu warten, startete sie den Motor, doch der Junge sprang schon in die Kabine.
Das Auto ruckte, als sie losfuhr. Cerim grinste erneut, während er laut seinen Kaugummi kaute. »Mache ich dich nervös, Baby?«
Stella schluckte die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. Irgendwie stand sie neben sich. Alles kam ihr so verzerrt, so irreal vor - was sie dachte, sagte, sah …
Er lachte auf. »Was für ein herrlicher Tag! Meinst du nicht auch?«
Fest umklammerte sie das Steuer und starrte auf die Straße. Wo waren bloß ihre Selbstsicherheit, ihre Überlegenheit geblieben? Absurd! Sie kuschte vor einem jugendlichen Sterblichen! Wo gab’s denn so was? Zugegeben, sie durfte ihm nichts antun. Schließlich hatte der Messias ihn auserwählt.
»Hey!« Cerim holte aus und boxte ihr in die Seite. Vor Überraschung riss sie am Lenkrad und wäre fast in den Gegenverkehr gerast. »Ich will feiern! Ich will, dass du dich mit mir freust. Ich will dein Lachen hören!«
Und sie lachte, weil sie lachen musste, während seine Faust mal ihre Schulter traf, mal ihre Rippen.
Die Fahrt schien Ewigkeiten zu dauern, bis Stella endlich in der Helgoländer Allee, nur wenige Meter von den
Landungsbrücken entfernt, parkte. Cerim sprang aus dem Auto, lief um den Wagen herum und öffnete die Fahrertür, gerade als Stella ihren Gurt aufgemacht hatte. Mit beiden Händen zog er sie an sich und presste ihr einen Kuss auf den Mund, so dass sich ein Riss auf ihren trockenen Lippen bildete. »Komm, ich kann es kaum erwarten!«
Sie fror und stolperte hinter ihm die Straße entlang. Warum musste es so schnell so kalt werden? Noch vor wenigen Tagen hatte sie bauchfreie Tops getragen. Und jetzt schneite es, und ein eisiger Wind fuhr ihr unter den Minirock.
Bald erreichten sie den vermauerten Eingang mit drei blauen Graffiti-Buchstaben: MOR oder etwas Ähnliches, so genau ließ es sich nicht entziffern. Cerim zog sie ins Gestrüpp. Zuerst dachte Stella, er brenne darauf, in den Bunker zu gelangen und endlich das Ritual über sich ergehen zu lassen, als er sie plötzlich auf den Boden warf. Hart traf ihr Rücken auf die Erde, und für einen Sekundenbruchteil verschlug es ihr den Atem. Bevor sie sich’s versah, machte er seine Hose auf und legte sich auf sie.
Ihr fehlten die Worte. Ihr fehlten der Verstand, die Kraft, der Wille, ihn fortzustoßen.
Fordernd hob er ihren Minirock und zerriss ihre Netzstrümpfe. Den Slip schob er zur Seite und drang in sie ein. Stella keuchte überrascht auf und klammerte sich an seine knochigen Schultern. Mit harten Stößen begann er, sie zu traktieren.
Stella lag da und fragte sich, was mit ihr
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