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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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eine junge Frau: klein, dünn, mit dunkler Haut und perlblondem Haar. Rechts und links von ihr - zwei Nachzehrer. »Ylva? Seit wann ist sie hier?«
    »Schon ein Weilchen«, gab Timo ihr Auskunft.
    Ein Weilchen? Und sie wurde davon nicht in Kenntnis gesetzt? Stella beobachtete, wie einer der Sterblichen sich der jungen Frau näherte, vor ihr niederkniete und die Lippen an ihre Hand führte. Dann erhob er sich und verließ den Raum.
    »Und wer hat sie gebracht?«
    »Roland.«
    Stella knurrte. Ausgerechnet dieser Fettsack! Es war einfach nur ungerecht. Sie hatte versagt, und irgendein Neuling erledigte mit links ihre Aufgabe und erntete die Lorbeeren.
    Gerade wollte der Nächste in den Raum gehen, da schob Stella ihn beiseite und trat selbst ein. Sie ging direkt auf Ylva zu, blieb kaum einen Meter entfernt von ihr stehen und musterte die junge Frau. Irgendetwas stimmte mit der nicht, ein Wunder, wie die sich überhaupt auf den Beinen hielt. Sie wirkte so … weggetreten. Ihr glasiger Blick war auf einen Punkt an der Wand gerichtet, das Gesicht emotionslos, der Mund leicht geöffnet. Sie sah aus, als schliefe sie. Oder vegetierte vor sich hin. Was auch immer Roland mit ihr gemacht hatte, er hatte ganze Arbeit geleistet, jemandem so den Verstand auszublasen.
    Mit zwei Fingern fasste Stella die junge Frau am Handgelenk und hob es. Schlaff hing der Arm in ihrem Griff. Sie ließ das Gelenk los, und der Arm fiel schwer herab.

    »Krass. Was ist mit ihr?«
    Doch niemand gab ihr eine Antwort. Die beiden Nachzehrer fixierten die Tür und falteten synchron die Hände zum Begrüßungszeichen. Hinter sich hörte Stella Schritte. Sie drehte sich um und sah, wie die Höheren den Raum betraten. Sie bildeten einen Kreis, zu dessen Teil auch Ylva und Stella wurden. Schließlich kam Oya in den Raum und hinter ihr - der Messias. Er trug wie immer einen weiten, bodenlangen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht verbarg. Obwohl Stella den Hals reckte, um einen Blick unter die Kapuze zu erhaschen, sah sie nichts außer Schwärze. Ob sie irgendwann damit geehrt sein würde, das Antlitz des Erlösers zu bestaunen? Bestimmt nicht, wenn sie ihn immer und immer wieder enttäuschte.
    Totenstille senkte sich über den Raum. Stella wagte es kaum zu atmen, und offenbar erging es nicht nur ihr so.
    »Fangen wir an«, sagte der Messias. Mehr nicht. Eine leichte Enttäuschung breitete sich in Stella aus. Sie hatte so sehr erhofft, einer Rede des Erlösers zu lauschen, daraus Herrlichkeit und Zuversicht zu schöpfen. Das sachliche »Fangen wir an« ernüchterte sie und raubte diesem Moment etwas an Erhabenheit.
    Der erste Sterbliche trat in den Kreis. Er sah zum Erlöser, dann zu Ylva und wieder zurück, als wüsste er nicht, wen er anschauen sollte. Dann faltete er seine Hände zu einem Rombus und führte sie an die Mitte seiner Stirn. Der Messias erwiderte seinen Gruß. Stella beobachtete gespannt das Schauspiel.

    Was würde gleich passieren? Wie funktionierte die Dämonenbeschwörung überhaupt? Würde sie wirklich … funktionieren? Großgütiger. Was dachte sie da? Stella sah sich verstohlen um und glaubte zu bemerken, wie das Gesicht unter der Kapuze sich ihr zuwandte. Hatte der Erlöser ihre Bedenken empfangen? Sie senkte die Lider.
    Bitte verzeih mir. Ich wollte nicht …
    Ein melodischer Singsang in einer fremden Sprache hüllte sie ein, Laute, die dem Holpern eines Steins den Berghang hinunter ähnelten. Ein Rhythmus durchdrang ihren Körper, immer schneller, immer bewegender. Er zwang sie, kaum merklich im Takt hin und her zu wippen. Ein Beben fuhr durch den Boden, rüttelte an ihren Knochen und hallte in ihrem Fleisch nach. Sogar der Atem und der Herzschlag schienen sich dem exotischen Rhythmus zu fügen.
    Stella sah auf. Oya sang, tanzte im Kreis und schwang die Arme im Takt über dem Kopf. Sie machte seltsame, bizarre Bewegungen. Schneller, schneller. Ihre Füße wirbelten den Staub auf, ihre Drehungen weckten den heißen Savannenwind und lockten ihn in den Bunker.
    Ein Aufschrei ertönte. Stellas Kopf ruckte zur Quelle des Geräusches.
    Ylva warf sich nach hinten. Ihre Bewacher griffen ihr unter die Arme und hielten sie aufrecht, während ihr Kopf hin und her baumelte. Auf ihren Lippen bildete sich Schaum. Dann riss sie die Augen und den Mund auf.
    Stella schauderte. Schwärze lag darin, nichts als Schwärze, als hätte die junge Frau keine Augäpfel, keine
Zähne oder Zunge. Dunkle Rauchfäden entstiegen den Öffnungen.
    Erneut schrie

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