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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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verlieren, eingeschlossen in einem Höllenkreis, aus dem es kein Entkommen gab, da war ihm dieses schmerzhafte Erinnern
plötzlich entrissen worden, und zurückgeblieben war bloß eine Leere. Eine seltsame Gleichgültigkeit hatte ihn erfasst. Als würde er neben sich stehen und das Geschehen um sich herum nur beobachten.
    Als er Alfreds Leiche gesehen, als er die Lagebesprechung mit den Metamorphen durchgeführt hatte - nichts davon hatte ihn berühren können. So fühlt es sich an, wenn man existiert, ohne wirklich zu existieren.
    Die Leere dehnte sich in ihm aus. Er tat, was er tun musste, und wunderte sich ein wenig darüber, dass er immer noch … funktionierte. Aber womöglich hatte es diese Leere und Gleichgültigkeit schon immer gegeben, und Ylva hatte ihn nur dazu gebracht, das zu bemerken? Jedes Mal, wenn er an sie dachte, lechzte seine wahre Natur nach ihrer Lebensenergie. Seit er davon gekostet hatte, wollte er sie vollkommen verschlingen, bis zum letzten Quäntchen. Wie konnte es sein, dass so etwas furchtbar Dunkles und so erschreckend Reines in einem Wesen vereint schlummerten? Er musste ihr fernbleiben. Um seinetwillen. Um ihretwillen.
    Conrad ertappte sich dabei, wie seine Hand noch immer den Türknauf umfasste. Er stand auf dem Fußabtreter, als wäre er gerade dabei, die Wohnung zu betreten. Warum um alles in der Welt hast du es zugelassen, dass dieses Mädchen dir so nahe kommt? Dass du Roland am liebsten fortschicken würdest, um selbst auf die Kleine aufzupassen, weil du dir Sorgen machst. Warum machst du dir überhaupt Sorgen?
    Er suchte nach rationalen Gründen und fand jede Menge. Seine Vereinbarung mit Linnea verpflichtete ihn
dazu, auf Ylva achtzugeben. Er hatte Mitleid mit dem Mädchen, weil er genau wusste, wie es sich anfühlte, ganz allein zu sein. Abgesehen davon wusste er auch, was es hieß, von einem Drang überwältigt zu werden, der einen dazu zwang, anderen wehzutun. Er hätte alles dafür gegeben, dass Ylva bewahren konnte, was zu bewahren ihm nicht gelungen war: ihre Menschlichkeit, dieses Reine, Ursprüngliche, das sie in sich trug.
    Conrad ließ den Türknauf los, als hätte er sich verbrannt. Er spürte so intensiv, wie sie sich jetzt fühlen musste, dass es ihn erschreckte. So lief er schnell die Stufen hinunter, raus auf die Straße, um gleich darauf in seinen Laden einzutauchen. Es war so vieles in kürzester Zeit geschehen, dass er die stumme Freundlichkeit seiner Pflanzen brauchte, um das ganze Durcheinander zu verarbeiten. Dabei hatte er noch vor wenigen Tagen geglaubt, er würde alles im Griff haben.
    An einer Wand, umgeben von Efeuranken und Farnen, stand das Terrarium, das seine Leute gekauft und aufgestellt hatten. Sie hatten den Boden mit Rindenmulch bedeckt und es mit einem knorrigen Ast ausgestattet, zu mehr fehlten ihnen wie ihm die Kenntnisse in Sachen artgerechter Haltung von Reptilien. Conrad kam näher, beugte sich zur Scheibe vor und begutachtete die Schlange, die bewegungslos unter der Wärmelampe lag.
    »Geht es dir gut?«, flüsterte er. »Ich weiß, du magst es hier nicht, aber für ein Weilchen musst du es aushalten. Verstehst du?«
    Mit Tieren zu reden fiel ihm um einiges leichter, als mit
Menschen zu sprechen. Genauso wie die Nähe der Pflanzen ihn mehr erfüllte als die zweibeiniger Zeitgenossen. Vorsichtig berührte er das Glas. Der Körper der Schlange spannte sich. Zischend warf sie sich ihm entgegen, um ihn zu beißen. Ihr Kopf schlug gegen die Scheibe und prallte ab, das Tier sammelte sich zu einem neuen Angriff.
    Er trat zurück und beobachtete, wie sich die Schlange beruhigte. »Schon gut, ich werde dir nicht zu nahe kommen. Verzeih mir.« Manchmal vergaß er, wie sein toter Leib auf andere wirkte, wurde aber stets schnell wieder daran erinnert. Diese Welt konnte nie aufhören, ihn zu hassen oder vor ihm Angst zu haben. Wie Ylva.
    »Was, Sie reden mit den Biestern?«, schallte es vom Eingang zu ihm.
    Er wandte sich um und sah Rivas, der mit einem Laptop unter dem Arm eintrat. Ein Lachen umspielte seine Mundwinkel. Automatisch warf Conrad dem Mann ebenfalls ein Lächeln zu und musste schon wieder an Ylva denken. In Wirklichkeit lächelte er nie, zumindest nicht aus tiefstem Herzen. Vielleicht hatte er es inzwischen verlernt, Freude zu empfinden, vielleicht nie das Bedürfnis danach gehabt. Doch wenn er an das Metamorph-Mädchen dachte, dann stieg doch etwas Wärme in ihm empor.
    Ylva. Was auch immer mit ihm geschah, geschah ihretwegen. Und erst

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