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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Füßen, und ihre Fersen schlugen rhythmisch gegen die Schranktür.
    »Wie meinst du das?«
    »Hast du dich nie gewundert, dass Linnea die Erste und die Einzige war, die du berühren konntest?«
    Erst jetzt wanderte sein Blick zu Ylva. Ein Blick, in dem sie das Leuchten erlöschen sah, in dem der Schmerz erneut geboren wurde. »Nein.«
    Am liebsten hätte sie die Mächtige angeschrien, sie solle sofort schweigen, nicht die Wunden aufreißen, die gerade zu heilen begannen. Denn sie wusste nicht, ob sie Conrad erneut würde heilen können.
    »Und dass du mit Linnea geschlafen und mit ihr ein Kind gezeugt hast, das du zu einem Dasein als Untote verdammt hast? Ganz ehrlich, das hättest du doch niemals getan, wenn du Herr über deine Handlungen gewesen wärst.«
    »Nein.« Seine sonst leise Stimme war beinahe unhörbar.
    »Doch wenn eine Mächtige einem etwas zuflüstert, kann man dem schwer widerstehen. Oya kannte dich viel zu gut, schließlich war sie die Hexe, die dir den Fluch auferlegt hat. Somit hatte sie einen gewissen Draht zu dir, somit warst du empfänglich für ihre Worte. Nicht
sofort, denn du warst - und bist immer noch - zu willensstark, zu verschlossen und zu eigensinnig. Dich zu manipulieren bedarf einer immensen Gewalt. Aber nach und nach hat sie deinen Verstand benebelt, ohne dass du es bemerkt hast. Sie hat dich zu Linnea geführt, um nicht zu sagen: gezwungen.«
    »Wozu? Um mir ein paar schöne Stunden mit ihr zu bescheren?«
    »Sie brauchte einen Nachzehrer, der noch nicht tot und bei dem der Fluch dementsprechend nicht sichtbar war. Es war unmöglich, einen zu finden. Also musste sie einen zeugen lassen. Durch dich. Oya konnte es nicht riskieren, einen Embryo mit dem Fluch zu belegen. Die Magieeinwirkung hätten andere Mächtige - vor allem Kali - unter Umständen bemerkt. Ihre Absichten mussten geheim bleiben, denn sie wollte Kali vernichten oder zumindest für ein Weilchen verschwinden lassen.«
    »Um in Abwesenheit der Bewahrerin des Universums ihre eigenen Pläne durchzuführen? Die Welt neu zu formen?«
    »Ganz genau. Und so wurde Linnea schwanger und brachte ein Kind hervor, das sich perfekt für Oyas Zwecke eignete. Sie hat das Kleine beobachtet und weitere Zufälle geschaffen. Denn sie musste natürlich alles so arrangieren, dass Kali einen neuen Körper benötigte und nur diesen einen nehmen konnte.«
    Ylva rätselte, als wen sich die Mächtige jetzt betrachtete. Als Kali? Als Evelyn? Sie redete über beide in der dritten Person. Vielleicht war sie nichts mehr von dem, sondern
ein anderes Wesen. Das manchmal eine Hexe, manchmal ein Mensch sein wollte. Und beides nie wirklich sein konnte.
    »Natürlich hat Oya versucht, Evelyn Befehle zuzuflüstern, das Mädchen dazu zu bringen, nach ihrer Pfeife zu tanzen«, fuhr die Mächtige fort, »aber das hat nicht funktioniert. Evelyn war schon immer sehr störrisch. Tja, wie ihr Vater. So musste Oya sie brechen, sie für ihre göttlichen Worte empfänglich machen. Sie begann, ihr Geschenke schicken zu lassen, die ihr bisheriges Leben langsam aber sicher zerstörten. Auch Evelyns Onkel hat sie zu seinen Taten verleitet.« Die Hexe schnaubte. »Den zu beeinflussen fiel ihr vermutlich nicht sonderlich schwer. Und schließlich war es so weit: Eine einsame Straße, Kali, die durch eine List dorthin gelockt wurde - schließlich haben sich die Mächtigen schon immer an abgelegenen Orten getroffen - und Evelyn mit ihrem Onkel in einem Auto. Evelyn, die nicht mehr leben wollte. Oya flüsterte, und Evelyn gehorchte, lenkte den Wagen von der Straße, fuhr direkt in Kali hinein. Der Körper der Beschützerin des Universums war zerstört. Und natürlich hat sie daraufhin Evelyns genommen, der die wenigsten Verletzungen aufwies. Den Rest kennst du.«
    Erst jetzt fiel Ylva auf, dass Conrad sie noch immer anschaute. Zu dem Schmerz, der aus den Tiefen seines Blickes aufstieg, gesellte sich Verzweiflung. »Aber wenn alles eine Lüge war, was zwischen mir … und …« Er brach ab, musste sich sammeln, bevor er neu ansetzte:
»Wie kann ich sicher sein, dass ich jetzt … dass alles andere, was ich fühle … keine Lüge ist?«
    Gern wäre Ylva zu ihm gegangen, hätte ihn umarmt und etwas gesagt, was diesen Schmerz und diese Verzweiflung von ihm nehmen würde. Aber es gab keine Worte, die sein Leid hätten lindern können. Und sie wusste nicht, ob er ihre Nähe immer noch ertragen konnte. Vielleicht … war all das wirklich eine Lüge, die sie beide nur zu bereitwillig

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