Hexenspuk in Wokingham
flog er schon längst wieder zu mir zurück. Ich hab einfach nicht den Knopf bei mir gefunden, mit dem ich den Rückflug ausschalten konnte. Das meine ich natürlich nur im übertragenen Sinn.“
Sie schwiegen eine Weile. Penny dachte über ihren Fehler nach, Goody und Cedric erkundeten in Gedanken, wie sie Penny helfen könnten, und Well verstand die Welt noch immer nicht. Er hatte den schönen, knorrigen Ast doch immer auffallen gehört und ihn auch noch an seiner Aufschlagstelle erschnuppert. Verhexte Sache, das!
Nach einer Weile meinte Penny: „Aber was ist mit euch beiden los? Ihr seht ja genauso drein wie Weil. Nur ohne Zotteln und Fransen.“
„Ach, wir wollten jemandem schreiben.“
„Und warum tut ihr’s nicht?“
„Es ist die Schwester von Silvie. Silvie wohnt hier, aber sie ist verreist.“
„In die Sahara“, fügte Goody hinzu.
„Und wir wissen die Adresse nicht“, ergänzte Cedric. „Die von der Schwester.“
„Sie wohnt in London.“
„London ist groß“, seufzte Penny. Sie schien in Gedanken versunken. Plötzlich fuhr sie hoch. „Habt ihr ein Foto von der Schwester, wie heißt sie noch?“
„Junie“, sagten Goody und Cedric wie aus einem Mund. „Ja, wir haben sie mal geknipst“, rief Goody. „Nein, Mac hat sie mal geknipst, wie sie meine kleine Schwester Anne in den Armen hält.“
Sie suchten das Foto lange. Goody fand es schließlich im Buch über milieugeschädigte Kinder, als Lesezeichen eingelegt. Mac las doch jeden Abend in diesem Buch.
Penny sah Junie auf dem Foto lange an, aber auf diese Art bekam sie die Adresse auch nicht heraus. Penny entdeckte nur etwas. Sie sagte: „Sie ist nicht nur hübsch, sondern sicher auch gut.“
„Sie war schon mal verlobt“, erklärte Goody.
„Aber jetzt ist sie’s nicht mehr. “ Cedric rückte näher an die beiden heran. „Die Sache ging in die Brüche.“
„Und Mac weiß das und tut gar nichts“, schimpfte Goody.
„Und warum sollte er etwas tun?“ fragte Penny.
„Weil er auch nicht jünger wird und weil sie gut zusammen passen würden. Und weil Anne nicht ewig bei Tante Henrietta bleiben kann. Mac findet, es ist zuviel für mich, sie zu versorgen. Junie ist Lehrerin.“
„Aber eine besondere“, fand Cedric, „eine Haushaltslehrerin.“
„Tja“, sagte Penny gedehnt, „da gibt es eine Möglichkeit. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das fertigbringe, aber ich könnte mal versuchen, ob ich sie hierher bekomme.“
„Versuch es“, flehte Goody.
„Ihr dürft mich aber nicht stören. Ich muß mich sehr stark konzentrieren.“
Die beiden wagten kaum zu atmen, während Penny das Foto von Junie anstarrte. Schließlich sank sie ermattet zusammen und hauchte: „Jetzt müßte sie vor der Tür stehen, guckt mal raus.“
Cedric und Goody rannten zur Tür und stießen einen Schrei aus. Im Vorgarten stand eine Kuh und plünderte den Blumengarten mit gierigem Maul.
„Ist sie’s?“ rief Penny von drinnen.
„Nein, Penny, das ist ziemlich danebengegangen.“
„Dann versuch ich es noch mal.“
Auch den beiden anderen Versuchen Pennys war kein Erfolg beschieden. Das eine Mal hing ein Bienenschwarm im Gebälk des Vordachs. Und das andere Mal stand Twighole, der Sargtischler, vor der Tür und wunderte sich, wie er hierher geraten war. „Verdammt“, schimpfte er. „Und das nach bloß zwei Bier.“
„Tut mir leid“, entschuldigte sich Penny bei den Kindern, „aber mehr als dreimal darf ich es nicht versuchen.“
Da die beiden sehr niedergeschlagen waren, rief sie: „Geht
doch mit dem Foto zu Periwinkle, die bringt das bestimmt zustande.“
Eine Weile später zogen sie zu dritt los. Goody und Cedric wollten zu Periwinkle und Penny zu Kaufmann Slazinger, um einen Schokoriegel zu erstehen.
Periwinkle war gerade mit Mrs. Sloane in deren Küchengarten und erteilte Ratschläge.
„Der Kohl, meine Liebe, steht im Beet viel zu nahe beieinander, die Pflanzabstände sind zu kurz. Wie soll er wachsen können? Mein Vorschlag: Du erntest so bald wie möglich jeden zweiten und machst Irish-Stew. Und dann nimmst du dir jeden Morgen richtig Zeit für die übrigen Kohlköpfe.“
„Zeit?“ fragte Mrs. Sloane. „Und nicht Dünger?“
„Ganz richtig, Zeit. Man sieht es besonders dem Weißkohl nicht an, aber er ist sehr feinfühlig. Er verträgt es nicht, wenn man achtlos an ihm vorübergeht. Schon ein kurzes Lächeln tut da viel. Er lohnt es dir. Mit Wachstum.“
„Ein Lächeln?“ fragte Mrs. Sloane. „Wenn das
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