Hexenstein
erworben.«
»Ja.«
»Sehr wertvolle Bücher, wenn man vom Preis ausgehen kann.«
»Ja. Durchaus. Wir haben hier einige sehr wertvolle Bücher und es ist schwierig, sie in der angemessenen Weise zu archivieren. Von dem einen oder anderen Stück muss man sich trennen, so weh es einem auch tut.«
Lydia Naber nickte verständnisvoll.
»Wann haben Sie Herrn Kohn denn zum letzten Mal gesehen, Herr Brender?«
Laurenz Brender überlegte. Gerade als er antworten wollte, tönte von oben der Ruf seiner Mutter: »Laurenz! Ist jemand gekommen, Laurenz? Für mich?«
Laurenz Brender sah mit einem entschuldigenden Lächeln in die Runde, erhob sich und verschwand nach oben. Schielin hatte ihn aufmunternd angesehen.
Kurz darauf erschien Laurenz Brender wieder und entschuldigte sich. »Meine Mutter … sehr alt … pflegebedürftig … Demenz.«
Weder Schielin noch Lydia Naber kommentierten seine Fragmente, was ihn verlegen machte. Ihr freundliches Schweigen wies auf die letzte Frage hin, die noch im Raum stand. Laurenz Brender sah sich um, als suchte er sie. »Ach ja, ja, Herr Kohn, mhm. Das war in der letzten Woche irgendwann. Aber das genaue Datum müsste auf dem Kaufbeleg stehen.«
Schielin nickte. »Ja. Den Beleg haben wir. Kennen Sie Herrn und Frau Kohn näher?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich hatte nur mit ihm Kontakt, zweimal, als es um den Verkauf von Büchern ging.«
»Wie kam denn Ihr Kontakt zustande?«, fragte Lydia Naber.
»Über einen alten Freund meines Vaters, ein Herr Brüggi, der in der Schweiz eine Agentur betreibt.«
»Mhm, eine Agentur.«
»Es ist so, dass der eigentliche Kontakt über Herrn Brüggi läuft. Herrn Kohn habe ich nur das Buch gebracht. Wir haben kaum ein Wort miteinander gewechselt.«
»Und wann war das, dass sie kaum ein Wort miteinander gewechselt haben?«
Laurenz Brender grinste arrogant zur Decke, um dem Blickkontakt mit dieser blonden Frau auszuweichen. »Letzte Woche, ich sagte es doch schon, ich weiß den Tag nicht mehr genau. Das Datum …«
»… steht auf dem Beleg, ich weiß«, unterbrach ihn Lydia Naber kühl lächelnd.
Sie wechselte einen Blick mit Schielin, der sagte, dass sie keine Fragen mehr hätten. Schielin fiel ebenfalls nichts mehr ein und sie verabschiedeten sich.
Draußen, vor der Türe, fragte Laurenz Brender: »Was ist denn mit Herrn Kohn? Hat er Schwierigkeiten?«
Lydia Naber drehte sich um und sagte: »Jemand hat ihn erstochen, in seinem Haus.«
Als das Auto um die Ecke bog und verschwand, murmelte Lydia Naber: »Komischer Kauz.«
Laurenz Brender lehnte drinnen an der kühlen Mauer. Schweiß lief ihm über das Gesicht. Er fühlte sich krank.
*
Am späten Samstagnachmittag saßen alle beisammen und tauschten die Informationen ihrer Ermittlungen aus. Jasmin Gangbacher kam zum Schluss an die Reihe, weil sie nicht im Fall Kohn unterwegs war. Sie berichtete von den Blutkreuzen in den Kirchen. Kimmel war zu nicht mehr als einem verebbenden »Mhm« zu bewegen.
Wenzel fragte: »Du hast mir Spurentüten hingelegt. Wozu?«
»So eine Ahnung.«
»Und welche?«
»Könntest du feststellen, um welches Blut es sich handelt?«
»Du meinst Tier- oder Menschenblut?«
Sie nickte. »Einmal das, und ganz konkret, ob es sich um Blut von Gundolf Kohn handeln könnte, oder um Blut von Gommis toter Katze.«
Kimmels Haltung straffte sich. Auch Schielin und die anderen sahen fragend zu ihrer Jüngsten. Die sah unbeeindruckt in die Runde. »Ich weiß ja auch nicht. Diese Feuer überall, die Tierknochen, dann dieser Mord und jetzt die Blutkreuze in den Kirchen. Ich habe ein wenig recherchiert«, sie zögerte einen Augenblick, bevor sie weitersprach, »es könnte sich ja vielleicht um eine Art okkulten Akt handeln, so eine Art Suche.«
»Von welcher Suche sprichst du?«, fragte Schielin und es klang so, als wolle er die Bestätigung eigener Gedanken hören.
Jetzt sprudelte es aus ihr heraus. »Also diese X – das sind Platzhalter, so könnte man das nennen. In okkulten Akten, Zaubereien und Beschwörungen findet man das X oft. Es steht für etwas nicht Verfügbares … Platzhalter eben, so eine Art Beschwörungsplatzhalter … man kann sie für etwas setzen …«
»Man …?«, sagte Kimmel.
Ihre Antwort klang zurückhaltender, fast entschuldigend. »Na ja, diejenigen, die an so Zeugs glauben. Kirchen und Friedhöfe sind für sie magische Orte …«
»Des ist des Monte Christo für manch andere auch«, warf Wenzel kurz ein. Schielin zwinkerte ihm zu, da er die
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