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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Verfolgung meiner Arbeit für die Talamasca allein an diesen Ort gekommen sei; mit großer Bestürzung hätte ich erfahren, daß sie diejenige sei, von der ich so viel hätte reden hören. Sie hieß mich mit einer einfachen Gebärde schweigen.
    »Ich werde hier morgen sterben, und du kannst nichts dagegen tun.«
    »Ah, aber eine kleine Gnade gibt es noch«, sagte ich. »Ich habe ein Pulver bei mir, das du mit Wasser vermischt trinken mußt; dann wird es dich betäuben, und du wirst nicht leiden müssen. Ach was – ich kann dir so viel davon geben, daß du stirbst, wenn das dein Wunsch ist, und so den Flammen überhaupt entgehst.«
    Sie schien tief gerührt von meinem Angebot, hatte indessen keine Eile, es anzunehmen. »Petyr, ich muß bei klarem Verstand sein, wenn man mich auf den Platz hinunterbringt. Ich warne dich – sei nicht in der Stadt, wenn es geschieht. Oder verbirg dich sicher hinter einem geschlossenen Fenster, wenn du denn bleiben mußt, um es selbst mit an zu sehen.«
    »Sprichst du von Flucht, Deborah?« fragte ich.
    »Nein, nein, Petyr, das liegt außerhalb meiner Macht, und auch außerhalb der Macht dessen, dem ich gebiete. Es ist eine Kleinigkeit für einen Geist, einen Edelstein oder eine Goldmünze in die Hand einer Hexe zu befördern – aber schwere Kerkertüren öffnen? Bewaffnete Wachen überwinden? Das geht nicht.« Ihre Augen blickten, wie vom Schmerz gepeinigt, wild umher, und sie fragte: »Weißt du, daß meine eigenen Söhne gegen mich ausgesagt haben? Daß mein geliebter Chrétien seine Mutter eine Hexe genannt hat?«
    »Ich glaube, sie haben ihn dazu gezwungen, Deborah. Soll ich mit ihm sprechen? Was kann ich tun, um dir zu helfen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ach, es steckt so viel mehr dahinter. Als mein Gemahl starb, glaubte ich mich schuldlos. Aber ich habe manchen langen Monat hier in dieser Zelle darüber nach denken können, Petyr. Und Hunger und Pein schärfen den Verstand.«
    »Deborah, glaube doch nicht, was deine Feinde über dich sagen, mögen sie es noch so oft oder so gewandt vortragen!«
    Sie gab keine Antwort. Es schien ihr gleichgültig zu sein. Schließlich wandte sie sich mir noch einmal zu. »Petyr, tu eines noch für mich. Wenn man mich, was meine schlimmste Befürchtung ist, morgen gefesselt auf den Platz bringt, dann verlange, daß man meine Hände und Füße losbinde, damit ich die schwere Bußkerze tragen kann, wie es hierzulande immer der Brauch war. Laß dich durch meine zermalmten Füße nicht zum Mitleid drängen, Petyr. Die Fesseln fürchte ich mehr als die Flammen!«
    »Ich werde es tun«, versprach ich. »Aber es besteht kein Grund zur Sorge. Sie werden dir die Kerze geben, und sie werden dich zu Fuß durch die ganze Stadt treiben. Sie werden dich zwingen, sie bis an die Stufen der Kathedrale zu tragen, und erst da werden sie dich fesseln und auf den Scheiterhaufen stellen.« Ich konnte kaum weiter sprechen.
    »Höre. Ich habe noch mehr zu erbitten.«
    »Ja, sprich weiter.«
    »Wenn alles vorüber ist und du diese Stadt verläßt, dann schreibe meiner Tochter, Charlotte Fontenay, der Gemahlin des Antoine Fontenay zu Saint Domingue in Hispaniola, zu Händen des Kaufmanns Jean-Jacques Toussaint, Port-au-Prince. Schreibe ihr, was ich dir sagen werde.«
    Ich wiederholte den Namen und die ganze Anschrift.
    »Schreibe Charlotte, daß ich nicht in den Flammen gelitten habe, selbst wenn es nicht stimmt.«
    »Ich werde es ihr glaubhaft machen.«
    Darüber lächelte sie bitter. »Das vielleicht nicht«, sagte sie. »Aber tu dein Bestes – für mich.«
    »Was weiter?«
    »Richte ihr noch etwas aus, und präge es dir Wort für Wort ein. Sie soll vorsichtig sein – denn der, den ich gesandt habe, damit er ihr gehorche, tut manchmal Dinge für uns, von denen er glaubt, daß wir sie so wollen. Und sag ihr weiter, daß der, den ich ihr gesandt habe, seinen Glauben ebenso aus unseren unwillkürlichen Gedanken nährt wie aus den Worten, die wir mit Umsicht sprechen. Du verstehst, was ich damit sagen will und warum du es übermitteln mußt?«
    »Ich verstehe es. Mir wird alles klar. Du hast deinem Mann den Tod gewünscht, weil er dich betrogen hat. Und der Dämon hat ihn zu Boden gestreckt.«
    »Nein, es reicht tiefer. Versuche gar nicht erst, es zu erfassen. Ich habe ihm niemals den Tod gewünscht; ich habe ihn geliebt, und ich wußte nichts von seiner Untreue! Aber du mußt Charlotte zu ihrem Schutze ausrichten, was ich gesagt habe, denn mein unsichtbarer Diener

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