Hexenstunde
ergattert, das mich zum Hotel brachte.
Kaum angekommen, raffte ich meine Habseligkeiten zusammen, schleppte sie ohne die Hilfe eines Pagen nach unten und ließ mir sogleich die Rechnung geben. Mit dem Taxi fuhr ich zum Bahnhof und bestieg den Mitternachtszug nach New York, und jetzt sitze ich in meinem Schlafwagenabteil.
Sollten wir uns in London nicht mehr sprechen, haltet euch bitte an den Rat, den ich euch jetzt gebe. Schickt niemanden mehr dorthin. Zumindest vorläufig nicht. Wachet und wartet, getreu unserem Motto. Versucht, aus dem Geschehenen eine Lehre zu ziehen. Und vor allem: Studiert die Mayfair-Akte. Studiert sie gründlich und bringt Ordnung in das vielfältige Material.
Was Stuart betrifft, so können wir nicht auf öffentliche Gerechtigkeit hoffen. Auf rechtliche Lösungen können wir nicht bauen. Selbst bei den Ermittlungen, die auf das grauenvolle Geschehen dieses Abends folgen werden, wird man das Haus und das Grundstück der Mayfairs nicht durchsuchen.
Aber Stuart wird nie vergessen sein. Und ich bin auch in der Dämmerung meines Lebens Manns genug, zu glauben, daß es eine Abrechnung geben wird, für Stuart und für Petyr; allerdings, mit wem oder womit da abgerechnet werden wird, das weiß ich auch nicht.
Ich rede nicht von Vergeltung. Ich rede nicht von Rache. Ich rede von Erhellung, von Verstehen und vor allem von Aufklärung. Ich rede vom endgültigen Licht der Wahrheit.
Diese Leute, die Mayfairs, wissen nicht mehr, wer sie sind. Ich sage euch, die junge Frau war unschuldig. Davon bin ich überzeugt. Aber wir wissen Bescheid, und Lasher weiß es auch. Aber wer ist Lasher? Wer ist dieser Geist, der beliebt hat, mir seinen Schmerz zu zeigen, der mich sogar seine Tränen hat sehen lassen?«
Arthur gab diesen Brief in St. Louis, Missouri, auf. Eine schlechte Durchschrift kam zwei Tage später aus New York mit einer kurzen Nachschrift, in der es hieß, Arthur habe eine Passage nach Hause gebucht und werde zum Wochenende in See stechen.
Am zweiten Tag auf See ließ Arthur den Schiffsarzt kommen, klagte über Schmerzen in der Brust und bat um ein übliches Medikament gegen Verdauungsbeschwerden. Eine halbe Stunde später fand der Arzt ihn tot auf; die Todesursache war anscheinend ein Herzanfall gewesen. Es war halb sechs Uhr am Abend des 7. September 1929.
21
Er küßte sie, und seine Finger streichelten ihre Brüste. Das Wohlgefühl war schneidend. Lähmend. Sie wollte den Kopf heben. Aber sie konnte sich nicht rühren. Das beständige Tosen der Düsentriebwerke lullte sie ein. Ja, dies war ein Traum. Doch er erschien ihr so real, und sie glitt in ihn zurück. Nur noch fünfundvierzig Minuten bis zur Landung in New Orleans. Sie sollte jetzt aufwachen. Aber dann küßte er sie wieder, schob seine Zunge ganz sanft zwischen ihre Lippen, sanft und doch kraftvoll, und seine Finger faßten ihre Brustwarzen, drückten sie, als wäre sie nackt unter der leichten Wolldecke. Oh, er wußte, wie er es machen mußte, drückte langsam, aber fest. Sie wandte sich dem Fenster zu, seufzte, zog die Knie gegen die Kabinenwand. Niemand nahm Notiz von ihr. Halb leer, die Erste Klasse. Fast da.
Wieder drückte er ihre Brustwarzen, etwas grausamer jetzt, ah, so köstlich. Du kannst eigentlich nicht zu grob sein. Presse deine Lippen fester gegen meine. Fülle mich aus mit deiner Zunge. Sie öffnete den Mund unter seinem, und seine Finger berührten ihr Haar und ließen ein neues, unerwartetes Gefühl durch sie hindurchrieseln, ein leichtes Kribbeln. Das war das Wunderbare: daß es eine solche Mischung von Gefühlen war, sanfte, helle Farben, die verschmolzen, das Frösteln, das über ihren nackten Rücken und ihre Arme herunterstrich, und die Hitze, die zwischen ihren Beinen pochte. Komm in mich! Ich will, daß du mich ausfüllst, ja, mit deiner Zunge und mit dir, komm fester… Es war gewaltig und doch sanft, umspült von ihren Säften.
Sie kam lautlos schaudernd unter ihrer Decke. Das Haar war ihr ins Gesicht gefallen, und nur verschwommen war ihr bewußt, daß sie nicht nackt war, daß niemand sie berühren, niemand dieses Wohlgefühl hervorrufen konnte. Und doch ging es weiter und immer weiter; das Herz wollte ihr stehen bleiben, das Blut pochte in ihrem Gesicht, und Schockwellen fuhren durch ihre Schenkel und ihre Waden hinunter.
Du wirst sterben, wenn es nicht aufhört, Rowan. Seine Hand strich über ihre Wange. Er küßte ihre Augenlider. Liebe dich…
Plötzlich schlug sie die Augen
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