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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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1936, ist heute das Rückgrat von Mayfair und Mayfair, und Pierce junior, Ryan Mayfairs Sohn, ist gegenwärtig ein höchst vielversprechender junger Mann in der Firma.
    Aber die Verwandten, die sagten, es sei alles vorüber, hatten recht.
    Mit dem Tod Stellas war die Macht der Mayfair-Hexen praktisch gebrochen. Stella war die erste von Deborahs begabten Nachkommen, die jung starb. Sie war die erste, die eines gewaltsamen Todes starb. Und niemals sollte danach eine Mayfair-Hexe in der First Street »regieren« oder die unmittelbare Verwaltung des Vermächtnisses übernehmen. Im Gegenteil, die derzeitige Erbin, Deirdre Mayfair, ist eine stumme Katatonikerin, und ihre Tochter Rowan ist eine junge Neurochirurgin, die über zweitausend Meilen weit von der First Street entfernt lebt und nichts von ihrer Mutter, ihrem Erbe, dem Vermächtnis und ihrem Heim weiß.
     
    STAND DER UNTERSUCHUNG IM JAHR 1929
    Bei Arthur Langtry wurde keine Autopsie vorgenommen. Seine sterblichen Überreste wurden in England auf dem Friedhof der Talamasca bestattet, wie er es schon vor langer Zeit bestimmt hatte. Es gibt keinerlei Hinweis auf einen gewaltsamen Tod; tatsächlich deutet auch sein letzter Brief, in dem er von Stellas Ermordung berichtete, darauf hin, daß er bereits unter Herzbeschwerden litt.
    In den Augen des Leitungsrates der Talamasca indessen war Arthur Langtry ein weiteres Opfer der Mayfair-Hexen. Und daß ihm Stuarts Geist erschienen war, genügte diesen erfahrenen Forschern vollauf als Beweis dafür, daß Stuart im Hause Mayfair gestorben war.
    Aber wie war Stuart gestorben? Das wollte die Talamasca gern wissen. Hatte Carlotta ihn umgebracht? Und wenn ja, warum?
    Das herausragende Argument gegen die Täterschaft Carlottas ist vielleicht bereits jetzt offensichtlich und wird im Fortgang dieser Erzählung immer deutlicher werden. Carlotta ist ihr Leben lang praktizierende Katholikin gewesen, eine zutiefst ehrliche Juristin und eine gesetzestreue Bürgerin. Ihre strenge Kritik an Stella beruhte offenbar auf ihren eigenen moralischen Überzeugungen; das ist jedenfalls die unter Verwandten, Freunden und selbst beiläufigen Beobachtern vorherrschende Annahme.
    Andererseits erklären Dutzende von Zeugen, sie sei diejenige gewesen, die Lionel dazu getrieben habe, Stella zu erschießen. Sie habe ihm die Pistole praktisch in die Hand gedrückt.
    Aber selbst wenn Carlotta ihm die Waffe tatsächlich in die Hand gegeben hätte – ein so emotionsgeladener, öffentlicher Akt wie der Mord an Stella ist etwas völlig anderes als die heimliche, kaltblütige Ermordung eines Fremden, den sie kaum kannte.
    War Lionel vielleicht der Mörder Stuart Townsends? Was ist mit Stella selbst? Und wie können wir Lasher ausschließen? Wenn man bedenkt, daß dieses Wesen eine Persönlichkeit hat, eine Geschichte, ja, ein Profil, wie wir in der modernen Welt sagen – paßt der Mord an Townsend nicht eher zu ihm als zu irgend jemandem sonst im Hause?
    Ein akzeptables Szenario ist vielleicht eines, das alle Verdächtigen einschließt. Zum Beispiel: Stella lud Townsend in die First Street ein, wo er durch irgendeine gewalttätige Intervention Lashers zu Tode kam. Von Panik ergriffen, wandte sich Stella an Carlotta oder Lionel oder sogar an Pierce, damit er ihr half, die Leiche zu verstecken und dafür zu sorgen, daß im Hotel niemand ein Wort verriet.
    Leider bleiben nach diesem Szenario – wie nach anderen, ähnlichen – zu viele Fragen unbeantwortet. Warum zum Beispiel sollte Carlotta sich an einer solchen Verschwörung beteiligen? Hätte sie den Tod Townsends nicht dazu nutzen können, um sich der kleinen Schwester ein für allemal zu entledigen? Was Pierce angeht, so ist es höchst unwahrscheinlich, daß ein unschuldiger junger Mann sich an einer solchen Sache hätte beteiligen sollen. (Pierce führte später ein hoch achtbares Leben.) Und wenn wir Lionel betrachten, müssen wir fragen: Wenn er über Stuarts Tod oder Verschwinden Bescheid wußte, was soll ihn dann gehindert haben, darüber zu reden, als er »verrückt« wurde? Über das, was sonst in der First Street vor sich ging, redete er jedenfalls genug; das zeigen die Unterlagen.
    Und schließlich sollten wir uns fragen: In dem unwahrscheinlichen Fall, daß doch einer dieser Leute Stella dabei geholfen hat, die Leiche im Garten zu vergraben, weshalb machten sie sich dann die Mühe, Townsends Gepäck aus dem Hotel zu schaffen und die Angestellten zu bestechen, damit sie aussagten, er sei niemals

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