Hexenstunde
an, als erwarte sie, daß er etwas sagte. »Und dieser Geist, so mysteriös er auch sein mag, wird mir dabei nicht in die Quere kommen, solange ich ein Wörtchen mitzureden habe. Ich habe dir gesagt: Er hat sein Spiel überreizt.« Beinahe zornig sah sie Michael an. »Bist du dabei?« wollte sie wissen.
»Ja, ich bin dabei, Rowan. Und ich glaube, du hast recht, wenn du tust, was du dir vorgenommen hast. Verdammt, wir können mit dem Haus anfangen, wann immer du willst. Ich will es ja auch.«
Sie war froh, ungeheuer froh, aber ihre Ruhe verstörte ihn gleichwohl. Er sah Aaron an.
»Was meinen Sie, Aaron?« fragte er. »Zu dem, was das Wesen über meine Rolle in der ganzen Angelegenheit gesagt hat? Sie müssen doch eine Erklärung dafür haben.«
»Michael, es kommt darauf an, daß Sie eine Erklärung dafür finden. Daß Sie wieder zum Verständnis dessen zurückfinden, was Ihnen passiert ist. Ich habe keine gesicherte Erklärung für irgend etwas in dieser Angelegenheit.«
»Ihr Burschen seid ein Haufen Mönche«, sagte Michael mürrisch, und er hob sein Bierglas zu einem nachlässigen Toast. »›Wir wachen, und wir sind immer da.‹ Aaron, warum ist das alles passiert?«
Aaron lachte gutmütig, aber er schüttelte den Kopf. »Michael, Katholiken wollen immer, daß wir ihnen die Tröstungen der Kirche bieten. Aber das können wir nicht. Ich weiß nicht, warum es geschehen ist. Ich weiß wohl, daß ich Ihnen beibringen kann, die Kraft, die Sie in den Händen haben, zu steuern und nach Belieben abzuschalten, damit sie Sie nicht länger quält.«
»Vielleicht«, sagte Michael müde. »Im Moment würde ich diese Handschuhe nicht mal ausziehen, um dem Präsidenten der Vereinigten Staaten die Hand zu schütteln.«
»Wenn Sie daran arbeiten möchten«, sagte Aaron, »stehe ich Ihnen zu Diensten. Ich bin für Sie beide da.« Er sah Rowan lange an und wandte sich dann wieder Michael zu. »Ich muß Sie doch nicht ermahnen, vorsichtig zu sein, oder?«
»Nein«, sagte Rowan. »Aber was ist mit Ihnen? Ist seit dem Verkehrsunfall noch irgend etwas passiert?«
»Kleinigkeiten«, sagte Aaron. »An sich nicht wichtig. Und es kann auch gut sein, daß ich mir alles nur einbilde. Ich bin ein Mensch wie jeder andere, was das angeht. Aber ich habe das Gefühl, ich werde beobachtet und auf eine ziemlich subtile Weise bedroht.«
Rowan wollte etwas sagen, aber er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
»Ich bin auf der Hut. Ich war schon öfters in solchen Situationen. Und ein sehr merkwürdiger Aspekt des Ganzen ist dieses: Solange ich mit Ihnen zusammen bin – auch nur mit einem von Ihnen -, spüre ich diese… diese Präsenz in meiner Nähe nicht. Dann fühle ich mich völlig sicher.«
»Wenn es Ihnen etwas antut«, sagte Rowan, »dann begeht es damit seinen letzten, tragischen Fehler. Denn ich werde es dann nie wieder ansprechen oder in irgendeiner Weise zur Kenntnis nehmen. Ich werde versuchen, es zu töten, wenn ich es sehe. Alle seine Pläne werden vergeblich sein.«
Aaron überlegte einen Moment.
»Glauben Sie, das weiß es?« fragte Rowan.
»Möglicherweise«, meinte Aaron. »Aber ich weiß ehrlich nicht, was es weiß. Ich glaube allerdings, daß Michael völlig recht hat. Es will einen menschlichen Körper. Daran scheint kein Zweifel zu bestehen. Aber was es weiß und was es nicht weiß, das kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, was es eigentlich ist. Ich schätze, das weiß niemand.«
Er nahm einen kleinen Schluck Kaffee und schob die Tasse dann von sich. Er sah Rowan an.
»Es besteht natürlich kein Zweifel daran, daß es sich Ihnen nähern wird. Das ist Ihnen auch klar. Die Antipathie, die Sie ihm entgegenbringen, wird es nicht für alle Zeit in Schach halten. Ich bezweifle, daß sie es im Augenblick in Schach hält. Es wartet einfach auf die richtige Gelegenheit.«
»O Gott«, flüsterte Michael. Es war, als habe jemand gesagt, ein Attentäter werde demnächst die Frau aufs Korn nehmen, die er über alles in der Welt liebte. Er empfand lähmende Eifersucht und Wut.
Rowan sah Aaron an. »Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
»Ich weiß es nicht genau«, antwortete Aaron. »Aber ich kann nicht nachdrücklich genug wiederholen, daß es gefährlich ist.«
»Das ist mir klar, seit ich die Akte gelesen habe.«
»Und daß es tückisch ist.«
»Auch das steht in der Akte. Glauben Sie, ich sollte versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen?«
»Nein, das denke ich nicht. Ich glaube, am klügsten
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