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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Deborah?«
    »Lieg still, Michael. Bitte.«
    »Wirst du hier sein, wenn ich aufwache?«
    »Nein, Darling; eigentlich bin ich auch jetzt nicht hier. Das Haus gehört ihnen, Michael. Und ich gehöre nicht dazu.«
    Schlaf.
    Er umklammerte die Perlen des Rosenkranzes. Zeit für die Kirche, sagte Millie Dear. Die Zimmer sind so sauber und ruhig. Sie lieben einander. Perlgrauer Gabardine. Es muß unser Haus werden. Deshalb habe ich es so sehr geliebt, als ich klein war und zu Fuß hierher kam. Habe es so geliebt. Unser Haus. Niemals Zank zwischen Belle und Millie Dear. So nett… Etwas beinahe Anbetungswürdiges hatte Belle, ein so hübsches Gesicht im Alter, wie eine gepreßte Blume in einem Buch, farbig noch und voller Duft.
    Deborah sagte zu ihm:… unberechenbare Macht, die Macht zur Verwandlung…
    Ihn schauderte.
    … nicht leicht, so schwierig, daß du es dir kaum vorstellen kannst, vielleicht das Schwierigste, was du je…
    Ich kann es!
    Schlaf.
    Und im Schlaf hörte er das beruhigte Klirren von zerbrechendem Glas.
     
    Als er aufwachte, war Aaron da. Rowan hatte frische Sachen aus dem Hotel geholt, und Aaron führte ihn ins Bad, damit er sich dort waschen und umziehen konnte.
    Jeder Muskel im Leib schmerzte ihn. Der Rücken tat ihm weh. Seine Hände brannten. Er hatte dieses furchtbar kribbelnde Gefühl, das er in der Liberty Street wochenlang gehabt hatte, bis er die Handschuhe wieder angezogen und einen Schluck von dem Bier genommen hatte, das Aaron ihm auf seinen Wunsch hin gebracht hatte. Der Schmerz in seinen Muskeln war schrecklich, und selbst seine Augen waren müde, als hätte er stundenlang bei schlechtem Licht gelesen.
    »Ich werde mich nicht betrinken«, versprach er den beiden.
    Rowan erklärte, sein Herz habe gerast; was immer geschehen sei, habe ihn physisch in extremem Maße belastet, und eine solche Pulsfrequenz sei eigentlich nur zu erwarten, wenn jemand die Meile in vier Minuten gelaufen sei. Es sei nun wichtig, daß er sich ausruhe und daß er die Handschuhe anbehalte.
    Okay, ihm war es nur recht. Er hätte nichts lieber getan, als seine Hände in Beton zu gießen!
     
    Sie kehrten zusammen ins Hotel zurück, bestellten Abendessen und machten es sich im Wohnzimmer der Suite bequem. Zwei Stunden lang erzählte er ihnen, was er alles gesehen hatte.
    Er erzählte und erzählte, beschrieb und beschrieb. Er wünschte sich, Aaron würde etwas sagen, aber er begriff, weshalb Aaron schwieg.
    »Ich weiß nicht, warum ich darin verwickelt bin; ich weiß es ebenso wenig wie zuvor«, sagte er. »Aber ich weiß, daß sie da sind, in dem Haus. Ihr erinnert euch, daß Cortland sagte, er gehöre nicht dazu. Und Belle hat mir gesagt, sie gehöre auch nicht dazu… als wenn ich es mir nicht schon hätte denken können… nun, aber die anderen, die dazugehören, die sind dort! Und dieses Wesen hat Materie verändert – nur wenig, aber es hat es getan. Es hat von Toten Besitz ergriffen und auf ihre Zellen eingewirkt.
    Und es will Rowan; ich weiß es. Es will Rowan, um mittels ihrer Kraft die Materie zu verändern! Rowan hat mehr von dieser Kraft als irgendeine der anderen vor ihr. Verflucht, sie weiß, was Zellen sind, wie sie funktionieren, wie ihre Struktur aussieht!«
    Rowan war von diesen Worten wie vor den Kopf gestoßen. Aaron berichtete, als Michael eingeschlafen und Rowan sicher gewesen sei, daß sein Puls sich wieder normalisiert hatte, habe sie ihn, Aaron, angerufen und ihn gebeten, zum Haus in der First Street zu kommen. Er habe Kisten mit Eis gebracht, um die Präparate vom Dachboden darin zu verpacken, und gemeinsam hätten sie jedes Glas geöffnet, den Inhalt photographiert und verstaut.
    Die Präparate waren jetzt in Oak Haven und wurden eingefroren, um am nächsten Morgen nach Amsterdam verschifft zu werden; Rowan wollte es so. Aaron hatte auch Juliens Bücher und den Koffer mit den Puppen mitgenommen; auch diese Dinge würden ins Mutterhaus gehen.
    Bisher schien es sich bei den Büchern lediglich um Rechnungsbücher zu handeln, die diverse kryptische Eintragungen in Französisch enthielten. Wenn es eine Autobiographie gab, wie Richard Llewellyn sie erwähnt hatte, so war sie nicht in diesem Dachzimmer gewesen.
    Es erfüllte Michael mit irrationaler Erleichterung, zu wissen, daß diese Dinge nicht mehr im Hause waren. Er war inzwischen bei seinem vierten Bier. Wie sie darüber dachten, war ihm egal. Nur eine Nacht Frieden, um Himmels willen, dachte er. Außerdem betrank er sich nicht. Er wollte

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