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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ist es, wenn Sie es auf sich zukommen lassen. Und um der Liebe Gottes willen, versuchen Sie, immer völlig die Kontrolle zu behalten.«
    »Es gibt kein Entkommen vor ihm, nicht wahr?«
    »Ich glaube nicht, nein. Und ich kann mir vorstellen, was es tun wird, wenn es sich Ihnen nähert.«
    »Was?«
    »Es wird Geheimhaltung und Kooperation von Ihnen verlangen. Andernfalls wird es sich weigern, sich und seine Absichten vollständig zu offenbaren.«
    »Es wird dich von uns abspalten«, sagte Michael.
    »Genau«, bestätigte Aaron.
    »Und warum glauben Sie, daß es das tun wird?«
    Aaron zuckte die Achseln. »Weil ich es auch so machen würde, wenn ich an seiner Stelle wäre.«
    Sie lachte leise.
    »Es ist so verschlagen und unberechenbar«, fuhr Aaron fort. »Ich wäre jetzt schon tot, wenn es mich umbringen wollte. Aber es bringt mich nicht um.«
    »Es weiß, daß ich es hassen würde, wenn es Ihnen nur ein Haar krümmt«, sagte Rowan.
    »Ja, vielleicht erklärt das, weshalb es noch nicht weiter gegangen ist. Aber damit stehen wir wieder am Anfang. Was immer Sie tun, Rowan, verlieren Sie nie die Geschichte der Mayfairs aus den Augen. Bedenken Sie das Schicksal, das Suzanne und Deborah erlitten haben, Stella und Antha und Deirdre. Wenn wir alles über Marguerite oder Katherine wüßten, über Marie Claudette oder die ändern aus Saint Domingue – ihre Geschichten wären vielleicht ebenso tragisch. Und wenn irgendeiner in diesem Drama für so viel Leiden und Tod verantwortlich gemacht werden kann, dann ist es Lasher.«
    Rowan erschien für einen Moment gedankenverloren. »Gott, ich wünschte, er würde weggehen«, sagte sie leise.
    »Das wäre wohl zuviel verlangt, glaube ich«, sagte Aaron. Seufzend zog er seine Taschenuhr hervor und erhob sich dann von der Couch. »Ich werde Sie jetzt verlassen. Ich bin oben in meiner Suite, falls Sie mich brauchen.«
    »Beantworten Sie mir noch eine Frage«, sagte Michael. »Als Sie im Haus waren, was war das für ein Gefühl?«
    Aaron lachte leise und schüttelte den Kopf. Er überlegte einen Moment. »Ich glaube, Sie können es sich vorstellen«, sagte er sanft. »Aber eins hat mich doch überrascht: daß es so schön war, so großartig und doch so einladend mit all den offenen Fenstern und der Sonne, die hereinschien. Ich hatte vermutlich erwartet, es werde abweisend sein. Aber das genaue Gegenteil war der Fall.«
    »Es ist ein wunderbares Haus«, sagte Rowan. »Und es verändert sich schon. Wir nehmen es bereits in Besitz. Wie lange wird es dauern, Michael, bis es wieder so ist, wie es sein sollte?«
    »Nicht lange, Rowan. Zwei, drei Monate, vielleicht weniger. Bis Weihnachten könnte es fertig sein. Mich juckt es in den Fingern, anzufangen. Wenn ich nur dieses Gefühl los werden könnte…«
    »Welches Gefühl?«
    »Daß es alles geplant ist.«
    »Vergiß das endlich«, sagte Rowan ungehalten.
    »Lassen Sie mich einen Vorschlag machen«, sagte Aaron. »Schlafen Sie eine Nacht darüber, und dann beginnen Sie mit dem, was Sie wirklich tun wollen – regeln Sie die anliegenden juristischen Fragen, ordnen Sie das Erbe, nehmen Sie vielleicht das Haus in Angriff – all die guten Dinge, die Sie tun wollen. Und seien Sie auf der Hut. Seien Sie immer auf der Hut. Wenn unser mysteriöser Freund sich an Sie wendet, bestehen Sie auf Ihren eigenen Bedingungen.«
    Michael starrte finster in sein Bier, während Rowan mit Aaron zur Tür ging. Sie kam zurück, setzte sich neben ihn und legte einen Arm um ihn.
    »Ich habe Angst, Rowan«, sagte er, »und das ist mir zuwider. Wirklich zuwider.«
    »Ich weiß, Michael«, sagte sie. »Aber wir werden gewinnen.«
     
    In dieser Nacht, als Rowan schon seit Stunden schlief, stand Michael auf, ging ins Wohnzimmer und holte sein Notizbuch aus dem Koffer. Er fühlte sich wieder normal, und die Abnormalität des Tages erschien ihm seltsam fern. Zwar fühlte er sich immer noch wie gerädert, aber zugleich auch ausgeruht. Und es war beruhigend, zu wissen, daß Rowan nur ein paar Schritt weit entfernt war und daß Aaron in der Suite über ihnen schlief.
    Er schrieb auf, was er von den Bruchstücken in Erinnerung hatte, die ihm wieder eingefallen waren, bevor er die Handschuhe ausgezogen hatte. Aber es war nicht verwunderlich, daß er sich an fast nichts erinnerte. Dann kam der Beginn der Katastrophe, als er Deirdres Nachthemd in die Hand genommen hatte.
    »Die gleichen Trommeln wie bei der Comus-Parade. Oder bei einer anderen Parade dieser Art. Entscheidend

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