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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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der Hand und starrte zur Decke. Dann senkte sie den Blick und sah ihn lächelnd an. »Wir werden jetzt Doktor spielen, okay? Also, knöpf dein Hemd auf!«
    »Nur, wenn du deins auch aufknöpfst.«
    »Versuch nicht, mich zum Lachen zu bringen. Atme langsam und tief ein.«
    Er gehorchte. »Und was hörst du da drin?«
    Sie richtete sich auf, rollte das Stethoskop um eine Hand zusammen und steckte es wieder in die Tasche. Dann setzte sie sich neben ihn und legte zwei Finger an sein Handgelenk.
    »Na?«
    »Anscheinend okay. Ich höre keine Nebengeräusche. Keine angeborenen Probleme, keine Dysfunktion, keine Schwächen irgendwelcher Art.«
    »Das ist eben der gute alte Michael Curry!« behauptete er. »Und was sagt dein sechster Sinn?«
    Sie streckte die Hände aus und legte sie ihm an den Hals, schob die Finger in seinen offenen Kragen und streichelte sanft seine Haut. Es war so sanft und so ganz anders als die Art, wie sie ihn sonst berührte, daß es ihm kühl über den Rücken rieselte und die Leidenschaft in ihm zu einem jähen, überraschenden Feuer aufloderte.
    Er war nur noch einen Schritt davon entfernt, zum reinen Tier zu werden, als er so dasaß, und sie mußte es spüren. Aber ihr Gesicht war wie eine Maske. Ihre Augen waren glasig, und sie war so still und starrte ihn an, daß es ihn fast beunruhigte.
    »Rowan?« flüsterte er.
    Langsam zog sie ihre Hände zurück. Anscheinend war sie wieder sie selbst, und sie ließ ihre Finger spielerisch und mit nervenaufreibender Sanftheit in seinen Schoß fallen. Sie strich über die Wölbung in seiner Jeans.
    »Also, was sagt dein sechster Sinn?« wiederholte er und widerstand dem Drang, ihr auf der Stelle die Kleider vom Leib zu reißen.
    »Daß du der schönste, verführerischste Mann bist, mit dem ich je im Bett gewesen bin«, antwortete sie träge. »Daß es eine erstaunlich intelligente Idee war, mich in dich zu verlieben. Daß unser erstes Kind unglaublich hübsch und intelligent und stark sein wird.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen? Das hast du doch nicht wirklich gesehen?«
    »Nein. Aber es wird so kommen«, sagte sie, und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wunderbare Dinge werden geschehen.« Sie schmiegte sich an ihn. »Denn wir werden dafür sorgen, daß sie geschehen. Laß uns da rüber gehen und etwas Wunderbares geschehen lassen, unter der Bettdecke.«
     
    Am Wochenende fand bei Mayfair und Mayfair die erste ernsthafte Konferenz über das medizinische Zentrum statt. In der Diskussion mit Rowan wurde entschieden, mehrere koordinierte Studien über die Durchführbarkeit eines derartigen Zentrums, seine optimale Größe und die beste Lage in New Orleans in Auftrag zu geben.
    Rowan arbeitete hart; sie las Bücher über die technische Seite des Krankenhauswesens in Amerika. Stundenlang führte sie Ferngespräche mit Larkin, ihrem alten Chef, und mit anderen Ärzten überall im Lande und bat um Vorschläge und Ideen.
    Bald wurde ersichtlich, daß selbst ihre grandiosesten Träume mit einem Bruchteil des Kapitalvermögens realisiert werden könnten, wenn das Kapital überhaupt berührt würde. Zumindest interpretierten Lauren und Ryan Mayfair ihre Träume so, und am besten ließ sie den Dingen auf dieser Basis ihren Lauf.
    »Aber wenn erst eines Tages jeder Penny von diesem Geld in die Medizin fließen kann!« vertraute sie Michael insgeheim an. »In die Entwicklung von Impfstoffen und Herstellung von Antibiotika, von Operationsräumen und Krankenhausbetten!«
     
    Die Renovierungsarbeiten verliefen so reibungslos, daß Michael Zeit fand, sich ein paar andere Häuser anzuschauen. Mitte September hatte er ein großes, tiefverschachteltes Geschäftshaus an der Magazine Street erworben, nur wenige Straßen weit von der First Street wie auch von seinem Geburtshaus entfernt. Es war ein altehrwürdiges Gebäude mit einer Wohnung über den Geschäftsräumen und einer eisernen Balkongalerie über dem Gehweg. Auch eines dieser vorzüglichen Baudenkmäler.
    Ja, alles ging wunderbar, und es machte so viel Spaß. Der Salon war fast fertig. Etliche von Juliens chinesischen Teppichen und die prächtigen französischen Sessel waren wieder aufgestellt worden. Und die Standuhr funktionierte auch wieder.
    Natürlich überhäufte die Familie sie mit Einladungen das Pontchartrain zu verlassen und bis zur Hochzeit bei diesem oder jenem zu wohnen. Aber sie fühlten sich nur allzu wohl in ihrer großen Suite über der St. Charles Avenue.
    Außerdem wohnte Aaron immer

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