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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Fielding ihr ein Messer in den Rücken gestochen, und nun weinte sie wieder, verdammt, und sie hatte nicht mal ein Taschentuch. Am liebsten hätte sie – Michael geohrfeigt. Aber eigentlich war es der alte Mann, den sie verprügeln wollte. Wie konnte er es wagen…?
    »Es tut mir leid, Rowan«, sagte Michael leise.
    »Du kannst auch zum Teufel gehen, Michael!« sagte sie. »Du solltest lieber deinen Mann stehen. Du solltest aufhören, jedesmal wie ein Brummkreisel herumzueiern, wenn wieder ein Steinchen dieses Puzzles an seinen Platz kommt! Es war nicht die selige Jungfrau Maria, die du da draußen in deinen Visionen gesehen hast! Es waren sie und ihre Tricks.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    Er klang traurig und zerknirscht und ehrlich verwundet. Es brach ihr das Herz, aber sie würde jetzt nicht nachgeben. Sie wagte nicht, zu sagen, was sie wirklich dachte: Hör zu, ich liebe dich, aber bist du je auf den Gedanken gekommen, daß deine Rolle nur darin bestanden hat, dafür zu sorgen, daß ich wieder herkomme, daß ich hier bleibe und daß ich ein Kind bekomme, damit es das Vermächtnis erben kann? Dieser Geist könnte dein Ertrinken in Szene gesetzt haben, deine Rettung, die Visionen, die ganze Geschichte. Und deshalb ist Arthur Langtry zu dir gekommen, deshalb hat er dich gewarnt und dir geraten, zu verschwinden, bevor es zu spät ist.
    Sie saß da und behielt es für sich, ließ sich davon vergiften, hoffte, daß es nicht wahr sein möge, und hatte Angst.
    »Bitte hören Sie jetzt auf damit«, sagte Aaron sanft. »Der alte Mann war ein bißchen töricht, Rowan.« Seine Stimme war wie besänftigende Musik, und sie löste alle Anspannung in ihr. »Fielding wollte sich wichtig machen. Es war ein Angeberwettbewerb zwischen den dreien – Randall, Peter und Fielding. Gehen Sie nicht zu hart mit ihm ins Gericht. Er ist einfach… zu alt. Glauben Sie mir, ich weiß es. Ich bin ja selbst schon fast so weit.«
    Sie wischte sich die Nase ab und schaute zu Aaron auf. Er lächelte, und sie lächelte ebenfalls. »Sind es gute Menschen, Aaron? Was glauben Sie?« Sie ignorierte Michael absichtlich für einen Augenblick.
    »Prächtige Menschen, Rowan. Weit besser als die meisten. Und sie lieben Sie. Der alte Mann liebt Sie. Sie sind das Aufregendste, was ihm in den letzten zehn Jahren widerfahren ist. Sie laden ihn nicht mehr oft ein, die anderen. Er hat sich in Ihrer Aufmerksamkeit gesonnt. Und natürlich wissen sie bei allem, was sie verheimlichen, nicht, was Sie wissen.«
    »Sie haben recht«, sagte sie leise; sie fühlte sich ausgelaugt und elend. Gefühlsausbrüche wirkten bei ihr niemals läuternd. Sie war danach immer zittrig und unglücklich.
    »Also schön«, sagte sie. »Ich würde ihn bitten, bei der Hochzeit die Rolle des Brautvaters zu übernehmen, verdammt. Aber ich habe schon einen anderen sehr lieben Freund im Sinn.« Sie wischte sich die Augen mit dem gefalteten Taschentuch, das er ihr reichte. »Ich meine Sie, Aaron. Ich weiß, ich komme ein bißchen spät damit. Aber würden Sie mich den Gang hinaufführen?«
    »Meine Liebe, es wäre mir eine Ehre«, antwortete er. »Nichts könnte mich glücklicher machen.« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. »Und jetzt denken Sie bitte nicht mehr an diesen alten Narren.«
    »Danke, Aaron.« Sie lehnte sich zurück und holte tief Luft, ehe sie sich an Michael wandte; sie hatte ihn absichtlich außen vorgelassen, und plötzlich hatte sie schreckliches Mitleid mit ihm. Er sah so niedergeschlagen und so sanftmütig aus. »Nun«, sagte sie, »hast du dich beruhigt, oder hast du eine Herzattacke? Du bist so schrecklich still.«
    Er lachte leise und schien wieder ganz der Alte. Seine Augen strahlten so blau, wenn er lächelte. »Weißt du«, sagte er und nahm ihre Hand, »als Kind dachte ich immer, ein Familiengespenst zu haben, wäre wunderbar! Ich habe mir immer gewünscht, ich könnte mal einen Geist sehen! Ich dachte: Ah, in einem Spukhaus wohnen – das wäre toll.«
    Alles war wieder gut. Er war wieder fröhlich und stark, wenn auch mit einem etwas strapazierten Unterton. Sie lehnte sich zu ihm hinüber und drückte den Mund auf seine rauhe Wange. »Tut mir leid, daß ich wütend geworden bin.«
    Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen beobachtete Aaron die beiden, aber sie waren jetzt doch alle ziemlich erschüttert und müde. Dieses Gespräch hatte ihre letzten Kräfte aufgebraucht.
    Rowan hatte das Gefühl, daß die Düsternis sich wieder herabsenkte. Wenn

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