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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gemacht, oder sie saßen in Trauben um die Tische herum. Der Regen draußen wurde heftiger. Donner kam und ging mit gewaltigem Dröhnen. Und die Bars blieben offen, denn die meisten Gäste tranken weiter.
    Endlich – da Rowan und Michael erst am nächsten Tag ihre Hochzeitsreise nach Florida antreten wollten – wurde beschlossen, daß Rowan »jetzt« ihren Brautstrauß von der Treppe werfen sollte. Also stieg sie halb nach oben und schaute dann hinunter in ein Meer von aufwärts gewandten Gesichtern, das sich nach beiden Seiten und nach hinten in den Salon erstreckte. Sie schloß die Augen und warf den Strauß in die Luft. Ein fröhlicher Aufschrei, und hier und da auch Schieben und Drängen – und plötzlich streckte die junge Clancy Mayfair den Strauß in die Höhe. Beifallsrufe ertönten. Und Pierce warf ihr die Arme um den Hals und demonstrierte vor der ganzen Welt sein spezielles und sehr selbstsüchtiges Entzücken über ihr Glück.
    Aha, Pierce und Clancy also, wie? dachte Rowan, als sie die Treppe wieder herunterkam. Weit hinten am zweiten Kamin stand Peter und schaute lächelnd zu. Randall diskutierte unterdessen hitzig mit Fielding, den man dort drüben vor einer Weile in einen Gobelinsessel gepflanzt hatte.
    Die neue Kapelle für den Abend war eben eingetroffen. Sie begann mit einem Walzer; alles jubelte, als die süßen, altmodischen Klänge ertönten, und jemand drehte die Dimmer der Kronleuchter herunter, bis sie ein weiches, rosiges Licht spendeten. Auch die älteren Paare erhoben sich, um zu tanzen. Michael nahm Rowan sofort bei der Hand und führte sie in die Mitte des Salons. Es war wieder einer jener makellosen Augenblicke von zarte Fülle, ganz wie die Musik, die sie mit sich trug. Bald drängten sich die tanzenden Paare im Raum.
    Wenn Michael noch etwas Verstörendes gesehen hatte, ließ er sich davon nichts anmerken; sein Blick war unverwandt und hingebungsvoll auf Rowan gerichtet.
    Um zehn Uhr war die Gästeschar auf etwa zweihundert Personen geschrumpft. Rowan hatte die hochhackigen weißen Satinschuhe ausgezogen. Sie saß in einem Lehnstuhl vor dem vorderen Kamin im Salon, die langen Ärmel hochgeschoben und rauchte eine Zigarette; sie hatte die Füße unter sich gezogen und hörte zu, wie Pierce von seiner letzten Europareise berichtete. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wann oder wo sie ihren Schleier abgenommen hatte. Ihre Füße taten so weh wie sonst nicht einmal nach acht Stunden im OP. Sie hatte Hunger, und es waren nur noch Desserts übrig. Und von der Zigarette wurde ihr schlecht. Sie drückte sie aus.
    Michael und der grauhaarige Priester aus der Pfarrkirche standen, ins Gespräch vertieft, vor dem Kaminsims am anderen Ende des Zimmers. Die Kapelle war von Strauß-Walzern zu moderneren Schlagern übergegangen. Hier und da sangen einige ein paar Takte von »Blue Moon« oder »Tennessee Waltz« mit. Die Hochzeitstorte war bis auf ein Stück, das man aus sentimentalen Gründen zurück gelassen hatte, restlos aufgegessen worden.
    Um elf kam Aaron und verabschiedete sich mit einem Kuß von Rowan; er wollte Tante Vivian nach Hause bringen. Er sei im Hotel, falls man ihn brauchen sollte, und er wünschte ihnen für den nächsten Morgen eine gute Reise nach Destin.
    Michael begleitete ihn und seine Tante zur Haustür. Endlich zogen auch Michaels alte Freunde ab, um in der »Parasol’s Bar« im Irish Channel weiter zu trinken – nicht ohne Michael das Versprechen abgenommen zu haben, sich in zwei Wochen mit ihnen zum Essen zu treffen. Die Treppe indessen war immer noch von plaudernden Paaren blockiert.
    Schließlich stand Ryan auf, bat um Ruhe und erklärte, die Party sei zu Ende. Alle sollten nun ihre Schuhe, Jacken, Handtaschen, oder was sonst noch fehlte, zusammen suchen und verschwinden, damit das Hochzeitspaar endlich allein sein könne. Er nahm ein frisches Glas Champagner von dem Tablett, das gerade vorüber getragen wurde, und wandte sich an Rowan.
    »Auf das Brautpaar«, verkündete er, und seine Stimme übertönte mühelos das ganze Treiben. »Auf ihre erste Nacht in diesem Hause.«
    Neuerlicher Jubel. Alle griffen nach einem letzten Drink, und hundertmal wurde der Toast wiederholt, während die Gläser klangen. »Gott segne alle in diesem Haus!« rief der Priester, und ein Dutzend Stimmen wiederholten den Segenswunsch.
    »Auf Darcy Monahan und Katherine!« rief jemand.
    »Auf Julien und Mary Beth… und auf Stella…«
    Der allgemeine Abschied dauerte, wie es in

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