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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Bayou St. John entlang wanderte, die Kleider tropfnaß. Dann ging es in irgendein anderes Internat – County Cork in Irland, und dann war sie wieder zu Hause, die Schwestern hatten berichtet, sie habe Alpträume, schlafwandle und führe merkwürdige Reden.
    Dann hieß es, Deirdre sei in Kalifornien. Die Mayfairs hatten Verwandte dort draußen, die sich um sie kümmerten. Vielleicht würde ihr der Klimawechsel guttun.
    Pater Mattingly wußte jetzt, daß ihm das Weinen des Kindes nie mehr aus dem Kopf gehen würde. Weshalb, in Gottes Namen, hatte er es nicht auf andere Weise versucht? Er betete darum, daß sie irgendwo irgendeinem klugen Lehrer oder Arzt erzählen möge, was sie ihm erzählt hatte, daß irgend jemand irgendwo ihr so helfen möge, wie er selbst es versäumt hatte.
    Er konnte sich nicht erinnern, davon gehört zu haben, daß Deirdre zurück gekommen war, aber irgendwann im Jahre ‘56 erfuhr er, daß sie in der Stadt in St. Rose de Lima’s im Internat sei. Dann machte das Gerücht die Runde, sie sei der Schule verwiesen worden und nach New York geflüchtet.
    Miss Kellerman erzählte Pater Lafferty das alles eines Nachmittags auf der Kirchentreppe. Sie hatte es von ihrer Haushälterin, und die kannte das »farbige Mädchen«, das gelegentlich im Haus half. Deirdre hatte die Kurzgeschichten ihrer Mutter in einer Truhe auf dem Speicher gefunden, »all diesen Unfug von Greenwich Village«, und sie war losgezogen, ihren Vater zu suchen, obwohl kein Mensch wußte, ob der Mann überhaupt noch lebte.
    Am Ende war sie ins »Bellevue« eingewiesen worden, und Miss Carlotta war nach New York geflogen, um Deirdre zurückzuholen.
    Und eines Nachmittags im Sommer 1959 hörte Pater Mattingly an einem Küchentisch von dem »Skandal«. Deirdre Mayfair war mit achtzehn Jahren schwanger. In einem College in Texas war es passiert. Der Vater? Einer ihrer eigenen Lehrer, war das zu glauben? Verheiratet und Protestant noch dazu. Und er ließ sich nach zehnjähriger Ehe von seiner Frau scheiden, um Deirdre zu heiraten!
    Es schien, als redete die ganze Pfarrgemeinde davon. Miss Carlotta habe ihre Hände in Unschuld gewaschen, hieß es, aber Miss Nancy sei mit Deirdre zu Guy Mayer gefahren, um ein hübsches feines Kleid für die standesamtliche Trauung zu kaufen. Deirdre war inzwischen ein schönes Mädchen, so schön, wie Antha und Stella einst gewesen waren. Genau so schön, hieß es, wie Miss Mary Beth.
    Pater Mattingly erinnerte sich nur an das verängstigte, bleiche Kind. Und an die zertretenen Blumen.
    Die Hochzeit sollte niemals stattfinden.
    Als Deirdre im fünften Monat war, verunglückte der Vater auf dem Weg nach New Orleans tödlich. Ein Autounfall auf der Uferstraße. Die Spurstange an seinem alten ‘52er Ford war gebrochen, der Wagen war außer Kontrolle geraten, gegen eine Eiche geprallt und im selben Augenblick explodiert.
    Und als Pater Mattingly an einem heißen Juliabend durch das Gedränge auf dem Kirchenbasar schlenderte, hörte er die bislang seltsamste Geschichte über die Mayfairs, eine Geschichte, die ihm in den nächsten Jahren im Kopf herumspuken sollte wie das Erlebnis im Beichtstuhl.
    Lichterketten waren über den asphaltierten Hof gespannt. Pfarrangehörige in Hemdsärmeln und Kattunkleidern schlenderten von einem Stand zum anderen und spielten Glücksspiele. Es gab Schokoladenkuchen zu gewinnen und Teddybären. Der Asphalt war aufgeweicht in der Hitze. Das Bier floß in Strömen an dem behelfsmäßigen Tresen aus Brettern und Fässern. Und wohin der Pater sich auch wendete, überall schien man über gewisse Vorgänge im Hause Mayfair zu tuscheln.
    Der grauhaarige Red Lonigan, Oberhaupt der gleichnamigen Bestatterfamilie, ließ sich von Dave Collins erzählen, daß sie Deirdre in ihr Zimmer eingeschlossen hätten. Pater Lafferty saß dabei und starrte Dave über sein Bier hinweg finster an. Er kenne die Mayfairs länger als irgend jemand sonst, erklärte Dave – sogar länger als Red.
    Pater Mattingly holte sich eine kalte Flasche Bier von der Bar und setzte sich ans Ende der Bank.
    Mit zwei Priestern im Publikum lief Dave Collins zur Hochform auf.
    »Ich bin 1901 geboren, Pater!« verkündete er, obgleich Pater Mattingly nicht einmal aufblickte. »Im selben Jahr wie Stella Mayfair, und ich erinnere mich, wie sie Stella Mayfair damals bei den Ursulinen rausgeschmissen haben und Miss Mary Beth sie hier zur Schule schickte.«
    »Zuviel Tratsch über diese Familie«, befand Red düster.
    »Stella

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