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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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unsere langatmigen Reden sehr höflich, Camille, Gemahlin des Iampaatar. Dafür danken wir Euch – uns ist bewusst, dass Ihr erschöpft sein müsst. Doch nun sind die Formalitäten erledigt, und ich werde jetzt die Anklage gegen Hyto verlesen. Falls Ihr etwas hinzufügen möchtet, könnt Ihr das gern tun, wenn ich fertig bin.« Er erhob sich, und ich zwang mich, meine Müdigkeit abzuschütteln und aufmerksam zuzuhören.
    »Hyto, du wurdest bei Todesstrafe aus den Drachenreichen verbannt. Wir haben dich verstoßen, damit du zur Besinnung kommst und dich änderst. Erst kürzlich wurdest du bei dem Versuch ertappt, Vishana zu ermorden, die sich von dir losgesagt hat, doch wir gaben dir eine letzte Chance und ließen dich am Leben. Für dieses Vergehen allein hättest du schon den Tod verdient. Aber deine Verfehlungen sind zahlreich und schwerwiegend.«
    Hyto wollte etwas sagen, doch der Schwingenfürst hob die Hand, und ein kleiner Blitz knisterte über Hytos Lippen. Hyto stieß einen schrillen Schrei aus und machte den Mund zu.
    »Du hast die Gemahlin des ehrenwerten Iampaatar entführt. Du hast sie misshandelt, vergewaltigt, geschlagen und sie ans Halsband gelegt. Auf diese Verbrechen steht der Tod. Du hast deinen Sohn angegriffen in der Absicht, ihn zu töten. Auf dieses Verbrechen steht der Tod. Du hast jegliche Nachsicht verspielt. Du hast das Recht verwirkt, für dich selbst zu sprechen.«
    Er wandte sich wieder dem Rat zu. »Die ehrenwerte Vishana hat das Recht der ersten Bestrafung ihrer Schwiegertochter übertragen. Gebt ihr euer Einverständnis dazu?«
    Die anderen Drachen flüsterten miteinander. Einer schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ja, Euer Ehren.«
    Der Schwingenfürst wandte sich mir zu. »Ehrenwerte Camille Sepharial te Maria D’Artigo, Gemahlin des ehrenwerten Iampaatar, Euch gebührt das Recht der ersten Bestrafung. Sagt uns, wie Hyto sterben soll, und falls Ihr ihm selbst den Todesstoß versetzen wollt, so ist auch das Euer gutes Recht.«
    Ich schluckte schwer. Sie überließen mir die Entscheidung, wie Hyto sterben sollte? Boten mir gar die Gelegenheit, ihn eigenhändig umzubringen?
    Verlegen stand ich plötzlich im Rampenlicht. Ich ging zu meinem Feind hinüber und starrte ihm ins Gesicht. Ich hatte schon mehrmals getötet, und manchmal war ich froh gewesen, meinen Gegner sterben zu sehen. Aber das hier war Smokys Vater, und ich sollte kaltblütig seinen Tod anordnen.
    Hyto blickte auf mich herab, immer noch verächtlich. »Hast du den Mut, meinen Tod zu befehlen? Tu es lieber, Mädchen, denn wenn nicht, werde ich eines Tages wiederkommen. Ich werde dich jagen, solange ich lebe. Ich werde jeden töten, den du liebst. Alles vernichten, was dir lieb und teuer ist. Ich werde dich in Stücke reißen, erst deine Seele und dann deinen Körper. Du bist meine persönliche Teufelin, und ich werde nicht eher ruhen, bis ich dich so tief ins Unheil gestürzt habe, dass du die Sonne nie wiedersiehst.«
    Das war sein voller Ernst. Wenn sie ihn wegsperrten, würde er eine Möglichkeit zur Flucht finden. Sein Hass würde ihn bei der Stange halten. Es gab keine andere Wahl – Hyto musste sterben. Und es lag in meiner Verantwortung, seinen Tod zu befehlen. Vishana würde es tun, falls ich mich nicht dazu überwinden könnte, oder Smoky, aber dies war mein Kampf. Hyto hatte mich verletzt und erniedrigt, und es war meine Pflicht, ihn zu bestrafen.
    Ich wandte mich den wartenden Drachen zu – nun ebenso mein Volk wie die Feen und die Menschen. Ich hatte in einen mächtigen Clan eingeheiratet, und diese Verwandtschaft war nicht gerade zimperlich. Ich konnte es mir nicht leisten, in ihren Augen schwach zu erscheinen … oder in meinen eigenen.
    Ich drehte mich wieder zu Hyto um. »Ich werde nicht selbst die Hand gegen dich erheben – ich will mich nicht besudeln, indem ich dich anrühre. Aber ich fordere deinen Tod – für die ehrenwerte Vishana, für den ehrenwerten Iampaatar und für mich selbst. Du sollst durch einen Blitzschlag sterben – ein schneller, sauberer Tod.« Ich würde mich nicht auf sein Niveau herabwürdigen. Sosehr ich danach getrachtet hatte, ihn zu foltern, bis er schrie, wie er mich hatte schreien lassen – ich würde nicht so tief sinken und werden, was er war: ein Sadist.
    Der Schwingenfürst fing meinen Blick auf. »Ist das Euer Wille? Dass Hyto von einem Blitz erschlagen wird?«
    »Das ist mein Wille.« Ich wechselte Blicke mit Smoky und Vishana, und beide lächelten

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