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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mir half. Ich streckte die Hand aus und berührte sacht ihren Arm. » Bitte, bitte hilf mir. Ich kann allein den Gedanken nicht ertragen, zu ihm zu gehen. Er wird … Du hast sicher gesehen, was er mit anderen – Spielsachen – gemacht hat, nicht wahr? Wie viele haben überlebt? Wie viele schreien verzweifelt um Hilfe, wenn er sie in Fetzen reißt? Wie viele Häuflein Knochen hat er schon beiseitegeworfen?«
    Tränen traten ihr in die Augen. »Du siehst meiner Sinofar so ähnlich. So ähnlich … aber sie ist nicht hier, ich kann sie nicht mehr beschützen. Meinen Sohn schon.« Mit entschlossenem Kopfschütteln fügte sie hinzu: »Ich kann nichts für dich tun. Ich kann nicht riskieren, dass meinem eigen Fleisch und Blut noch mehr Leid geschieht, um einer Fremden zu helfen.«
    Ich ließ die Hand sinken. Natürlich konnte sie das nicht, und das war mir klar – mein eigenes Herz und mein Bauch sagten es mir. Ich erwartete nicht, dass sie ihren Sohn für mich opferte. »Ja. Und genau darum bitte ich dich, nicht wahr? Es tut mir leid. Ich verstehe, dass du mir nicht helfen kannst. Ich würde meine Schwestern auch nicht um einer Fremden willen in Gefahr bringen.« Resigniert und starr ließ ich die Decke von meinen Schultern rutschen. »Wo sind meine Sachen?«
    »Er wünscht, dass du trägst, was er für dich ausgesucht hat.« Hanna streckte plötzlich die Hand aus und umklammerte mein Handgelenk. »Bitte hasse mich nicht«, sagte sie und sah mich flehentlich an.
    »Das tue ich nicht«, entgegnete ich aufrichtig und schüttelte den Kopf. »Ich hasse dich nicht, aber du musst verstehen, dass ich sehr wahrscheinlich in den Tod gehe. Und er benutzt mich, um meinem Ehemann – seinem eigenen Sohn – eine Falle zu stellen. Verstehst du nicht? Hyto ist mein Schwiegervater. «
    Eine Mischung aus Abscheu und Entsetzen breitete sich über ihr Gesicht. »Nein. Du gehörst zu seiner Familie?«
    »Anscheinend bedeutet das Hyto überhaupt nichts.« Ich wappnete mich und streckte die Arme aus. Ich würde stark sein und irgendwie mit dem fertig werden müssen, was mich erwartete, denn im Moment sah ich absolut keinen Ausweg. »Zieh mich an.«
    Hanna wich meinem Blick aus. Wortlos begann sie mit einem silbernen Tanga. Ich trat hinein, und als sie ihn mir hochzog, glitt der seidige Stoff angenehm über meine Haut. Aber mein Hintern hatte sich noch nie so entblößt angefühlt, selbst wenn ich nackt war.
    Ich kam mir vor wie eine preisgekrönte Milchkuh, die zur Schau gestellt werden sollte, ehe sie dann doch zum Schlachter kam. Hanna legte mir ein durchscheinendes Gewand um die Schultern, das nur vorne, sehr weit unten, mit einer Brosche geschlossen wurde, so dass meine Brüste sich nackt und rund über dem Stoff wölbten. Ich erschauerte, als sie meine Brustwarzen mit einem glitzernden, eisblauen Puder betupfte.
    So gut ich mich in meinem Körper auch fühlte – bei der bloßen Vorstellung, dass Hyto mich nackt sehen sollte, wurde mir übel. Ich wollte nur noch weglaufen und mich verstecken. Vielleicht sollte ich auch gleich von diesem Felsvorsprung draußen springen wie vom Rand der Welt und in den kalten Tod fliegen. Der Gedanke war sogar tröstlich – wenn seine Folter zu qualvoll wurde, konnte ich mich immer noch in die Tiefe stürzen.
    »Du musst etwas essen, ehe du hineingehst.« Sie führte mich zu einem Tisch, ich setzte mich und bekam eine Scheibe geröstetes Brot vorgesetzt, die dick mit weichem Käse bestrichen war. Er duftete ganz leicht nach Honig, und obwohl mein Magen protestierte, zwang ich mich zu essen. Ich würde alle Kraft brauchen, die ich sammeln konnte. Hanna bot mir einen Humpen Bier an, und auch das trank ich, wobei ich über den durchdringenden Hefegeschmack das Gesicht verzog.
    »Nicht zu glauben, wo ich hier bin.« Ich starrte in den Bierkrug. Vielleicht könnte ich das schaffen, was Chase getan hatte – mich körperlich auf die Astralebene versetzen. Von dort aus würde ich auf jeden Fall wieder nach Hause finden. Aber ohne die Hilfe der Mondmutter oder anderer magischer Unterstützung hatte ich das noch nie gemacht. So etwas war nicht gerade meine Stärke, und ich wusste nicht recht, wie ich es hätte anstellen sollen. Aber wenn Chase es geschafft hatte … konnte ich das vielleicht auch?
    Drei Glockentöne hallten durch die Höhle. Hanna riss mir hektisch den Bierkrug aus der Hand und deutete in eine Ecke, wo sich ein Loch im Boden befand. Grobe Papierfetzen lagen daneben. »Geh zur

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